Die schlechten Nachrichten für die Wirtschaft reißen nicht ab

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Die Ferien sind in den meisten Bundesländer vorbei – die Büros füllen sich wieder. Und es gibt auch jede Menge neue Analysen und Prognosen zur wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland. Leider sind die aktuellen Nachrichten nicht sehr erfreulich – sie machen wenig Mut.

Die Stimmung in den deutschen Chefetagen hat sich nach Angaben des Münchener ifo-Instituts weiter eingetrübt: Der ifo-Geschäftsklimaindex ist im August erneut gesunken. Das ist bereits der vierte Rückgang in Folge. „Die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage fiel auf den niedrigsten Stand seit August 2020. Zudem blicken die Unternehmen pessimistischer auf die kommenden Monate. Die Durststrecke der deutschen Wirtschaft verlängert sich“, kommentiert Ifo-Präsident Clemens Fuest. Im Verarbeitenden Gewerbe seien die Unternehmen insbesondere mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden und auch die Erwartungen blieben laut ifo merklich pessimistisch. Die Unternehmen klagten über immer weniger Neuaufträge. Auch im Dienstleistungssektor hat sich das Geschäftsklima merklich abgekühlt. Im Bauhauptgewerbe setzte der Geschäftsklimaindikator seine Talfahrt fort. Die Unternehmen waren merklich unzufriedener mit den laufenden Geschäften.

S&P Global: Deutsche Wirtschaft schrumpft

Die deutsche Wirtschaft verzeichnete im August nach Berechnungen des Wirtschaftsinformationsdienstleisters S&P Global den stärksten Wachstumsrückgang seit über drei Jahren. Ausschlaggebend dafür seien der beschleunigte Rückgang der Industrieproduktion und neuerliche Geschäftseinbußen im Servicesektor. Der Ausblick bleibt nach Ansicht der Konjunkturforscher  pessimistisch, da die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen wegen der steigenden Zinsen, der Unsicherheit auf Kundenseite und der hohen Inflation zurückging. In der Industrie sei das Neugeschäft wegen des Lagerabbaus und der Ausgabenzurückhaltung auf Kundenseite so stark eingebrochen wie zuletzt im Mai 2020.

Auch die Dienstleister hätten hohe Auftragsverluste hinnehmen müssen. Wegen des Mangels an Neuaufträgen habe sich der Rückgang der Auftragsbestände zum fünften Mal hintereinander beschleunigt. Besonders rasant seien die Auftragsbestände in der Industrie gesunken, was die Einstellungsbereitschaft erheblich dämpfte. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentiert: „Die Hoffnung, dass die Dienstleister die deutsche Wirtschaft retten könnten, hat sich in Luft aufgelöst. Stattdessen ist der Servicesektor dabei, sich der Rezession im verarbeitenden Gewerbe anzuschließen, die im zweiten Quartal begonnen zu haben scheint. Unser BIP-Nowcast-Modell, das die PMI-Vorabschätzung mit einbezieht, zeigt nun einen stärkeren Rückgang der gesamten Wirtschaft als zuvor an, nämlich um fast -1%.“

Wettbewerbsposition für Maschinenbau schlechter

Im Wettbewerb um Marktanteile hat sich die Position deutscher Maschinenbauer verschlechtert. Das geht aus der Umfrage des ifo Instituts hervor. „Auf Absatzmärkten außerhalb der EU hat die Konkurrenz vor allem aus China für den deutschen Maschinenbau besonders zugenommen“, sagt Nicolas Bunde, Branchenexperte am ifo Institut.  Zuletzt fiel der Wert auf ein ähnlich niedriges Niveau in der Finanzkrise im Januar 2009.  Das Fehlen geeigneter Fachkräfte und der Mangel wichtiger Vorprodukte schränkten die Produktion im Maschinenbau häufig ein. „Für den in Deutschland sehr mittelständisch geprägten Maschinenbau ist der Fachkräftemangel eine besondere Herausforderung“, sagt Bunde.

Verbraucherstimmung stagniert auf niedrigem Niveau

Die Schwächephase der deutschen Wirtschaft hält an. Die Verbraucherinnen und Verbraucher geben sich für den August allerdings davon weitgehend unbeeindruckt, denn das aktuelle HDE-Konsumbarometer des Handelsverbands Deutschlands (HDE) bleibt stabil auf dem Niveau des Vormonats. Allerdings käme auch kein weiterer Optimismus auf, von einer Erholung kann laut HDE daher keine Rede sein. Damit dürfte sich der private Konsum in den kommenden Monaten nur äußerst schwach entwickeln. Positiv sei zu bewerten, dass die aktuelle Verbraucherstimmung bislang nicht der weiteren Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen Umfelds folge. Dies stimme etwas optimistisch für die potenzielle Entwicklung des privaten Konsums in den kommenden Wochen.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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