Mäßige Noten für Industriestandort Deutschland

Egal, welche Bundesregierung gerade am Werk ist: Die Industrieunternehmen in Deutschland beurteilen die Wirtschafts- und Investitionspolitik unverändert mit der Note 3,3. Das war schon 2008 und 2011 so. Das ist Ergebnis der diesjährigen Industrieumfrage des DIHK.

Deutschland muss mehr investieren – und zwar nicht nur öffentlich, sondern auch von Unternehmensseite her. Doch den Betrieben wird das nicht leicht gemacht. Beispiel Steuersystem: Die meisten empfinden es immer noch als zu komplex. 45 Prozent der 1.300 befragten Industrieunternehmen gaben an, dass sie bei einer Verbesserung des Steuer- und Abgabesystems mehr im Inland investieren würden. Auch die derzeitigen Abschreibungsbedingungen werden als klare Investitionsbremse benannt. Bei einer Wiedereinführung der degressiven AfA würde mehr als jeder dritte Betrieb wieder mehr Investitionen tätigen.

Zum zunehmenden Standortnachteil entwickeln sich auch die Energiekosten in Deutschland. Nach dem Steuersystem werden sie mit 4,4 am schlechtesten bewertet. Laut DIHK-Studie verursacht allein die EEG-Umlage 2014 eine Zusatzbelastung für das Verarbeitende Gewerbe von 7,5 Mrd. Euro. Die Studie weist darauf hin, dass Energiepreise in den USA teilwiese nur halb so hoch sind wie in Deutschland. Knapp 40 Prozent der Betriebe würden mehr investieren, wenn dieser Standortnachteil behoben würde.

Oft angemahnt, aber immer noch nicht behoben: Die IT-Infrastruktur. Gerade die vielen Hidden Champions im ländlichen Raum benötigten eine leistungsfähige IT-Infrastruktur, um mit Innovationen wie Smart Grids oder Cloud Computing umgehen zu können – nicht zuletzt, seitdem das Thema Industrie 4.0 in aller Munde ist. Doch hier sehen die Unternehmen offensichtlich wenige Fortschritte. Wurde die IT-Infrastruktur 2008 und 2011 noch mit jeweils 2,3 bzw. 2,5 bewertet, rutscht ihre Beurteilung dieses Jahr auf 3,1 ab. Ihr Ausbau würde knapp jedes vierte Unternehmen zu mehr Investitionen anregen (23 Prozent). www.dihk.de

Die Umfrage finden Sie hier

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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