Breites Spektrum zwischen Eigen- und Fremdkapital

Mezzanine – ein exotischer Name für ein exotisches Finanzierungsinstrument. Im Sprachgebrauch der Finanzwirtschaft ist er mittlerweile gang und gäbe, doch viele Unternehmer wissen kaum darüber Bescheid, was sich hinter dem Begriff im Detail verbirgt:

Mezzanine – ein exotischer Name für ein exotisches Finanzierungsinstrument. Im Sprachgebrauch der Finanzwirtschaft ist er mittlerweile gang und gäbe, doch viele Unternehmer wissen kaum darüber Bescheid, was sich hinter dem Begriff im Detail verbirgt: Angelehnt an die italienische Bezeichnung für ein Zwischengeschoss, umfasst Mezzanine Finanzierungen, die mit ihrem Hybridcharakter zwischen Eigen- und Fremdkapital ansetzen.

Kennzeichen von Mezzanine

Trotz der vielfältigen Angebote von Mezzanine gibt es einige vorherrschende Merkmale. Hier ist an erster Stelle die Nachrangigkeit zu nennen: Mezzanine-Geber treten mit ihren Forderungen gegenüber allen anderen Gläubigern zurück, sind nur dem Stammkapital bzw. den Gesellschaftern gegenüber vorrangig zu behandeln. Zudem leistet der Mezzanine-Nehmer in der Regel keine Sicherheiten. Aus dem erheblich höheren Risiko für die Investoren ergibt sich für Mezzanine-Kapital eine höhere Verzinsung als beim klassischen Fremdkapital. Auch wird es dem Unternehmen längerfristig überlassen, die Laufzeit liegt meist zwischen 7 und 10 Jahren. Die Kapitalgeber verzichten dabei auf Mitbestimmung in der Unternehmensführung.

Wann ist Mezzanine sinnvoll?

Aufgrund der Langfristigkeit und des hohen Risikos kommen für Investoren nur Unternehmen in Frage, die bereits seit mehreren Jahren erfolgreich am Markt agieren. Ein stabiler Cashflow, kontinuierliche Entwicklung und gute Ertragschancen reifer Firmen lassen die fehlende Besicherung leichter verschmerzen. Early Stage- oder Turnaround-Finanzierungen scheiden aufgrund unternehmerischer Unsicherheit von vornherein aus. Mezzanine ist branchenunabhängig und bietet sich für die reine Wachstums- oder Expansionsfinanzierung genauso an wie für Veränderungen im Gesellschafterkreis, z. B. Nachfolgeregelungen. Durch seinen eigenkapitalnahen Charakter ist Mezzanine jedoch insbesondere zur Verbesserung der Bilanzstruktur nutzbar. Die bei vielen mittelständischen Unternehmen zu niedrige Eigenkapitalquote wird erhöht, ohne die Gesellschafterstruktur zu verwässern.

Vor- und Nachteile

Mit Stärkung der EK-Quote einher geht ein positiver Effekt auf Bonität und Rating – was wiederum den Kreditspielraum spürbar erweitert. Dabei sind Unabhängigkeit und Mehrheitsverhältnisse sicher, der Unternehmer bleibt der Herr im Haus. Ein weiterer Vorteil von Mezzanine ist die Flexibilität: Firmenspezifische Besonderheiten können bei Laufzeit, Tilgung oder Verzinsung berücksichtigt werden. Bilanziell kann es außerdem meist als Fremdkapital ausgewiesen werden und ist somit als Betriebsausgabe steuerlich absetzbar. Nachteilig an Mezzanine ist dessen hoher Preis – je näher es dem EK kommt, desto kostspieliger sind die Konditionen. Auch das externe Rating, dem sich das kapitalsuchende Unternehmen vor Vertragsabschluss üblicherweise unterziehen muss, kostet viel Geld. Ein weiteres Problem ergibt sich aus der Endfälligkeit, in wirtschaftlich schwierigen Zeiten können Rückzahlung und Anschlussfinanzierung zum unüberwindbaren Hindernis werden. Bei einer Restlaufzeit von unter einem Jahr gilt Mezzanine zudem nicht mehr als EK, es stellt also nur eine Lösung auf Zeit dar.

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