DIHK sieht weiter keine Erholung

Foto: © Miha Creative_AdobeStock
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Die deutsche Wirtschaft kommt auch im Frühsommer 2025 nicht aus ihrer Schwächephase. Nach zwei Jahren Rezession zeigen sich laut der aktuellen Konjunkturumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) nur punktuelle Lichtblicke. Die allgemeine Stimmung in den Unternehmen bleibt jedoch gedrückt. Der DIHK-Stimmungsindex, der auf Rückmeldungen von über 23.000 Betrieben basiert, liegt bei 94,9 Punkten. Damit verharrt er klar im pessimistischen Bereich. DIHK-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov betonte bei der Vorstellung der Ergebnisse: „Keiner unserer Indikatoren ist positiv. Der wirtschaftliche Aufbruch ist weiterhin nicht in Sicht.“

Drittes Rezessionsjahr droht

Trotz eines starken ersten Quartals rechnet die DIHK für das Gesamtjahr 2025 weiterhin mit einem Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um 0,3 %. Sollte diese Prognose eintreffen, wäre es das dritte Jahr in Folge mit einer schrumpfenden Wirtschaftsleistung – ein Novum in der Geschichte der Bundesrepublik. Melnikov mahnte daher, 2025 dürfe „kein verlorenes Jahr“ werden. Der Zeitpunkt für einen wirtschaftspolitischen Kurswechsel sei jetzt gekommen. Die neue Bundesregierung müsse noch vor der Sommerpause konkrete Maßnahmen liefern. Von den angekündigten Veränderungen sei in der Unternehmensrealität bislang nichts angekommen.

Rahmenbedingungen bleiben zentrales Risiko

Die größten Geschäftsrisiken bleiben laut Umfrage nahezu unverändert. 59 % der Unternehmen sehen die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen als zentrales Problem. Die Inlandsnachfrage wurde von 57 % genannt, die Arbeitskosten von 56 % – ein Rekordwert. Besonders betroffen seien personalintensive Branchen wie das Gastgewerbe sowie die Industrie. Zudem sorgen steigende Sozialabgaben, der gesetzliche Mindestlohn und weiterhin hohe Energie- und Rohstoffpreise für zusätzliche Belastung. In der energieintensiven Industrie sehen 71% der Betriebe die hohen Energiekosten als bedeutendes Geschäftsrisiko.

Erwartungen leicht verbessert – Investitionen schwach

Zwar hat sich der Anteil der Unternehmen, die negativ in die Zukunft blicken, von 31 auf 26 % verringert, doch das Niveau bleibt insgesamt niedrig. Nur 16 % der Betriebe zeigen sich optimistisch. Auch die aktuelle Geschäftslage wird von jeweils einem Viertel als gut oder schlecht eingeschätzt – der schwächste Wert seit der Corona-Krise.

Deutlich schlechter fällt die Bewertung der Exportaussichten aus. Internationale Unsicherheiten, insbesondere die US-Zollpolitik, bremsen die Nachfrage. Investitionen bleiben zurückhaltend: Ein Drittel der Betriebe plant Kürzungen, nur knapp ein Viertel will ausbauen. Der Saldo der Investitionsabsichten bleibt klar unter dem langjährigen Durchschnitt. Angesichts dieser Entwicklung fordert die DIHK konkrete Maßnahmen: eine Senkung der Stromsteuer, Einführung der One-in-two-out-Regel, Erleichterungen bei Abschreibungen und eine Halbierung der Übertragungsnetzentgelte. Nur durch eine gemeinsame Kraftanstrengung von Politik und Wirtschaft könne die deutsche Konjunktur stabilisiert werden. „Die neue Bundesregierung hat es in der Hand“, so Melnikov. „Jetzt zählt die Umsetzung – und zwar schnell.“

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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