„Absprachen sind ein zentrales Thema“

Seit mehr als 30 Jahren ist die Marquardt-Gruppe weltweit aktiv. Warum der schwäbische Zulieferer in Mazedonien Fuß fassen will und in Deutschland 20 bis 30 Prozent der Arbeitsplätze mittelfristig gefährdet sind, erläutert Sprecher der Geschäftsführung Dr. Harald Marquardt.

2014 laufen bei Ihnen viele Verträge von Zeitarbeitern aus, die auch in der Form nicht mehr verlängerbar sind. Einige Jobs wollen Sie ins Ausland verlagern. Gibt es keine andere Möglichkeit?

Letztlich hat uns unser Tarifpartner, in diesem Fall die IG Metall, einen Strich durch die Rechnung gemacht. Sie wollte sich im letzten Jahr nicht auf einen bereits ausverhandelten und paraphierten Haustarifvertrag einlassen. Er wäre für uns günstiger als der Metalltarifvertrag gewesen, hätte jedoch unseren Zeitarbeitnehmern langfristige Perspektiven eröffnet. Schon damals lag der Lohn für Zeitarbeiter ohne Ausbildung in der Metallbranche über dem Niveau ausgebildeter Fachkräfte anderer Branchen, wie Rechtsanwaltsgehilfinnen, Floristinnen oder Tierarzthelferinnen.

Der Einsatz von Zeitarbeitern ist ja generell umstritten.

Werk von Marquardt (© Marquardt GmbH)
Werk von Marquardt: Mittelfristig rechnet der Zulieferer mit Entlassungen. (© Marquardt GmbH)

Rund 70 Prozent unserer Zeitarbeiterinnen kommen aus der Arbeitslosigkeit – viele haben einen Migrationshintergrund. Häufig sind sie die einzigen Ernährer der Familie, haben Kinder, um die sie sich intensiv kümmern,. und manchmal Männer, die nichts zum Einkommen beitragen können oder wollen. Sie haben meinen höchsten Respekt und eigentlich wollen wir sie nicht verlieren. Jedoch müssen wir auch an unsere Wettbewerbsfähigkeit denken, so dass uns aufgrund der mittlerweile eben nicht mehr wettbewerbsfähigen Löhne in Deutschland im Zeitarbeiterbereich nur noch übrig bleibt, diese Arbeit sukzessive ins kostengünstigere Ausland zu verlagern.

Wie viele Zeitarbeiter beschäftigen Sie momentan?

Knapp 300.

Und wie viele Verträge laufen aus?

Etwa die Hälfte würde auslaufen. Durch die Zustimmung des Betriebsrates sind wir nun jedoch in der Lage, einige Zeitarbeiter doch noch eine ganze Weile weiter zu beschäftigen. Ansonsten hätten wir bestehende Arbeitsverhältnisse auslaufen lassen müssen, um dann andere Zeitarbeiter neu einzustellen. So haben wir jetzt eine Lösung gefunden, die den Betroffenen, dem Betriebsrat und dem Unternehmen hilft.

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