„Absprachen sind ein zentrales Thema“

Seit mehr als 30 Jahren ist die Marquardt-Gruppe weltweit aktiv. Warum der schwäbische Zulieferer in Mazedonien Fuß fassen will und in Deutschland 20 bis 30 Prozent der Arbeitsplätze mittelfristig gefährdet sind, erläutert Sprecher der Geschäftsführung Dr. Harald Marquardt.

Können Sie Ihr Wachstum im Ausland aus dem Cashglow finanzieren?

Leider nicht. Unsere Kunden achten schon darauf, dass es uns nicht zu gut geht (lacht). Meist ist es eine Mischung aus Fremd- und Eigenkapital.

Was ist denn für Mittelständler das größte Problem beim Eintritt in ein fernes Land?

Die Einhaltung von Absprachen ist immer ein zentrales Thema. Entscheiden wir uns für ein Land, investieren wir auch kräftig. Das ist unser Risiko, deswegen müssen wir uns auf Zusagen von Partnern auch verlassen können, was bisher überall uneingeschränkt der Fall war.

Vor allem, wenn Sie vor Ihrem Kunden bereits im Land sind.

Richtig. Genau eine solche Erfahrung haben wir vor vielen Jahren gemacht. Von einem Kunden im Nichtautomobilbereich wurden wir nach Singapur „getrieben“. Wer nicht kam, war der Kunde. Das hat uns dann veranlasst, Singapur wieder zu verlassen und nach China zu gehen. Der Kunde kam dann später nach Malaysia. Ihn beliefern wir noch heute aus unserem chinesischen Werk.

Mazedonien soll das neunte Land werden, in dem Sie ein neues Werk bauen. Wie kamen Sie gerade auf dieses Land?

Zum einen haben wir einen weiteren europäischen Standort gesucht. Zum anderen wollen wir, wie man so schön sagt, nicht alle Eier in einen Korb legen. Unser Werk in Sibiu, Rumänien, hat sich in den vergangenen Jahren großartig entwickelt und ist stark gewachsen. Wir beschäftigen dort gerade etwa 2.000 Mitarbeiter. Damit wir das Wachstum allerdings auch noch managen können, haben wir die Notwendigkeit gesehen, diesen Standort mittel- und langfristig zu festigen und auch zu entlasten. Die Begeisterung der Menschen, die Zuverlässigkeit und die hohe Verfügbarkeit von Arbeitskräften in Mazedonien haben letztlich den Ausschlag gegeben, dass wir dort investieren.

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