Kapital für Freigeister

Wenn sich etablierte Unternehmen an Start-ups beteiligen, eröffnen sich beiden Seiten neue Perspektiven. Noch aber stehen häufig Zurückhaltung und die Scheu vor Risiken dem Corporate Venturing im Weg.

Innovationssprünge antizipieren

Der Elektrogerätehersteller Miele setzt ebenfalls auf Start-ups. Über die Tochter Miele Venture Capital will Miele systematisch interessante Kandidaten identifizieren und deren Geschäftsideen mit Kapital füttern. „Start-ups sind eine wichtige Quelle für Ideen und Kreativität out oft the box“, sagt Dr. Christian Kluge, Leiter Zentralbereich Controlling der Miele-Gruppe. Gerade finanzstarke Unternehmen mit traditionellen Kernkompetenzen können die Start-ups nutzen, um Innovationen schneller zu erkennen und bei disruptiven Veränderungen vorne mit dabei zu sein. Dafür suchen sie als Jungunternehmer engagierte und gut eingespielte Teams.

Smartline von Miele: Das Unternehmen investiert in innovative Produkte und seit Neuestem in Start-ups.
Smartline von Miele: Das Unternehmen investiert in innovative Produkte und seit Neuestem in Start-ups.

„Die Geschäftsidee sollte einen gewissen Reifegrad erreicht haben, sodass sich bereits auf ersten Kontakten mit potenziellen Kunden, anderen Investoren oder Fürsprechern aufbauen lässt“, konstatiert Kluge. Neben gemeinsamen Entwicklungsprojekten bietet Miele den Start-ups Unterstützung bei der internen Organisation an oder vermittelt Managementkompetenzen. Auch beim Marktzugang greift Miele gerne unter die Arme oder wird selbst Kunde des Unternehmens. Bei einer Kapitalbeteiligung übernimmt der Konzern prinzipiell Minderheitsanteile, ohne dabei das Ruder übernehmen zu wollen: „Ein Herauskaufen des oder der Gründer ist nicht in unserem Interesse“, sagt Kluge. Es gehe vielmehr darum, gute Ideen gemeinsam zur Reife zu bringen.

Start-ups sollen autonom bleiben

An Herausforderungen mangelt es nicht. Das gilt insbesondere auch für die Automobilindustrie, in der Lösungen für künstliche Intelligenz und autonomes Fahren voraussichtlich wichtige Technologien sein werden. Der Autozulieferer ZF Friedrichshafen reagiert darauf mit Investitionen in Start-ups Die konzerneigene Beteiligungsgesellschaft Zukunft Ventures soll den Zugang zu wettbewerbsrelevanten Innovationen erleichtern. „Wir analysieren die Start-up-Szene und identifizieren jene, die weiße Flecken in unserem Technologieportfolio schließen können“, sagt Torsten Gollewski, Geschäftsführer von Zukunft Ventures. Wie Miele investiert ZF Friedrichshafen in Minderheitsbeteiligungen, um den Start-ups bewusst ihre Flexibilität und Autonomie zu lassen. Zukunft Ventures sieht sich Ideen weltweit an, egal ob sie in Deutschland, in den USA oder in Asien entstehen.

Enge Kontakte zu Hochschulen

Im Vergleich zu großen Konzernen fehlen den Führungskräften im Mittelstand die Kapazitäten, um regelmäßig Start-up-Veranstaltungen zu besuchen. Hilfreich ist es da, die Unterstützung von Dienstleistern zu nutzen oder geeignete Mitarbeiter für das Scouting abzustellen. „Dabei sollte schon im Vorfeld möglichst konkret geklärt sein, was man eigentlich sucht. Ebenso fragen wir die Start-ups, was sie dem Mittelstand bieten können“, sagt Baystartup-Manager Rudolph. Eine weitere Aufgabe seines Netzwerks sieht er darin, beiden Seiten die jeweiligen Erwartungen des anderen zu erklären. Systematische Vorbereitung lohnt sich.

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