Durchblick im Förderdschungel für KMU

Über 2.500 Programme bieten Chancen – fordern aber ein genaueres Befassen mit der Materie

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Kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) stehen bei der Finanzierung von Investitionen und der Umsetzung von Projekten, etwa im Rahmen der Digitalisierung, vielerlei staatliche Förderprogramme zur Verfügung. Angesichts der Fülle an Angeboten fällt die Wahl des richtigen Programms allerdings oft nicht leicht. Der folgende Beitrag verschafft deshalb einen ersten Einblick in das Thema Fördermöglichkeiten.

KMU haben selten ein großes finanzielles Polster für Investitionen in Modernisierungsprojekte oder die Entwicklung neuer Produkte und Leistungen. Dennoch muss der Mittelstand zunehmend auf sich durch die Digitalisierung oder Energiewende verändernde Rahmenbedingungen reagieren. Um Innovationen voranzubringen und Risiken zu minimieren, gibt es über 2.500 Förderprogramme für deutsche Unternehmen – jeweils mit eigenen Förderzielen, Zugangsvoraussetzungen und Rahmenbedingungen. Vor allem in unsicheren Zeiten stellen solche Fördermittel wesentliche Bausteine in der Finanzierung dar. Sie werden beispielsweise in Form von nicht-rückzahlbaren Zuschüssen, zinsvergünstigten Darlehen, Bürgschaften, Beteiligungen oder steuerlichen Anreizen bereitgestellt.

Hilfe bei Investitionen, Innovationen und Digitalisierung

Durch Investitionen schaffen und sichern Unternehmen Arbeitsplätze und garantieren den Wohlstand der Gesellschaft. Deshalb unterstützen Bund und Länder Investitionsvorhaben. Das größte Investitionsförderprogramm in Deutschland ist die Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ (GRW-Finanzierung). Das Programm unterstützt Investitionen, die langfristig Arbeitsplätze in strukturschwachen Gebieten schaffen. Weiterhin werden Maßnahmen zu Nachhaltigkeit und Energiebeschaffung unterstützt. Die bundesweite Förderung erfolgt hauptsächlich durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Aktuell werden vor allem klimafreundliche Projekte gefördert, die etwa zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes oder zu mehr Energieeffizienz führen, beispielsweise die Anschaffung energiesparender Maschinen. Auch Büro- und Fabrikgebäude haben ein großes Energieeinsparpotenzial. Dazu fördert der „Bundesfonds für effizientes Bauen (BEG EM/BEG NWG)“ energetische Gesamtsanierungen oder optimierte Neubauten mit zinsgünstigen Darlehen.

Innovationen sind entscheidende Erfolgsfaktoren für Unternehmen. Forschungs- und Entwicklungsprogramme kosten jedoch oft große Mengen an Geld, ohne unmittelbaren Ertrag zu bringen. Die mit F&E-Projekten verbundenen Risiken sind für traditionelle Kreditgeber daher meist zu hoch. Um den Wandel und die Technologieentwicklung dennoch voranzubringen, unterstützen Bund und Länder gezielt Unternehmen und Forschungseinrichtungen, die komplexe Innovationen schaffen wollen. Deutschlands bekannteste Innovationsförderprogramme sind das Zentrale Innovationsprogramm Mittelstand (ZIM-Förderung) und KMU-innovativ.

Die digitale Transformation betrifft alle Branchen und Unternehmensbereiche. Um KMU die Digitalisierung zu erleichtern, stellt „Digital Jetzt“ bis zu 50.000 EUR Zuschuss für unternehmensspezifische, individualisierte Hard- und Software sowie Mitarbeiterqualifizierung bereit. Das Förderprogramm „go-digital“ bietet daneben Beratungs- und Umsetzungsleistungen für den Mittelstand und umfasst die Bereiche Digitalisierungsstrategie, IT-Sicherheit, digitalisierte Geschäftsprozesse, Datenkompetenz und digitale Markterschließung. Der ERP-Digitalisierungs- und Innovationskredit der KfW soll den Finanzierungsbedarf von Unternehmen decken, die ihr Geschäftsmodell auf nachhaltige Technologien ausrichten.

EU-Förderung und regionale Programme

Die meisten EU-Fördermittel fließen in regionale Programme und werden über diese vergeben. Es gibt allerdings auch Förderungen, die Unternehmen direkt bei der Europäischen Union beantragen können. Trotz langwieriger Antragsstellung kann sich dies für KMU lohnen, denn es sind Zuschüsse von mehreren Mio. EUR möglich. Die Anlaufstelle für EU-Fördermittel ist das Webportal Zugang zu Finanzmitteln. Die Finanzierung erfolgt durch lokale Finanzinstitute wie die Europäische Investitionsbank (EIB) oder über Vermittler, zu denen zu bestimmten Konditionen auch Fintechs und Kreditplattformen gehören.

Neben nationalen und EU-Förderprogrammen existiert auch eine bundesländerspezifische Förderung. Die Programme der Länder sind hierbei an deren jeweiligen wirtschaftspolitischen Schwerpunkten ausgerichtet. In Hessen beispielsweise erfolgt die Förderung über das zuständige Förderinstitut: die Wirtschafts- und Infrastrukturbank Hessen (WIBank). Bekannte Förderprogramme für in dem Bundesland ansässige Unternehmen sind die Innovationsförderung Hessen und die Energieeffizienzförderung Hessen. Auch die wichtigste Regionalförderung, die GRW-Förderung Hessen, fördert Investitionen in Gebäude, Hallen, Anlagen, Maschinen und bestimmte immaterielle Wirtschaftsgüter.

Ergänzende Bausteine: vom Bankkredit bis zum Fintech

Eine Förderung allein reicht in vielen Fällen nicht aus, um das gesamte Vorhaben durchzufinanzieren. Hier kann ein traditioneller Bankkredit ein weiterer Baustein sein. Aufgrund strenger Vorschriften, komplexer interner Strukturen und umfassender Antragsverfahren kann die Bearbeitung von Kreditanträgen jedoch länger dauern. Die Hausbank ist nicht immer die optimale Option, wenn KMU schnell und flexibel Kapital benötigen.

Neben der Koordinierung von Förderungen bietet die KfW auch Unternehmerkredite. Der KfW-Unternehmerkredit muss dabei über die Hausbank beantragt werden und wird nur gewährt, wenn das Finanzinstitut den Kreditantrag nach eingehender Prüfung bewilligt. Auch hier muss der Zeitfaktor berücksichtigt werden, da die Kreditabwicklung beim KfW-Kredit ebenfalls von der Hausbank übernommen wird.

Es besteht auch die Möglichkeit, sich ein Darlehen von einem Fintech wie creditshelf arrangieren zu lassen. Solche Fintechs mit eigener Online-Kreditplattform bieten oft zeitnahe Aussagen zur Machbarkeit und einen transparenten, schlanken Kreditprozess. Dementsprechend bieten sich Fintechlösungen für Unternehmen an, die schnelle Liquidität und einen flexiblen Finanzierungsbaustein benötigen. Auch Unternehmenskredite ohne dingliche Sicherheiten oder umfassendes Eigenkapital sind möglich. Diese Fintechs haben sich auf die Bedürfnisse von KMU spezialisiert und bieten somit passende Kredite für mittelständische Investitions- und Modernisierungsvorhaben.

FAZIT

Ob Investition, Produktentwicklung, Digitalisierung oder ein anderes Vorhaben – in den meisten Fällen existiert ein dazu passendes Förderprogramm. Es lohnt sich für Unternehmer, die auf Bundes- und Landesebene oder über die EU verfügbare Unterstützung zu prüfen. Bei den meisten Projekten führt der Weg dann zur Hausbank. Sie koordiniert die Bearbeitung des Antrags und die Weiterleitung an den vorgesehenen Fördermittelkreditgeber. Reicht die Förderung nicht, ergänzen klassische Bankkredite, KfW-Darlehen oder Firmenkredite von Fintechs die Finanzierungsmöglichkeiten.


Der Beitrag ist in der Unternehmeredition-Magazinausgabe 2/2023 erschienen.

Autorenprofil
Carmen Hummel

Carmen Hummel ist Senior Partner Managerin bei creditshelf. Mit über 25 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche ist sie Expertin in den Bereichen Corporate Finance, Kreditanalyse, Rating sowie Business Development. Vor ihrer Tätigkeit bei creditshelf hatte sie Schlüsselpositionen in renommierten Unternehmen der UniCredit/HVB, Deutsche Bank sowie der Scope Group inne.

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