26. Deutscher Eigenkapitaltag: Vertrauen in privates Kapital stärken

Wirtschaft und Politik setzen auf Beteiligungskapital als Schlüssel für nachhaltigen Wandel

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Unter dem Motto „Verantwortungskapital für Transformation und Innovation“ versammelte sich am 24. Juni 2025 im Berliner Futurium die deutsche Private-Equity-Branche zum 26. Deutschen Eigenkapitaltag (DET). Der Bundesverband Beteiligungskapital (BVK) hatte zu einem hochkarätig besetzten Austausch zwischen Politik, Wirtschaft und Investoren geladen – in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit und regulatorischer Umbrüche ein wichtiger Taktgeber für Zukunftsfragen rund um Eigenkapital und den Standort Deutschland.

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Zum Auftakt begrüßten die beiden BVK-Vorstandssprecher Ulrike Hinrichs und Ingo Krocke die Gäste. Sie betonten die Relevanz des Eigenkapitalmarkts in wirtschaftlich und geopolitisch herausfordernden Zeiten. „Wir wollen zeigen, dass Beteiligungskapital Verantwortung übernimmt – für Transformation, Innovation und den Standort Deutschland“, so Hinrichs.

Dr. Franziska Brantner, Co-Bundesvorsitzende von Bündnis 90/Die Grünen, eröffnete den politischen Teil der Veranstaltung. In ihrem Impuls betonte sie: „In wirtschaftlich angespannten Zeiten braucht es privates Kapital, das Verantwortung übernimmt, Chancen erkennt und Innovationen ermöglicht.“

Politik trifft Private Equity: Gitta Connemann fordert Mittelstandsfaktor

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Gitta Connemann, Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) und Beauftragte der Bundesregierung für den Mittelstand, kündigte in ihrer Eröffnungs-Keynote einen neuen „Mittelstandsfonds“ als Leuchtturmprojekt des BMWK an: „Wir werden euch ein wunderbares Produkt anbieten.“ Connemann unterstrich die Rolle des Mittelstands als „Kreativabteilung der deutschen Wirtschaft“. Er benötige deshalb unbürokratische, niedrigschwellige Förderinstrumente. Auch das Zukunftsfinanzierungsgesetz II, nun als „Standortfördergesetz“ im Gespräch, müsse zügig kommen: „Damit steht und fällt der Standort“, so Connemann. Besonders betonte sie die Notwendigkeit, Investoren wie Versicherungen den Zugang zu Beteiligungskapital zu erleichtern und die Mitarbeiterkapitalbeteiligung auszubauen.

Vorstellung des neuen BVK-Vorstands

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Im Anschluss an Connemanns Auftritt verkündeten Ingo Krocke und Ulrike Hinrichs personelle Veränderungen im BVK-Vorstand. Im Vorstandsteam begrüßt wurden Christoph D. Kauter (Beyond Capital Partners), Christian Schatz (Flick Gocke Schaumburg) sowie Steffen Hartung (Bürgschaftsbank Berlin / MBG Berlin-Brandenburg). Zugleich wurden die turnusmäßig ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder Patricia Volhard (Debevoise & Plimpton), Kaspar Hartmann (KKA Partners) und Holger Zervas (Bürgschaftsbank Berlin / MBG Berlin-Brandenburg) gewürdigt.

Buchvorstellung: „Das neue Kapital“ – ein neues Narrativ für die Branche

Moderiert vom Verleger Dr. Sven Murmann präsentierten Hinrichs und Krocke ihr Buchprojekt „Das neue Kapital“, das sich der Neubewertung von Finanzinvestoren widmet. Ziel sei es, das gängige Heuschrecken-Narrativ aufzubrechen und Private Equity als verantwortungsvolle Partnerschaft zu etablieren. „Kapital ist nicht nur Geld, es ist Beziehung, Beratung, Reputation“, betonte Hinrichs.

Deutschland unter der Lupe: Internationale Investoren über den Standort

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Im Panel mit Ingo Krocke, Peter Wirz (i), Dr. Rainer Lenhard (Nordic Capital) und Dirk Wittneben (Ardian) wurde Deutschland aus internationaler Perspektive bewertet. Während 2024 noch Skepsis herrschte, ist die Stimmung mittlerweile optimistischer: „Deutschland gilt wieder als berechenbarer Investitionsstandort“, so Lenhard. Die Panelisten forderten jedoch mehr Verlässlichkeit, geringere Bürokratie und langfristige politische Stabilität. „Der Umschwung muss mit strukturellen Änderungen unterlegt werden“, sagte Wittneben.

Staatsmodernisierung als Investitionschance: Staatssekretärin Luise Hölscher

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Einblicke in das neue Bundesministerium für Digitalisierung und Staatsmodernisierung gewährte Prof. Dr. Luise Hölscher. Sie umriss ehrgeizige Pläne wie die „Deutschland-App“ und forderte „Investitionen mit Rendite“ – auch über Public-Private-Partnerships. In der föderal zersplitterten Verwaltungslandschaft Deutschlands sei Innovation „nur mit Kapital und neuen Denkweisen möglich“. Besonders betonte Hölscher die Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Start-ups und privaten Investoren: „Wir werden das machen müssen“.

Stipendienvergabe
& Bildungsförderung:
CPEA & Women in VC

Ein Höhepunkt war die Vergabe von Teilstipendien für das berufsbegleitende Weiterbildungsprogramm „Certified PE Analyst“ (CPEA), das der BVK mit der TU München organisiert. In Kooperation mit KfW Capital wurden Stipendien insbesondere für Frauen im Venture-Capital-Bereich vergeben. „Diversität macht Teams besser“, so Sonja Höpfner von KfW Capital. Der hohe Andrang – über 50 Bewerbungen – belegt den Bedarf an Qualifizierung im Beteiligungskapitalbereich.

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Ein weiteres Panel widmete sich der Frage, wie Private Equity den Mittelstand darin unterstützen kann, zukunftssicher aufgestellt zu sein. Unter der Moderation von Hannah Kralle, Redakteurin Finanzen beim Handelsblatt, diskutierten Dr. Rebekka Hye-Knudsen, Germany Co-Managing Partner bei Dentons, Tom Alzin, Sprecher des Vorstands der Deutschen Beteiligungs AG, Robert Pauli, Managing Partner bei Hannover Finanz, und Manuel Hertweck von der capiton AG.

Ein zentrales Fazit der Runde: Das überholte Klischee der „Heuschrecken“ hat ausgedient. „Wir wollen dem Mittelstand beim Wachstum helfen“, betonte Hertweck und unterstrich damit die neue Rolle von Beteiligungsgesellschaften als langfristige Partner auf Augenhöhe. Besonders bei der Unternehmensnachfolge im deutschen Mittelstand sei Private Equity laut Pauli mittlerweile unverzichtbar. Zudem nehme die Spezialisierung innerhalb der Branche deutlich zu. „Früher waren wir Generalisten, heute werden wir zunehmend zu Spezialisten“, so Hertweck.

Berliner Runde: Politik, Narrative und die Zukunftsfähigkeit Deutschlands

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In einer launigen, aber pointierten Diskussion unter dem Namen „Berliner Bühne“ analysierten Ulrike Hinrichs, der Unternehmer und Agenturgründer Bernhard Fischer-Appelt und Christoph Minhoff, Hauptgeschäftsführer des Lebensmittelverbands, mit Blick auf politische Akteure, wie neue Narrative, Führungsstile und Kommunikationsstrategien Deutschlands Reformfähigkeit prägen. Fazit: Politik und Wirtschaft müssen enger zusammenwirken, um die komplexen Herausforderungen – von Digitalisierung bis Transformation – zu bewältigen. „Nur gemeinsam mit privatem Kapital werden wir die Transformation schaffen“, mahnte Hinrichs.

NewSpace: Venture Capital für die Raumfahrtindustrie

Ein besonderes Augenmerk lag in diesem Jahr auf dem aufstrebenden Bereich der kommerziellen Raumfahrt. Im Panel zum Thema „Venture Capital im NewSpace-Sektor“ diskutierten Experten über die Herausforderungen und Potenziale dieses dynamischen Zukunftsmarkts. Joram Volklein, Partner bei Alpine Space Ventures, betonte die strategische Bedeutung europäischer Trägerraketenprogramme: „Ohne mutige Investitionen privater Kapitalgeber wird Europa im Rennen um den Zugang zum All den Anschluss verlieren.“ Marcel Müller-Marbach, Senior Regional Representative Germany beim EIF,  unterstrich die Bedeutung langfristiger Partnerschaften: „NewSpace ist kein Sprint – wir brauchen Investoren, die Technologiezyklen mitgehen und Geduld mitbringen.“

Einigkeit herrschte auf dem Podium darüber, dass der Zugang zu institutionellem Kapital weiterhin eine zentrale Hürde für NewSpace-Ventures darstellt. Impulse aus Europa – etwa über den European Innovation Council – könnten entscheidend sein, um Skalierung zu ermöglichen.

Der Sektor gilt als Paradebeispiel für technologiegetriebenes Venture Capital mit enormem Innovationspotenzial, von Satellitenkommunikation bis Erdbeobachtung. Der BVK kündigte an, künftig auch in diesem Bereich den Dialog zwischen Kapitalgebern und Unternehmern aktiv zu begleiten.

Fazit: Mehr Verantwortung, mehr Kapital, mehr Vertrauen

Der 26. Deutsche Eigenkapitaltag zeigte: Der Schulterschluss von Wirtschaft und Politik ist dringlicher denn je. Beteiligungskapital wird als Schlüssel für Transformation, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit gesehen. Gleichzeitig steht die Branche vor der Aufgabe, sich kommunikativ neu zu erfinden. Das „neue Kapital“ ist mehr als Geld – es ist Verantwortung in Zeiten des Wandels.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen.

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