„ebm-Papst ist kein Gutmensch-Unternehmen“

Vor allem in Asien und Nordamerika will EBM-Papst expandieren. Ziel ist, weltweite Spiegelorganisationen aufzubauen. Wie das gelingen soll, wie das Unternehmen mit Plagiatoren umgeht und warum sich das Engagement in der Formel 1 lohnt, erklärt der Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer.

Dann ist ebm-Papst also ein Gutmensch-Unternehmen?

Sicherlich nicht, aber die Themen Nachhaltigkeit und Energieeffizienz sind klar im Unternehmensfokus. Als Zulieferer, der nach außen kaum sichtbar ist, sind wir einem enormen Preisdruck ausgesetzt. Deswegen müssen wir stetig unsere Effizienz steigern. Mit den kleineren, energiesparenden und günstigeren Produkten sorgen wir dafür, dass Kunden ältere ersetzen. Das sorgt für eine Kultur der Energie- und Ressourceneffizienz. Dafür setzen wir auch Energiescouts bei uns ein. Unser Motto ist Effizienz durch Hightech, und deswegen passt die Formel 1 hervorragend zu uns.

Lohnt sich das Engagement?

Pauschal lässt sich das nicht beantworten. Es kostet zwar, allerdings rücken wir dadurch auch stärker in den Fokus von Mercedes. Es besteht die Chance, so viel

Zentrale von ebm-papst in Mulfingen: Von Schwaben in die Welt. (© ebm-papst)
Zentrale von ebm-papst in Mulfingen: Von Schwaben in die Welt. (© ebm-papst)

Geschäft zu generieren, dass sich das Engagement amortisiert. Wir betrachten unser Engagement in der Formel 1 als eine Investition.

Der Anteil des Umsatzes, den Sie im Ausland erwirtschaften, liegt bereits bei 75 Prozent. Wird dieser künftig noch größer werden?

Sicherlich wird er weiter wachsen. Das ergibt sich daraus, dass die Wachstumsmärkte außerhalb Europas liegen. Für uns liegen sie vor allem in Asien und in Nordamerika. In diesen Regionen werden wir unsere Produktionskapazitäten überproportional ausbauen. Dementsprechend wird auch der Personalaufbau dort stärker zulegen. Im Moment exportieren wir noch relativ viel aus Europa heraus. Der Anteil soll künftig geringer werden.

Spüren Sie die Entschleunigung des Wachstums in China?

Auch uns trifft sie. Allerdings arbeiten wir daran, diese für uns zu nutzen, indem wir neue Kunden suchen und die Vertriebsarbeit stärken. Sobald das Wachstum wieder anzieht, werden wir profitieren.

Wie stark belasten Sie Plagiate?

Wir verlieren jedes Jahr zwischen 150 und 200 Mio. Euro Umsatz durch Nachahmungen.

Was tun Sie dagegen?

Produktion in Mulfingen: Industrie 4.0 wird immer wichtiger. (© ebm-papst)
Produktion in Mulfingen: Industrie 4.0 wird immer wichtiger. (© ebm-papst)

Verletzt jemand ein Patent- oder ein Gebrauchsmuster, ist es relativ einfach. Mithilfe der Behörden verfolgen wir die Plagiatoren. Schwieriger ist es mit Produkten, die meist etwas älter sind. Die werden einfach kopiert, dagegen kann man wenig ausrichten. Besonders dreist ist es, wenn auch noch unser Name auf den Produkten steht. Sie werden also nicht nur nachgemacht, sondern gefälscht. Immer wieder werden bei Razzien Fälschernester ausgehoben. Die wirksamste Methode sich dagegen zu schützen ist, innovativ zu sein. 40 Prozent des Umsatzes machen wir mit Produkten, die weniger als vier Jahre alt sind.

Insgesamt haben Sie 15.000 verschiedene Produkte, Werke in 18 Ländern und beschäftigen knapp 1.000 Ingenieure. Sehen Sie sich als Weltkonzern oder als Familienunternehmen?

Wir sind nach wie vor ein Familienunternehmen. Die drei Familien, denen das Unternehmen gehört, haben klare Wertvorstellungen. Wir rücken den Menschen in den Mittelpunkt, haben hohe Ansprüche an uns im Umgang mit den Kunden, Lieferanten und Stakeholdern. Das heißt allerdings nicht, dass die Ergebniserwartung geringer ist und wir weniger wagen. Im Gegenteil: Bereits fünf Jahre nach der Gründung haben wir mit der Internationalisierung begonnen. Die Nähe zum Kunden war schon immer wichtig.

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