Im Gespräch mit Andreas Thümmler

Unternehmeredition: Herr Thümmler, Sie haben die größte Whiskydestillerie in Deutschland auf die Beine gestellt und sehen das als Investment für sich und Ihre Kunden. Was ist an Whisky so besonders?

Thümmler: Whisky hat bei den Spirituosen einen Weltmarktanteil von etwa 40 Prozent. Da können wir uns bei den Engländern bedanken und ihrem Commonwealth. Egal, mit wem sie gehandelt haben, sie haben überall den schottischen und irischen Whisky mitgebracht. Dadurch wurde Whisky als Getränk des gehobenen Mittelstands auf der ganzen Welt etabliert. Der schottische Single Malt hat seitdem seinen guten Ruf.

Jetzt bieten Sie an, dass man bei Ihnen ein Fass von St. Kilian kaufen kann. Muss ich mich als Kunde da noch um irgendetwas kümmern oder ist das ein Rundum-sorglos-Paket?

Genau, in dem Paket ist bereits alles enthalten. Wir sind ja eine von nur ganz wenigen Destillerien auf der Welt, die so etwas dem breiten Markt anbieten – wenn natürlich aufgrund der Menge auch limitiert. Es richtet sich genau an die Leute, die nicht nur eine Flasche sammeln wollen. Andererseits achten wir auch darauf, dass wir durch die Fässer möglichst vielen neuen Whiskybotschaftern diesen Zugang ermöglichen. Das heißt, jeder soll die Chance haben, sich ein Fass zu sichern – auch wenn ich teilweise Anfragen bekomme, wo jemand gleich 200 Fässer haben will. Das ehrt uns, geht aber am Grundgedanken vorbei.

Der Grundgedanke bei Ihnen war doch auch „Wohin mit dem Geld?“. Schließlich gibt es für Geld kaum noch Zinsen, wenn dann eher Strafzinsen. Inwiefern steht der Investmentbanker Thümmler in diesem Projekt?

Richtig! Es ist ja so: Die Welt ist in einer sehr kritischen Phase. In Wirklichkeit befinden wir uns in einer der schlimmsten inflationären Phasen aller Zeiten, wo Geld vermeintlich nichts mehr wert ist. Man kann kein Cash mehr parken. Man hat Inflation eigentlich in allen Bereichen. Auch der Mittelstand produziert aktuell schlechte Nachrichten, und viele Betriebe haben Probleme. Die Politiker gaukeln den Leuten vor, es sei alles toll. Dann kann man sich jetzt Gold oder Silber kaufen. Das wird aber auf dem Derivatemarkt mit einem irrsinnigen Hebel geshortet, damit es nicht nach oben ausbricht. Dann gibt es noch die Fraktion von Bitcoin & Co. Da weiß man aber auch nicht, wie sich das entwickelt. Die Aufgabe heute ist es, sein Geld in etwas zu investieren, das im Wert steigt. Und da hat der Single Malt-Whisky die Eigenschaft: Je älter er ist und je seltener er wird, desto mehr ist er wert. Wenn er dann noch von einer kleinen Produktion ist, reißen sich die Sammler noch mehr darum.

Moment, „kleine Produktion“? Wie passt das damit zusammen, dass Sie die größte Destillerie in Deutschland aufbauen?

Das ist weltweit gesehen immer noch eine winzige Destille. Klar, wir sind die größte in Deutschland. Das liegt aber daran: In Deutschland wird im ganzen Jahr nur 1 Mio. Liter Whisky produziert. Die Schotten produzieren 0,5 Mrd. Liter, die Iren 200 Mio. Liter, die Japaner 150 Mio. Liter; die USA machen noch mehr. Allerdings ist das dann überwiegend billiger Bourbon Whisky aus Mais.

Oha, da hinkt Deutschland tatsächlich noch hinterher.

Noch einmal zum Vergleich: Die kleinste der 200 Destillerien in Schottland produziert 1 Mio. Liter im Jahr. Die machen fünfmal so viel wie wir. Whisky made in Germany ist also schon per definitionem für Sammler „ultra rare“.

Ein gewaltiger Unterschied! Wie sieht eigentlich der Durchschnittskunde bei Ihnen aus? Wie steigt der ein in das Whiskyinvestment?

Wir haben inzwischen schon mehrere Hundert Leute, die bei uns Fässer gekauft haben. Ich empfehle meist, ein paar Flaschen selbst zu trinken und zu verschenken und den Rest einzulagern. Einige verkaufen auch gleich einen Teil der Flaschen und holen somit ihre Ausgaben direkt wieder rein. Den Rest lassen sie im Keller noch älter werden oder sie gönnen sich ab und zu eine Flasche.

Das Geschäftsmodell für beide Seiten ist also klar fixiert. Apropos IPO – wann geht St. Kilian an die Börse?

Ich bin ja Investmentbanker und in der Materie drin. Bei einem Börsengang geht es aber ja immer darum, Geld einzusammeln und Anteile abzugeben. Eine Destille in der Größenordnung von St. Kilian kostet um die 15 Mio. Euro. Dieses Investment ist bereits getätigt. Wir haben vom Start weg gute Umsätze und schon sehr viele Fans, so dass wir das weitere Wachstum selbst stemmen können. Wenn ich jetzt Anteile verkaufe – und da sind wir wieder beim Anfang – wüsste ich ja gar nicht so recht, was man jetzt Sinnvolles mit den Mitteln machen würde. Whisky ist einfach ein fantastisches Investment.

ZUR PERSON

Andreas Thümmler ist Gründer von St. Kilian. Er studierte Computerwissenschaften und Betriebswirtschaft an der European Business School in Oestrich-Winkel, bevor er ins M&A-Geschäft einstieg. In seinem Hauptberuf gehört er heute noch zum Managementteam von ACXIT Entrepreneurial Investment Banking, das seit 1998 mehr als 400 Deals im Wert von rund 20 Mrd. Euro abgewickelt hat. Darüber hinaus ist er Gründer und Geschäftsführer bei VCDE Venture Partners / venturecapital.de.

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