Den Anschluss nicht verpassen

Immer mehr Länder in Europa setzen mit staatlichen Förderungen auf die Mitarbeiterbeteiligung. Eine Strategie, bei der es richtig umgesetzt nur Gewinner geben kann. Für Unternehmen ist sie ein nicht zu unterschätzender Erfolgsfaktor für die Zukunft, Arbeitnehmer finden eine attraktive Möglichkeit, Vermögen aufzubauen. Höchste Zeit, auch in Deutschland die Weichen neu zu stellen.

Baustein für eine neue Aktienkultur

Ob der Niedrigzins schon zu einem Umdenken geführt hat, lässt sich nur vermuten. Nach Erhebungen des DAI gab es 2016 in Deutschland 1,1 Millionen Belegschaftsaktionäre, und damit immerhin rund ein Drittel mehr als noch 2014. Allerdings war die Zahl in den beiden Jahren davor auch schon einmal höher als heute. Es ist also nach wie vor ein sehr kleines Pflänzlein, das erst noch gedeihen muss. Gerade die Möglichkeit, anstatt etwa in abstrakte Fonds auch in ein vertrautes Unternehmen zu investieren, könnte ein wichtiger Baustein für die noch immer sehr unterentwickelte Aktienkultur sein. „Die Mitarbeiterbeteiligung ist ein ideales Instrument, um die tiefsitzende Skepsis der Deutschen gegenüber Aktien zu verringern“, betont Bortenlänger.

Alternativen für Arbeitnehmervertreter

Auch die Gewerkschaften denken heute darüber nach, sich bei dem Thema wieder klarer zu positionieren. Sie wollen jedoch Elemente der Mitbestimmung berücksichtigt wissen, die naturgemäß bei den Unternehmen auf Ablehnung stoßen. Fakt ist: Mitarbeiterbeteiligungen sind möglich, ohne die unternehmerische Entscheidungsfreiheit einzuschränken. Und warum sollten in Zeiten, in denen auf politischer Ebene vielleicht Jamaika-Koalitionen funktionieren, nicht auch Unternehmen und Gewerkschaften zu neuen Lösungen kommen? Aus Sicht von Arbeitnehmervertretern kann die Mitarbeiterkapitalbeteiligung zum Beispiel, proaktiv genutzt, ein geeignetes Instrument sein, um im Falle von Unternehmenskrisen oder bei mittel- und langfristig planbarer Nachfolgeregelung den Betrieb fortzuführen und die Arbeitsplätze zu erhalten. „Gewerkschaften sollten dabei in den politischen Arenen im Zuge einer neuen, wirtschaftsdemokratischeren Ausrichtung solche Modelle als eine mögliche Alternative herausstellen und deren Weiterentwicklung fördern“, befindet Walter Vogt, Gewerkschaftssekretär beim IG Metall Vorstand.

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