Auch jüngere Gründer suchen die Nähe zu Private Equity

Multimon Brandschutzanlagen
(c) Multimon GmbH

Jüngere Gründer haben ein verbessertes Image der Private Equity-Branche. Es ist nur noch selten von den einst viel gescholtenen „Heuschrecken“ die Rede. Die Deutsche Beteiligungs AG (DBAG) hat unter anderem mit den jüngeren Gründern der blikk Holding GmbH, der Cloudflight GmbH und der Multimon GmbH gute Erfahrungen gemacht.

Die Zusammenarbeit mit einem Private-Equity-Investor ist für inhabergeführte oder mittelständische Firmen schon länger kein Tabu mehr. Zwischen 2016 und 2020 war weit mehr als jedes zweite Management-Buy-out (MBO) im mittleren Marktsegment ein Verkauf eines mittelständischen Unternehmens aus privater Hand an einen Finanzinvestor. Das hat eine Studie der DBAG ergeben, die in diesem Markt mit einem Anteil von rund zehn Prozent zu den führenden Anbietern gehört. Vorher, in den Jahren 2004 bis 2015, lag diese Quote deutlich niedriger bei nur 11 %.

Torsten Grede, Foto: DBAG

„Hier hat sich eine nachhaltige Entwicklung ergeben, die sich stabilisieren dürfte. Immer mehr Firmeninhaber und vor allem Unternehmensgründer denken über die Zusammenarbeit mit privaten Investoren nach – und nicht erst, wenn es um die Unternehmensnachfolge geht“, sagt Torsten Grede, Sprecher des DBAG-Vorstands. Die DBAG hat in der jüngeren Vergangenheit mehrfach in inhabergeführte Unternehmen mit vergleichsweise jungen Gründern investiert. Es ging hierbei weniger um die klassische Nachfolgeregelung, sondern eher um die Unterstützung bei einer geplanten Expansion oder die langfristige Sicherung des Unternehmens.

Expansion geht nur mit einem Investor

„Mein Ziel war es von Beginn an, die Radiologie zu verbessern und weiter nach vorne zu führen“, sagt Dr.med. Thilo-Andreas Wittkämper von der blikk Holding GmbH. Der Facharzt für Radiologie wollte neben seinen ärztlichen Aufgaben auch als Unternehmer aktiv sein und kümmerte sich früh um effektivere Prozesse und Expansionsmöglichkeiten in seiner Praxis. Sein Konzept ging auf, denn bis zum Jahr 2019 verfügte sein Unternehmen über mehrere Praxen mit mehr als 500 Mitarbeitern. Für Wittkämper war es immer eine wichtige unternehmerische Regel, nicht nur ans Geld zu denken. Seine drei wichtigsten Prioritäten sind und waren schon immer Patienten, Mitarbeiter und die Qualität. Sein Entschluss für die Zusammenarbeit mit der DBAG hatte mit seinem langfristigen Ziel der Verbesserung der medizinischen Versorgung zu tun. „Ab einem bestimmten Zeitpunkt war für mich klar, dass ich die nächsten größeren Schritte nur zusammen mit einem starken Partner gehen kann“, erklärt Wittkämper zu seiner Entscheidung für einen Verkauf an die DBAG. Inzwischen ist die Radiologiekette Teil einer noch größeren Gruppe, die mit Hilfe eines anderen Finanzinvestors, des Fonds EQT Infrastructure V, weiterentwickelt wird.

Mitarbeiterzahl verdoppelt

blikk Holding
(c) blikk Holding GmbH

„Ein Finanzpartner, der versteht, dass es gerade im Gesundheitswesen v. a. um die Patienten geht und der erkennt, dass es motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bedarf, denen man Respekt und Wertschätzung entgegenbringt, ist der ideale Partner, um die radiologische Versorgung in Deutschland, die in Zukunft immer wichtiger werden wird, weiter zu verbessern. Die DBAG ist dafür genau der richtige Partner.“ Inzwischen ist die blikk Holding auf mehr als 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angewachsen. Und das Wachstum soll sich in den kommenden Jahren fortsetzen: „Wir haben inzwischen zahlreiche Praxen in Deutschland auf dem Schirm, die wir auf Herz und Nieren durchleuchten und die daran interessiert sind, sich uns anzuschließen“, kündigt Wittkämper an.

Wachstum mit einem starken Partner

Im Juni 2019 beteiligte sich die DBAG an zwei erfolgreichen IT-Unternehmen und führt sie zur Cloudflight GmbH zusammen. Rund 350 Software- und Cloud-Experten bieten Mittelständlern und Konzernen eine strategische Digital-Beratung sowie IT-Plattform- und Architektur-Design, Software-Entwicklung oder auch einen Rund-um-die-Uhr-Cloud-Betrieb. Für Co-Geschäftsführer Christian Federspiel war der Verkauf – wie er sagt – „kein schwieriger Schritt“. Angesichts des immer schneller werdenden technischen Fortschritts Investitionsbedarfs hatte er sich schon bald nach der Unternehmensgründung überlegt, wie weiteres Firmenwachstum finanziert werden kann. Der hohe Finanzierungsbedarf für notwendige Investitionen in die Bereiche Künstliche Intelligenz (KI) oder IOT wären nach seiner Einschätzung über Kredite oder Fördergelder nicht sinnvoll darzustellen gewesen. „Wir haben erkannt, dass ein größeres Wachstum nur im Zusammenspiel mit einem Investor möglich ist“, erklärt Federspiel zu seiner Entscheidung.

Investor bringt auch seine Kompetenz ein

Auf diese Weise habe Cloudflight zusätzlich die Chance bekommen, wertvolle und wichtige Kompetenzen an Bord zu holen. Als ein Beispiel nennt er die Einrichtung eines starken Beirats, der ein guter Sparringspartner bei strategischen Entscheidungen sei. Das Know-how eines Private-Equity-Partners zahle sich nach seiner Sicht auch aus, wenn es um die Übernahme von anderen Unternehmen geht. „Hier können wir von der guten Erfahrung in der Begleitung solcher Prozesse profitieren“, findet Federspiel.

Einen europäischen Marktführer schaffen

Wie positiv die Zusammenarbeit mit einem Investor für den langfristigen Fortbestand des eigenen Unternehmens sein kann, zeigt die Multimon GmbH. Im Jahr 2020 investierte die DBAG in das Unternehmen, um die Entwicklung zu einem europäischen Marktführer zu ermöglichen. Für Geschäftsführer Edward Skube war die Zusammenarbeit mit einem privaten Investor die Basis für eine Fortsetzung des eingeschlagenen Expansionskurses: „Wir wollten unsere Firma langfristig ausrichten und als Nukleus für eine marktführende Gruppe unser Wachstum fortsetzen“. Mit einem starken Investor an der Seite könnten die inzwischen knapp 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher sein, dass das Unternehmen Multimon den erfolgreichen Kurs fortsetzt, neue Technologien entwickelt und weitere Märkte erschließt.

Nukleus einer wachsenden Unternehmensgruppe

Die 1982 gegründet Multimon GmbH mit Sitz in Kirchheim bei München liefert schlüsselfertige Brandschutzanlagen. Von der Planung über die Installation bis zur Inbetriebnahme erfolgt die Betreuung der Kunden aus einer Hand. Auch den Service der Anlagen übernimmt das Unternehmen und hat auf diese Weise langfristig gesicherte Einnahmen aus Wartungsverträgen. Als eine Grundlage für seinen Entschluss zu einem Verkauf schildert Skube die Größe des eigenen Unternehmens mit einem Umsatz von 77 Mio. EUR im Jahr 2020. Denn so war für ihn und sein Team sichergestellt, dass Multimon der Nukleus und damit auch bestimmender Faktor einer später noch größeren Unternehmensgruppe bleibt. Bei der Wahl des Private-Equity-Partners kam es für Skube vor allem auf den Faktor Vertrauen an, da man schließlich über eine lange Zeit zusammenarbeitet. So war es für ihn und seine Partner dann auch ein konsequenter Schritt, sich mit einer Rückbeteiligung mit in das neue Unternehmen einzubringen. Seither hat Multimon bereits zwei weitere Unternehmen erworben und so seine regionale Marktabdeckung verbreitert.

Trend zu Minderheitsbeteiligungen

Christian Wewezow, ehemaliger Bundesvorsitzender der Wirtschaftsjunioren (WJD) und Geschäftsführer der Clockwise Consulting GmbH, hat festgestellt, dass sich eher jüngere Firmeninhaber oder Nachfolger kleinerer und mittelständischer Unternehmen zunehmend stärker der Private-Equity-Branche zuwenden. Er hat inzwischen selbst eine Beteiligungsgesellschaft und hat in den vergangenen Jahren viele verschiedene Gespräche zu diesem Thema mit Unternehmern geführt, die wissen wollten, wie die Zusammenarbeit mit Private Equity gelingen kann. Vor allem zur Finanzierung von Wachstum sei die Zusammenarbeit mit einem Private-Equity-Investor im Fokus. Wobei Wewezow hier auch einen Trend zu Minderheitsbeteiligung sieht – nicht jeder sei bereit, das Ruder bzw. die Kontrolle aus der Hand zu geben. „Die nächste Generation denkt über diese Möglichkeiten stärker nach“, sagt er. Hinzu käme, dass auch in der Industrie und im Handel der internationale Druck besonders aus asiatischen Ländern zunehme. Das führe dazu, dass Firmen ihre Investitionen und Risiken stärker auszubalancieren haben.

Die DBAG initiiert geschlossene Private-Equity-Fonds und investiert – überwiegend an der Seite der DBAG-Fonds – in mittelständische Unternehmen. Ein Schwerpunkt ist seit vielen Jahren die Industrie. Ein zunehmender Anteil der Eigenkapitalbeteiligungen entfällt auf Unternehmen in den Wachstumssektoren Breitband-Telekommunikation, IT-Services/Software und Healthcare. Das vom DBAG-Konzern verwaltete oder beratene Vermögen beträgt 2,5 Mrd. EUR.


Kurzprofil blikk Holding GmbH

Gründungsjahr: 2018
Branche: Radiologie
Unternehmenssitz: Dortmund
Umsatz 2020: 103 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: ca 1.000
www.blikk.de 


Kurzprofil Cloudflight GmbH

Gründungsjahr: 2007
Branche: Strategische Digitalberatung
Unternehmenssitz: München
Umsatz 2020: 37 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 311
https://de.cloudflight.io


Kurzprofil multimon GmbH

Gründungsjahr: 1982
Branche: Anbieter von Brandschutzsystemen
Unternehmenssitz: Kirchheim bei München
Umsatz 2020: 132 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: 884
www.multimon.info

Dieser Beitrag erscheint in der Unternehmeredition 3/2021.

 

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

Vorheriger ArtikelSaurer Technologies an Maschinenbauer Rieter verkauft
Nächster ArtikelNachfolgekontor: Aus Eins mach Acht