Die Stimmung der Unternehmen in Deutschland hat sich merklich eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex sank im Juli bereits zum dritten Mal in Folge. Die Unternehmen seien weniger zufrieden mit den laufenden Geschäften und blickten skeptischer auf die kommenden Monate. “Die deutsche Wirtschaft steckt weiterhin in der Krise”, erklärt Clemens Fuest, Präsident des Münchner ifo-Instituts heute. Im verarbeitenden Gewerbe ist das Geschäftsklima deutlich gesunken. Die Beurteilungen der aktuellen Lage fielen erheblich schlechter aus.
Auch die Erwartungen trübten sich ein, und die Auftragsbestände gingen erneut zurück. Die Kapazitätsauslastung sank auf 77,5%, was sechs Prozentpunkte unter dem langfristigen Mittelwert liege. Auch im Dienstleistungssektor ist der Index nach einer Erholung in den letzten Monaten wieder gesunken. Dies liege vor allem an pessimistischeren Erwartungen. Die aktuelle Lage wurde gemäß der ifo-Befragung ebenfalls etwas schlechter bewertet als zuvor. Auch im Handel habe sich das Geschäftsklima ebenfalls verschlechtert. Die Unternehmen waren mit den laufenden Geschäften weniger zufrieden, insbesondere im Einzelhandel. Auch die Erwartungen für die Zukunft zeigten größere Zweifel.
S&P Global sieht ebenfalls Rezession
Die deutsche Wirtschaft ist im Juli wieder in den rezessiven Bereich gerutscht, was hauptsächlich auf die Verschlechterung der Industrie zurückzuführen ist. Dies geht aus der aktuellen Umfrage der Wirtschaftsforscher von S&P Global hervor. Die Lage am Arbeitsmarkt habe sich demnach aufgrund des weit verbreiteten Stellenabbaus ebenfalls verschärft. Die Angebotspreise im Servicesektor wurden nur noch im geringen Umfang angehoben. Gleichzeitig sanken die Einkaufs- und Verkaufspreise in der Industrie nicht mehr ganz so stark wie zuletzt. Dies deute auf eine leichte Stabilisierung der Kosten hin.
Mit 48,7 Punkten rutschte der HCOB Flash Deutschland Composite PMI im Juli erstmals seit vier Monaten wieder unter die neutrale Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Dies signalisiere, dass die Wirtschaftsleistung moderat geschrumpft ist. Der beschleunigte Rückgang der Industrieproduktion und das verlangsamte Wachstum bei den Dienstleistern seien dabei die entscheidenden Faktoren. Die Industrieproduktion sei stark zurückgefahren worden. Die Auftragseingänge in der deutschen Wirtschaft seien laut den Befragten zum zweiten Mal in Folge gesunken. Dies war jedoch erneut auf die Schwäche im verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen, wo das Neugeschäft das höchste Minus seit drei Monaten aufwies.
Beschäftigung sinkt weiter
Im Servicesektor fiel das vierte Auftragsplus in Folge aufgrund rückläufiger Exporte niedriger aus als in den drei Vormonaten. Da die Auftragsbestände in beiden Sektoren mit beschleunigter Rate abnahmen, fiel der Rückgang so stark aus wie zuletzt im Februar. Der Stellenabbau setzte sich zum zweiten Mal hintereinander fort. Am stärksten sanken die Beschäftigtenzahlen in der Industrie, hier wurden per Saldo so viele Arbeitsplätze abgebaut wie seit März nicht mehr. Auch bei den Dienstleistern sank die Beschäftigung erstmals seit sechs Monaten wieder. Dr. Cyrus de la Rubia, Chefökonom der Hamburg Commercial Bank, kommentierte: “Das sieht nach einem ernsthaften Problem aus. Die deutsche Wirtschaft ist in die Schrumpfungszone zurückgefallen. Die entscheidende Rolle spielte dabei der steile und dramatische Rückgang der Produktion im verarbeitenden Gewerbe. Die Hoffnung, dass dieser Sektor von einem besseren globalen Wirtschaftsklima profitieren könnte, löst sich in Luft auf. Da der Composite PMI nun unter 50 Punkten liegt, prognostiziert unser BIP Nowcast, dass die Wirtschaftsleistung im dritten Quartal um 0,4% gegenüber dem zweiten Quartal schrumpfen wird.