Die Institution „Family Office“ als wissenschaftliches Forschungsobjekt

Der Anbietermarkt von Family-Office-Dienstleistungen ist in den letzten Jahren rasant gewachsen. Die Institution „Family Office“ ist mittlerweile aus dem Finanzdienstleistungssektor, der sich auf die Betreuung besonders Wohlhabender konzentriert, nicht mehr wegzudenken. Dies hat vor einiger Zeit auch die Wissenschaft erkannt.

Juniorprofessur Family Offices an der WHU Otto Beisheim School of Management

Die Juniorprofessur für Family Offices an der WHU Otto Beisheim School of Management, besetzt durch Frau Dr. Carolin Decker, beschäftigt sich mit einem breiten Spektrum an Forschungsfragen rund um das Phänomen Family Office.

Family Offices sollen das Vermögen von Unternehmerfamilien bewahren und kundenspezifische Dienstleistungen bereitstellen, welche die zukünftige Vermögensentwicklung unterstützen. Sie sind in ihren Formen, Geschäftsmodellen und Aufgaben so vielfältig wie die Familien, deren Vermögen sie betreuen. Angesichts dieser Vielfalt stellt sich die Frage, was ein Family Office eigentlich genau ist, warum und wann es gegründet wird und wie es von anderen Formen privater Vermögensverwaltung abgegrenzt werden kann. Damit verbunden ist die Frage, wann welche Art von Family Office am besten die Anforderungen der Vermögensinhaber erfüllt und welche Handlungsalternativen daraus für Familienunternehmen und Unternehmerfamilien erwachsen.

Die Forschungsarbeiten von Frau Dr. Decker konzentrieren sich daher auf die Organisationsformen und Governance-Strukturen von Family Offices, auf deren Funktion als Netzwerkorganisationen sowie auf die Geschäftsmodelle von Multi Family Offices.

Das nachfrageorientierte Forschungsprojekt der Universität Witten Herdecke

Zunehmend mehr Unternehmerfamilien denken heute darüber nach, den konventionellen Weg der Verwaltung ihres Privatvermögens zu verlassen und anstelle dessen die Steuerung des Vermögensmanagements einem Family Office zu überlassen. Andererseits wächst das Angebot von Family-Office-Dienstleistungen in Deutschland stetig und hat sich in der vergangenen Dekade rasant verändert. Die Folge ist ein sehr heterogenes und oftmals auch intransparentes Angebot. Gleichzeitig steht dieser diffusen Angebotsseite eine ebenso heterogene Nachfrage, mit sehr unterschiedlichen Präferenzen, gegenüber.

An diesem Punkt setzt das Forschungsprojekt von Professor Dr. André Schmidt an, Inhaber des Lehrstuhls Makroökonomie und Internationale Finanzwirtschaft der Universität Witten Herdecke. Ausgehend von der Prämisse, dass das Family Office ein wichtiges Instrument der wirtschaftlichen Bestandssicherung der Unternehmerfamilie ist, werden im ersten Schritt vor allem die Präferenz- und Bedarfsstrukturen der Vermögensinhaber genauer analysiert, und zwar mithilfe einer deutschlandweiten Befragung von Unternehmerfamilien.

In einer zweiten Phase wird dann untersucht, inwieweit die am Markt bestehenden unterschiedlichen Angebotsstrukturen von Family Offices auch in der Tat zu den Bedarfsstrukturen der Nachfrageseite kongruent sind, sprich, wie umfassend es den Anbietern von Family-Office-Leistungen bisher gelungen ist, die Präferenzen der Nachfrager adäquat zu bedienen.

Fazit

Die Institution Family Office erobert sich eine zunehmende Bedeutung im Finanzdienstleistungssektor für besonders wohlhabende Privatkunden. Die Anforderungen an die Anbieter werden dabei immer komplexer. Gut, dass die Wissenschaft sich dem anspruchsvollen Feld angenommen hat. Sie kann einen wertvollen Beitrag dazu leisten, dass die vielschichtige Bedarfsstruktur der Nachfrager auf bestmögliche Transparenz hinsichtlich der unterschiedlichen Leistungsangebote trifft und jeder Topf seinen Deckel finden kann.


Zur Person

Christoph_WeberChristoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien gründete. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über die Institution des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

Weitere Informationen finden Sie unter:
Beschreibung Forschungsprojekt der Uni Witten/Herdecke
Kurzportrait CFFO Competence Center for Family Office der EBS Business School
Überblick über die Forschungsaktivitäten der Juniorprofessur zum Thema Family Offices

Autorenprofil

Christoph Weber ist geschäftsführender Gesellschafter des WSH Family Office in Düsseldorf, das er 1999 mit zwei Unternehmern als klassisches Multi Family Office für die Gründerfamilien sowie eine begrenzte Anzahl weiterer Unternehmerfamilien gründete. Seit vielen Jahren hat er sich im Dialog mit der Wissenschaft der Aufklärungsarbeit über das Institut des Unternehmer-Family-Office verschrieben. www.w-s-h.com

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