Cash is King

Renaissance der einfachen Wahrheiten

Die Finanzkrise ist der Auslöser einer Rückbesinnung des Kapitalmarkts auf alte Werte. Viele der in den letzten Jahren hochgejubelten Finanzierungen werden die aktuelle Bereinigung des Markts nicht überleben. Ebenso müssen viele – vermeintliche – Assets in den Bilanzen bald wertberichtigt werden. Businessmodelle und Unternehmensplanungen werden künftig wieder stärker auf ihre Wert- und Nachhaltigkeit hinterfragt, was in vielen Fällen zu einer vollständigen Neubewertung führen wird. Refinanzierungs- und Restrukturierungs-Verhandlungen werden sich auf Gespräche mit jenen Parteien konzentrieren, die im Falle einer Insolvenz alles verlieren. Neben dem reinen Cashbedarf wird in vielen Fällen auch ein hoher Eigenkapitalbedarf entstehen. Vor allem das Zuführen von Eigenkapital wird helfen, mithilfe konservativerer Bilanzrelationen wieder mehr Stabilität in die Unternehmen zu bringen.

Selbstfinanzierung als Königsweg

Die gesamte geschilderte Entwicklung wird den Druck auf die Unternehmen erhöhen, sich wo immer möglich durch einen starken eigenen Cashflow selbst zu finanzieren. Entscheidend hierfür ist die konsequente Nutzung aller Möglichkeiten zur Verbesserung von Ertragskraft und Liquidität. Vielfach bewährte und sicher wirkende Instrumente sind die Optimierung des Working Capital und ein verbessertes Cash Management. Sie kombinieren sofortige Cash-Effekte mit einer mittel- bis langfristigen Optimierung der fundamentalen Ertragskraft. So können etwa Inventar-Bereinigungen und Lager-Abverkäufe sehr kurzfristig Liquidität zuführen. Häufig generieren auch eine stärkere Nachverfolgung überfälliger Forderungen, die Abkehr von der Skonto-Mentalität oder die Straffung des Mahnwesens schnell Cash.
Mittelfristig erlaubt die Optimierung der Supply Chain unter anderem Bestandsreduzierungen und Durchsatz-Beschleunigungen. Finanzierungsalternativen wie Factoring oder das Leasing von Patenten und anderer selbst erstellter Wirtschaftsgüter sollten ebenfalls geprüft werden. Die Optimierung des Cash-Managements im Unternehmen betrifft das gesamte Finanzierungssystem. Die hier mögliche Bandbreite an Maßnahmen reicht von einem konzerninternen Liquiditätsausgleich (“Cash Pooling”) über die Freisetzung blockierter Gelder (“Trapped Cash”) bis hin zur Einführung einer rollierenden Cashplanung, mit der die Planungsqualität erhöht und damit die Steuerbarkeit der Zahlungsströme im Unternehmen vereinfacht werden können. Auch Neuverhandlungen der Zahlungsziele gehören auf die Liste der zu prüfenden Maßnahmen zur Verbesserung des Cashflows.

Fazit:
In einer solchen Finanzierungskrise gilt der Grundsatz “Liquidität vor Ertrag”, und somit ist auch der Verkauf von profitablen Unternehmenseinheiten manchmal unvermeidlich. Es ist ein altes Sprichwort, das die notwendigen Prioritätensetzung gerade in einer Krisensituation auf den Punkt bringt: Revenue is vanity, profit is sanity, but cash is king.


Zu den Personen: Dr. Axel Schulte und Michael Baur
Dr. Axel Schulte und Michael Baur (theiliger@alixpartners.com) sind als Managing Directors bei AlixPartners tätig. Das 1981 in Detroit gegründete Beratungsunternehmen ist auf Turnaroundmanagement und Ertragssteigerungsprogramme spezialisiert. AlixPartners beschäftigt weltweit in dreizehn Büros 800 Mitarbeiter.
www.alixpartners.com

Autorenprofil

Dr. Axel Schulte und Michael Baur (theiliger@alixpartners.com) sind als Managing Directors bei AlixPartners tätig. Das 1981 in Detroit gegründete Beratungsunternehmen ist auf Turnaroundmanagement und Ertragssteigerungsprogramme spezialisiert. AlixPartners beschäftigt weltweit in dreizehn Büros 800 Mitarbeiter.
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