Diplomatie nicht vergessen

Die Entschärfung der angespannten deutsch-russischen Beziehungen bedarf einer Entspannungspolitik. Deutschland sollte anstelle der Verschärfung von Sanktionen Möglichkeiten diskutieren, durch wirtschaftlichen Interessenausgleich einen Korridor der Zusammenarbeit mit Russland zu erhalten. 

Sanktionspolitik hat negative Folgen für deutsche Unternehmen

Mit Blick auf die zukünftigen Herausforderungen in der Weltwirtschaft ist eine deutsch-russische Annäherung gleichermaßen erstrebenswert. Eine Weiterführung oder gar Eskalation der Sanktionspolitik könnte in einer Spirale der Aufrüstung münden, die knappe Ressourcen auf beiden Seiten bindet. Aus gesellschaftlicher Sicht wäre es erstrebenswerter, ebenjene Ressourcen für die Lösung dringender Probleme zu nutzen – der demografische Wandel, Umwelt, Klima und Energie sowie die anhaltende Flüchtlingsproblematik und Europas Wettbewerbsfähigkeit sind nur einige Beispiele. In jedem Fall ist verbale und militärische Gewalt kein geeignetes Instrument zur Imitierung und letztlich Umsetzung der Entspannungspolitik.

Wenn es der westlichen Staatengemeinschaft, insbesondere Deutschland und Europa, nicht gelingt, Russland konstruktiv in ihre Wirtschaftssphäre zu integrieren, dann stärken wir damit letztlich die Anstrengungen der BRICS-Staaten, untereinander zu kooperieren und den Westen außen vor zu lassen. Denken wir an die Energielieferungen Russlands an China sowie die Gründung einer Entwicklungsbank als alternative Institution zur Weltbank seitens der BRICS-Länder. Somit könnten Fehler, die heute in der Entwicklung der deutsch-russischen Diplomatie gemacht werden, zukünftig den Handlungsspielraum deutscher Unternehmen erheblich einschränken.

Fazit

Es wäre also erforderlich, einen wohl- und großangelegten diplomatischen Vorstoß zu starten. Es gilt die eigenen Wirtschaftsinteressen und diejenigen Russlands grundlegend zu vergegenwärtigen und dann mit konstruktiven, langfristig orientierten Vorschlägen in Verhandlungen zu gehen. Dabei sollte der gleichberechtigte Umgang von Interessen, insbesondere unter Berücksichtigung der Interessen der ukrainischen Bevölkerung, im Zentrum der Verhandlungen stehen. Die politische Dimension des Ukraine-Konflikts ist schließlich eng verknüpft mit der wirtschaftlichen Dimension.


Zur Person

Prof. Dr. Thorsten Posselt/ Fraunhofer MOEZProf. Dr. Thorsten Posselt ist Leiter des Fraunhofer MOEZ und Professor für Innovationsmanagement und Innovationsökonomik an der Universität Leipzig. Er hat Volkswirtschaftslehre an der J.W. Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University, USA, studiert. Von 2000 bis 2005 war er Professor für Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit Schwerpunkt Dienstleistungsmanagement an der Universität Leipzig. Im Anschluss daran war er sechs Jahre lang Professor für BWL, insbesondere Handel, Service Management und E-Commerce, an der Bergischen Universität Wuppertal, bevor er 2008 zurück nach Leipzig ging, um dort die Leitung des Fraunhofer MOEZ zu übernehmen. www.moez.fraunhofer.de

Autorenprofil

Prof. Dr. Thorsten Posselt ist Leiter des Fraunhofer MOEZ und Professor für Innovationsmanagement und Innovationsökonomik an der Universität Leipzig. Er hat Volkswirtschaftslehre an der J.W. Goethe-Universität in Frankfurt am Main und Wirtschaftswissenschaften an der Stanford University, USA, studiert. Von 2000 bis 2005 war er Professor für Betriebswirtschaftslehre (BWL) mit Schwerpunkt Dienstleistungsmanagement an der Universität Leipzig. Im Anschluss daran war er sechs Jahre lang Professor für BWL, insbesondere Handel, Service Management und E-Commerce, an der Bergischen Universität Wuppertal, bevor er 2008 zurück nach Leipzig ging, um dort die Leitung des Fraunhofer MOEZ zu übernehmen.

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