„Am Ende ist man den Aktionären verpflichtet“

Viel besser als im vergangenen Jahr kann es sportlich kaum laufen. Dennoch kommt der Aktienkurs nicht ins Laufen. Woran liegt das?

Vor allem daran, dass der Wert des Vereins zu Unrecht nicht erkannt wird. Derzeit beträgt die Marktkapitalisierung rund 250 Mio. Euro. In München bezahlte die Allianz für eine Kapitalerhöhung unter neun Prozent 110 Mio. Euro. Wenn man hochrechnet, was Hertha BSC für wenige Prozent am Unternehmen erlöst hat, wäre der Verein mehr als 200 Mio. Euro wert. Also vergleichbar mit Borussia Dortmund. Betrachtet man nur das bilanzierte Eigenkapital plus stille Reserven in den Spielerwerten, liegen wir schon deutlich über 300 Mio. Euro. Die Marke an sich ist hier übrigens noch gar nicht berücksichtigt.

Warum gibt es in Deutschland so viele Klubs, die Anleihen begeben, und so wenige, die an die Börse gehen?

Jürgen Klopp: Er trainiert die Borussen seit 2008.
Jürgen Klopp: Er trainiert die Borussen seit 2008.

Vielleicht ein Stück weit daran, dass Borussia Dortmund zu Zeiten des Börsengangs einen Habitus an den Tag gelegt hat, der den Kapitalmarkt verschreckt hat. Und zum anderen muss man akzeptieren, dass Fußball ein besonderes Geschäft ist, in dem die Liquidität, die Umsatz- und Ergebnisentwicklung wenig verlässlich und über einen längeren Zeitraum schwierig zu prognostizieren sind, weil eben viel vom sportlichen Erfolg abhängt und weil Investoren nicht mit einer stetigen Auszahlung einer Dividende rechnen können.

In den vergangenen zwei Jahren zahlten Sie eine Dividende. Auch im laufenden Geschäftsjahr?

Erzielen wir einen positiven Cashflow, wollen wir einen Teil davon auch ausschütten. Es sei denn, diese Ausschüttung hätte zur Folge, dass unsere sportliche Leistungsfähigkeit gefährdet wäre.

Was ist denn Ihr strategisches und wirtschaftliches Ziel?

Wir wollen sportlichen Erfolg maximieren, ohne neue Schulden aufzunehmen. Wir wollen von dem leben, was wir einnehmen, und alte Schulden möglichst zurückführen. Zudem wollen wir den Fans das geben, was Sie erwarten: Identifikation, Intensität und Emotionalität. Echte Liebe!

Haben Sie das Ziel, die Nummer eins zu werden, aus den Augen verloren?

Wir hatten es nie. Wir müssen auf dem Boden bleiben und akzeptieren, dass Bayern die klare Nummer eins im deutschen Fußball ist und mit einem Umsatz von über 400 Mio. Euro ein deutliches Stück von uns weg ist. Deswegen sollten wir nicht überheblich sein und glauben, dass wir den Branchenprimus vom Thron stoßen. Wir möchten der zweite Leuchtturm im deutschen Fußball werden. Und das nachhaltig.

 

Zur Person

Thomas Treß ist Geschäftsführer der Borussia Dortmund Geschäftsführungs-GmbH, Komplementärin der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA. Er ist verantwortlich für die Bereiche Finanzen und Organisation sowie Marketing. Davor war er Prokurist, Generalbevollmächtigter und Equity-Partner bei Rölfs WP Partner AG. www.bvb.de

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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