„Bei Small Caps gingen die Bewertungen nicht so stark zurück“

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Die Beteiligungsgesellschaft Silver Investment Partners fokussiert sich auf kleinere Familienunternehmen, die eine Nachfolge suchen. Verkauft wird erst zu dem für das Unternehmen günstigsten Zeitpunkt.

Unternehmeredition: Wie unterscheidet sich Silver Investment Partners vom Wettbewerb?

Philipp Amereller: Wir sind in der Lage, unsere Unternehmen deutlich länger zu halten, als das bei klassischen Fondsstrukturen der Fall ist. Diese müssen in der Regel zusehen, dass sie eine Beteiligung nach fünf bis sieben Jahren wieder verkaufen. Wir können Unternehmen auch zehn Jahre und länger im Portfolio halten. Grundsätzlich ist auch eine Evergreen-Beteiligung darstellbar. Im Prinzip wollen wir eine Beteiligung halten, solange wir uns für den Best Owner oder doch zumindest für einen der besten Eigentümer halten. Wenn wir denken, dass eines unserer Unternehmen durch andere Eigentümer bessere Unterstützung bekommen kann, verkaufen wir.

Wie sieht eine ideale Beteiligung aus?

Die meisten unserer Beteiligungen sind Nachfolgelösungen für kleinere Familienunternehmen. Wir achten darauf, dass das Unternehmen wirtschaftlich gut aufgestellt ist, es muss profitabel sein. Dann sollte es idealerweise in einem wachsenden Markt unterwegs sein. Vorzugsweise bietet dieser Markt Konsolidierungschancen, die der vorige Eigentümer wegen fehlender Mittel oder fehlenden Mutes nicht genutzt hat.

Welche Unterstützung geben Sie Ihren Beteiligungsunternehmen?

Wir unterstützen unsere Unternehmen zunächst einmal mit Kapital. Wie wir uns weiter einbringen, hängt vom jeweiligen Beteiligungsunternehmen beziehungsweise der aktuellen Entwicklungsphase ab. Grundsätzlich unterstützen wir unsere Unternehmen immer beratend bei Zukäufen, aber auch bei der Auswahl von Managern, sowohl der ersten als auch der zweiten Führungsebene, sitzen wir mit am Tisch. In Sondersituationen sind wir besonders präsent. Generell sind wir sehr nah an unseren Portfoliounternehmen dran.

Bestehen in der aktuellen Phase der Unsicherheit und der sinkenden
Preise Kaufmöglichkeiten?

Wir bereiten aktuell eine Transaktion vor, die wir hoffentlich noch in diesem Jahr abschließen werden. Es handelt sich dabei um Unternehmen im Servicegeschäft. In unserem Marktumfeld der Small Caps sind die Bewertungen zwar ebenfalls zurückgegangen, aber nicht so stark, wie man das bei mittleren und größeren Unternehmen beobachten kann. Allerdings sind die Bewertungen in unserem Markt in den letzten Jahren auch nicht so stark gestiegen. Man muss analysieren, welche Branchen und welche Segmente auch in Krisenzeiten interessant sind. Unsere Unternehmen sind nicht direkt von der Ukrainekrise betroffen, wohl aber indirekt von gestörten Lieferketten und inflationsbedingt gestiegenen Materialkosten. Glücklicherweise haben wir kein Unternehmen im Portfolio, das in besonderer Weise von Rohstoffen und Energie abhängig ist. Auch bei uns steigen die Preise, zum Teil auch signifikant, aber es ist nicht bedrohlich.

Welches sind die größten Herausforderungen in der nahen Zukunft?

Die größte Herausforderung wird es sein, Entwicklungen richtig einschätzen zu können. Bei uns läuft es im Moment sehr gut, aber wir können uns nicht richtig darüber freuen, weil wir alle nicht wissen, was noch auf uns zukommt. Man muss jetzt noch strategischer denken – und bei Transaktionen Segmente ins Auge fassen, die rezessionsbeständiger sind als andere. Weniger Produktion, mehr Dienstleistungen, das könnte ein Weg sein.


ZUR PERSON

Philipp Amereller,

Managing Partner und Gründer,

Silver Investment Partners
GmbH & Co. KG

pa@silver-ip.com

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