„ebm-Papst ist kein Gutmensch-Unternehmen“

Vor allem in Asien und Nordamerika will EBM-Papst expandieren. Ziel ist, weltweite Spiegelorganisationen aufzubauen. Wie das gelingen soll, wie das Unternehmen mit Plagiatoren umgeht und warum sich das Engagement in der Formel 1 lohnt, erklärt der Vorstandsvorsitzende Rainer Hundsdörfer.

Sie wollen nicht nur international agieren, sondern sich global aufstellen. Was heißt das?

Unser Ziel ist es, Spiegelorganisationen in verschiedenen Ländern aufzubauen. Angepasst an die Größe des ausländischen Marktes wollen wir Strukturen einziehen, wie wir sie in Deutschland bereits haben. Für den Kunden passend wollen wir mit den gleichen Methoden und der gleichen Qualität Produkte entwickeln, um den Großteil des Marktes in der Region für die Region abzudecken.

Innovativ sind Sie auch in der Vernetzung Ihrer Produktionsanlagen. Früh haben Sie sich mit Industrie 4.0 beschäftigt. Wie weit sind Sie damit?

Was wir heute machen, sind punktuelle Anwendungen. Die Digitalisierung wird sämtliche Prozesse unterstützen oder sogar ersetzen. Wir überlegen uns deswegen, welche Geschäftsmodelle sich aus den neuen technologischen Möglichkeiten ergeben könnten. Hinterfragt man nicht ständig sämtliche Produkte und Prozesse, ist man eines Tages nicht mehr überlebensfähig.

Technik von ebm-Papst: Sie wird weltweit kopiert. (© ebm-papst)
Technik von ebm-Papst: Sie wird weltweit kopiert. (© ebm-papst)

176 Mio. Euro, also rund zehn Prozent des Umsatzes, investieren Sie im aktuellen Geschäftsjahr. Wo fließt das Geld hin?

Im Moment liegt der Schwerpunkt auf Deutschland, weil wir einige Dinge nachziehen müssen. Wir bauen ein neues Entwicklungszentrum und ein Logistikzentrum. Aber auch in Osteuropa sind wir tätig. Das wird sich allerdings künftig wieder verschieben.

Wie finanzieren Sie diese Investitionen?

Aus dem Cashflow.

Denken Sie auch über alternative Finanzierungsformen nach?

Müssen wir nicht. Eine unserer Prämissen ist die finanzielle Unabhängigkeit. Wir wollen entscheiden, nicht die Bank über uns.

Sie sind ein Verfechter von TTIP. Können Sie nachvollziehen, dass es auch viele Gegner gibt?

Nein, kann ich nicht. Deutschland hat mehr als 50 bilaterale Abkommen mit allen möglichen Ländern geschlossen. Die Sorge, dass die Standards in den USA geringer sind, ist unberechtigt. Sie sind anders, jedoch nicht niedriger. Es ist etwa viel schwieriger, die Zulassung dort für ein Medikament zu bekommen als in Deutschland. Sollte das Abkommen nicht zustande kommen, verschenken wir eine große Chance.


Zur Person

Rainer Hundsdörfer ist seit September 2012 Vorsitzender der Geschäftsführung der ebm-Papst-Gruppe. Von 2008 bis 2012 war der Wirtschaftsingenieur Vorsitzender der Geschäftsleitung Industrie bei der Schaeffler AG. Davor war er sechs Jahre lang CEO bei der Michael Weinig AG. www.ebmpapst.com

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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