„2025 war ein Jahr voller Volatilität – am Ende haben die Mutigen profitiert“

Interview mit Bernhard Lerchl, Head of Institutional Clients & Strategic Partners, DJE Kapital AG

Foto: © Pungu x_AdobeStock

2025 war ein bewegtes Jahr an den Kapitalmärkten, von künstlicher Intelligenz über Handelszölle bis hin zur Geldpolitik. Im Gespräch erläutert Bernhard Lerchl, wie sich Anleger jetzt aufstellen sollten, was die hauseigene FMM-Methode auszeichnet und warum Mut zum Risiko sich langfristig auszahlt.

Unternehmeredition: Herr Lerchl, wenn Sie auf das Anlagejahr 2025 zurückblicken: Welche Entwicklungen waren für Sie entscheidend, und wer wurde belohnt – die Mutigen oder die Vorsichtigen?

Bernhard Lerchl: Es war tatsächlich ein ausgesprochen spannendes Jahr. Wir hatten eine Reihe von Ereignissen, die für starke Bewegungen gesorgt haben, angefangen bei Diskussionen um künstliche Intelligenz und Bewertungen im Techsektor bis hin zu den Zollankündigungen von Donald Trump. Dazu kamen politische Versuche, Notenbanker zu beeinflussen, eine unsichere Zinsentwicklung und steigende Staatsverschuldung. Trotz all dieser Turbulenzen haben sich die Märkte im Jahresverlauf sehr ordentlich entwickelt: Sowohl der DAX als auch der S&P 500 liegen jeweils mehr als 15 % im Plus, und Gold hat in USD sogar mehr als 50 % zugelegt. Belohnt wurden am Ende klar die mutigen Anleger, also diejenigen, die auch in unruhigen Phasen investiert geblieben sind.

Was ist aus Ihrer Sicht die wichtigste Lehre aus 2025? Worauf sollten langfristig orientierte Anleger jetzt besonders achten?

Wir sehen weiterhin ein konstruktives Umfeld – mal mehr, mal weniger – und damit auch Chancen beim Investieren. Aktien und Zinsen gehören in jedes Portfolio, ergänzt um reale Assets wie Gold, je nach Risikoprofil. Gleichzeitig bestehen Unsicherheiten, deren Ausmaß niemand vollständig vorhersagen kann. Deshalb sollten Anleger vor allem darauf achten, dass ein großer Teil ihres Vermögens in liquiden Assets steckt, also in Anlagen, bei denen sie schnell reagieren können. Und sie sollten sich eines klarmachen: Ein erfahrener Vermögensverwalter, dem man vertraut, ist durch nichts zu ersetzen.

Was heißt das konkret im Umgang mit der anhaltenden Volatilität?

Konsequenz und Überprüfung. 2025 hat gezeigt, dass Schwankungen gekommen sind, um zu bleiben. Deshalb ist es wichtig, regelmäßig zu prüfen, ob die Allokation noch zu den eigenen Zielen passt, und gegebenenfalls zu reallokieren. In diesem Umfeld sind Multi-Asset-Ansätze besonders sinnvoll, weil sie aktiv über verschiedene Anlageklassen hinweg gesteuert werden. Das heißt: Risiken werden gezielt verteilt, Chancen genutzt, und der Anleger behält die notwendige Beweglichkeit.

DJE ist seit Jahrzehnten für ihren aktiven, risikobewussten Ansatz bekannt. Wie sieht ein solches Portfolio in der Praxis aus?

Wir empfehlen, das Vermögen in verschiedene Risiko-Buckets zu gliedern: Für einen moderaten Anleger kann die Aktienquote bei 25 % bis 50 % liegen, ergänzt durch festverzinsliche Wertpapiere mit überschaubarer Duration. Wir bevorzugen Unternehmensanleihen mit Investment-Grade-Rating gegenüber Staatsanleihen, da sie meist eine bessere Rendite-Risiko-Relation bieten. Wer mehr Risiko verträgt, kann bis zu 75 % Aktien halten, allerdings dann Gold für zusätzliche Stabilität mit circa 5 % bis 10 % beimischen. Für jedes Profil gibt es passende Lösungen – von klassischen Publikumsfonds wie unserem „DJE – Zins & Dividende“ bis hin zu individuell gemanagten Mandaten für institutionelle Investoren. Maßgeschneidertes Risikomanagement ist dabei die zentrale Expertise der DJE Kapital AG.

Welche Rolle spielen Dividenden in dieser Strategie?

Dividenden bleiben wichtig, aber sie sind nicht der alleinige Performancetreiber. In den vergangenen Jahren kamen die größten Kursgewinne aus Wachstums- und Technologiewerten. Dennoch gibt es Anlegergruppen, etwa Stiftungen oder Family Offices, für die regelmäßige Ausschüttungen elementar sind, um Verpflichtungen zu erfüllen. Hier entwickeln wir Konzepte, bei denen die Ausschüttungshöhe Teil der Anlagerichtlinie ist und die Substanz gewahrt bleibt.

DJE arbeitet mit der sogenannten FMM-Methode. Erklären Sie doch bitte kurz, was dahintersteckt.

FMM steht für „Fundamental, Monetär und Markttechnik“ – ein Ansatz, den unser Gründer Dr. Jens Ehrhardt in den 1970er-Jahren entwickelt hat. Fundamentale Faktoren erfassen Konjunktur, Gewinne, Bewertungen. Monetäre Indikatoren zeigen, wie viel Liquidität im System ist, was Notenbanken tun und wie sich Zinsen entwickeln. Und die Markttechnik analysiert Stimmungen, Trends und Kapitalflüsse. Die Kombination dieser drei Ebenen erlaubt es uns, Märkte ganzheitlich zu beurteilen, also nicht nur aus einem Blickwinkel.

Wie setzen Sie das in der täglichen Arbeit um?

Unser Research-Team analysiert laufend rund 3.000 Indikatoren weltweit. Daraus entstehen Bewertungsmodelle, Rankings und qualitative Einschätzungen, die in unsere Fonds- und Mandatsentscheidungen einfließen. Wöchentliche Research-Meetings und monatliche Strategierunden sorgen dafür, dass wir flexibel auf Veränderungen reagieren können. So verbinden wir systematische Analyse mit Erfahrung und vermeiden emotionale Schnellschüsse.

Viele Privatanleger greifen heute zu ETFs. Warum halten Sie dennoch am aktiven Management fest?

ETFs können ein gutes Instrument für Sparpläne oder den Einstieg mit kleineren Summen. Aber wer ein größeres Vermögen verwalten möchte, kommt am aktiven Ansatz kaum vorbei. Ein Beispiel: 2025 hat der US-Dollar rund 14 % gegenüber dem Euro abgewertet. Wer im MSCI World investiert war, hatte 70 % US-Anteil. Die Währungsbewegung schlug also voll durch. Wir konnten über aktives Management und Währungsabsicherung einen Großteil dieses Effekts abfedern. Diese Flexibilität macht den Unterschied.

Welche Sektoren waren 2025 besonders interessant?

Gut gelaufen sind Finanzwerte, darunter Banken, Versicherungen und Börsenbetreiber. Dort sehen wir strukturelle Ertragskraft, auch in Europa. Technologiewerte blieben stark, allerdings mit zunehmender Spreizung zwischen den Gewinnern und dem Rest. Wir waren dort selektiv unterwegs. Klassische Automobilhersteller haben wir dagegen bewusst gemieden – hier sehen wir zu viel Wettbewerb, vor allem aus China.

Mit Blick auf 2026: Was erwarten Sie?

Wir gehen von einem konstruktiven, aber weiterhin schwankungsreichen Umfeld aus. Zinssenkungen werden kommen, aber schrittweise. Entscheidend ist, flexibel zu bleiben, Risiken zu streuen und regelmäßig zu prüfen, ob die eigene Strategie noch passt. Gerade in einem solchen Umfeld zeigt sich, wie wertvoll aktives Management sein kann.

Und Ihr Rat an Anleger?

Erstens: Wählen Sie einen Vermögensverwalter, dem Sie wirklich vertrauen.
Zweitens: Klären Sie Ihren Risikoappetit. Nur wer seine Schmerzgrenze kennt, kann ruhig investieren.
Und drittens: Setzen Sie auf liquide, diversifizierte Anlagen, also Aktien, Anleihen und Gold. Diese Kombination hat 2025 funktioniert und sollte auch 2026 Stabilität und Chancen zugleich bieten.

Lieber Herr Lerchl, wir danken Ihnen für diese überaus interessanten Einblicke!

👉 Dieser Beitrag erscheint auch in unserer nächsten Magazinausgabe 4/2025 mit Schwerpunkt „Unternehmervermögen“ (Erscheinungsdatum: 12. Dezember 2025).

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ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: © DJE Kapital AG

Bernhard Lerchl ist Head of Institutional Clients bei der DJE Kapital AG in Pullach und betreut mit seinem Team institutionelle Investoren in der DACH-Region sowie internationale Kunden in Südeuropa. Nach Stationen im Investmentbanking und verschiedenen Führungspositionen im In- und Ausland kam er 2024 zu DJE in das Assetmanagement. Der ausgewiesene Investment Professional verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Fonds- und Kapitalmarktgeschäft.

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen.

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