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16. Private Equity-Konferenz NRW im Zeichen der Transformation

Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Kernthemen der 16. Private Equity-Konferenz NRW mit rund 400 Präsenzteilnehmern und 150 virtuellen Gästen waren Klimaschutz, nachhaltiges Wirtschaften bei gleichzeitigem Wachstum, der Ausbau der Digitalisierung und die vielschichtigen Auswirkungen der Globalisierung. Die Konferenz bot eine spannende Mischung aus Vorträgen, Diskussionsrunden und Gesprächen mit bekannten Experten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft. Im besonderen Fokus standen Finanzierungsoptionen mit Beteiligungskapital im Hinblick auf die aktuellen Herausforderungen des Mittelstands.

„Wir sind mit enormen Herausforderungen konfrontiert”, sagte Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart, der die Veranstaltung als Schirmherr eröffnete. „Es geht darum, die digitale und klimaneutrale Wirtschaft von morgen voranzutreiben. Hierfür brauchen wir nie dagewesene Investitionen, für die auch passende Finanzierungen ermöglicht werden müssen”, so Pinkwart. „Beteiligungskapital ist dabei ein elementarer Baustein.”

Michael Stölting, Vorstandsmitglied der NRW.BANK, bei seiner Begrüßungsrede; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Gerade Nordrhein-Westfalen böte dafür ein spannendes Umfeld, wie Michael Stölting, Vorstandsmitglied der NRW.BANK, in seiner Rede betonte. „Nordrhein-Westfalen ist mit 468.000 Mitarbeitenden und 19% an der landesweiten Umweltwirtschaft Deutschlands größter Umweltstandort”, sagte Stölting. Daneben verfüge das Bundesland auch über eine stark wachsende Beteiligungs- und Start-up-Szene. Förderbanken wie die NRW.BANK würden den Unternehmen bei ihrer Transformation helfen.

Softwareanbieter für digitalen Arbeitsschutz gewinnt Start-up-Pitch

EASI Control-Mitgründerin Lena Benecken; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Auf der Konferenz erfolgte auch in diesem Jahr wieder ein Start-up-Pitch, der vom Private Equity-Forum NRW e. V. ausgerichtet wurde: Drei Start-ups präsentierten dem Publikum ihre Geschäftsideen, darunter Naix, das einen Automatisierungsstandard im Schwärzen von Dokumenten anbietet, CUREosity – hier ging es um Therapielösungen mit automatisierten Therapieplänen und Virtual Reality – und EASI Control, eine Software für den digitalen Arbeitsschutz. Das anwesende Publikum kürte EASI Control zum Gewinner des Abends. Das vom PE-Forum zusammen mit dem Unternehmen Grover bereitgestellte Preisgeld in Höhe von 10.000 EUR nahm EASI Control-Mitgründerin Lena Benecken freudig in Empfang.

Die Welt retten und die Rendite ausbauen?

v.li.: der Soziologe und Sozialpsychologe Prof. Dr. Harald Welzer, Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer und Moderator Andreas Franik; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Schadet Klimaschutz dem Wirtschaftswachstum? Oder umgekehrt: Steht das Wirtschaftswachstum einem wirksamen Klimaschutz entgegen? Über diese Frage stritten der Ökonom Prof. Dr. Ottmar Edenhofer und der Soziologe und Sozialpsychologe Prof. Dr. Harald Welzer, wobei diese spannende Frage bis zum Ende offen blieb. In einer zweiten Podiumsdiskussion diskutierten die zwei Unternehmensvertreter, Dr. Max Odefey, Partner von GENUI, und Dr. Ernesto Garnier, CEO und Gründer der EINHUNDERT Energie GmbH mit Herrn Welzer, ob und wie man mit nachhaltigem Wirtschaften die Welt retten könne. Garnier: „Wenn der Strom direkt vom Dach kommt, sparen wir fossilen Strom ein und entlasten die Stromnetze.” „Strategien wie diese, die auf eine Reduktion des traditionellen Energiebedarfs ausgerichtet sind, bringen uns weiter”, lobte Welzer. Geht Nachhaltigkeit also automatisch zu Lasten der Rendite? so eine weitere Fragestellung. Hier widersprach Odefey: „Nach unserer Erfahrung ist Nachhaltigkeit vielmehr Voraussetzung für langfristigen Unternehmenserfolg und damit auch für wirtschaftliche Rendite.”

Moderator Andreas Franik (li.) im Gespräch mit Dr. Bernd Klosterkemper; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Dass mit der Zuwendung zu mehr Nachhaltigkeit keine großen Abstriche bei der Investorenrendite verbunden seien, betonte auch Dr. Bernd Klosterkemper, Partner bei Ananda Impact Ventures, in seinem Vortrag zum Thema „Impact Investing”: „Am Ende sind es ganz normale marktübliche Renditen, so erwarten es auch unsere Investoren.” Die Investitionsgesellschaft hat gerade ihren vierten Fonds aufgelegt. Es stecke viel Potenzial in unternehmerischen Lösungen, um gesellschaftliche Probleme zu lösen. Der Trend dahin werde weiter zunehmen, zeigte sich Klosterkemper zuversichtlich.

Private Equity als Treiber der Digitalisierung

v.li.: Christoph Büth, Christoph Jost, Nils Engelking, Andreas Franik; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

Die digitale Transformation stand beim letzten Panel im Vordergrund. Auf dem Podium präsentierten sich Nils Engelking von Egoditor und Christoph Jost von Flex Capital mit ihrer gemeinsamen Erfolgsgeschichte. Egoditor, ein QR-Code-Unternehmen war 2009 von Nils Drescher und Nils Engelking gegründet worden. Im Frühjahr 2020 übernahm der Private Equity-Fonds Flex Capital einen Mehrheitsanteil (60%) am zuvor gebootstrappten Unternehmen, das nach eigenen Angaben von mehr als zehn Millionen Kunden in über 190 Ländern und über 30 Sprachen genutzt wird. Gemeinsam mit den Gründern hat Flex Capital in nur zwei Jahren den Umsatz um rund 250% auf über EUR 30 Mio. wiederkehrenden jährlichen Umsatz (ARR) gesteigert, die Profitabilität weiter ausgebaut und Egoditor zum globalen Marktführer im Bereich QR-Code Software etabliert. Nun wird ein Mehrheitsanteil an Bitly Inc., den weltweit meistgenutzten Kurz-URL-Dienst, gewinnbringend verkauft.

Mittelstand hinkt bei Digitalisierung hinterher

Christoph Büth; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

„In deutschen KMUs ist Digitalkompetenz ein Engpass”, kommentierte Christoph Büth, Leiter Bereich Eigenkapitalfinanzierungen bei der NRW.BANK. Eine KfW-Umfrage habe gerade wieder gezeigt, dass der deutsche Mittelstand bei der Digitalisierung hinterherhinke. Insbesondere der Fachkräftemangel hindere diesen daran, komplexere Digitalisierunsprojekte zu realisieren. Kooperationen zwischen Mittelständlern und Start-ups oder dezentraler Personaleinsatz böten Wege, um das Problem besser anzugehen.

Wirtschaftseinbruch wie zu Pandemiebeginn

Prof. Dr. Dr. hc. Clemens Fuest; Foto: NRW.BANK/Schmidt-Dominé

„Der Einbruch in den Geschäftserwartungen im März 2022 entsprach ungefähr dem Einbruch vom März 2020 zu Beginn der Coronapandemie, aber die Geschäftslage entwickelt sich stabiler“, sagte Volkswirt Prof. Dr. Dr. h.c. Clemens Fuest vom ifo Institut in seinem Vortrag zur aktuellen Lage. Während die Inflationsrate derzeit bei deutlich über 7% liege, rechne man damit, dass sich diese in den nächsten Jahren zurückentwickle, bei gleichzeitigen Zinssteigerungen. Besonders alarmierend sei die gegenwärtige Beschaffungskrise. Aktuell hätten etwa 75% der Unternehmen Schwierigkeiten, Vorprodukte zu beschaffen. „Das sind Dimensionen, die wir noch nie zuvor gehabt haben“, sagte Fuest.

Fuest ging auch auf die Auswirkungen des Ukrainekriegs ein. Langfristig werde dieser gravierende Folgen für die deutsche Außenhandelsorientierung, Sicherheitspolitik und Geldpolitik haben. „Der Außenhandel wird nicht mehr so wachsen wie früher, und mit dem billigen Gas ist es vorbei“, sagte der ifo-Präsident. Er empfiehlt auch nach Beendigung des Krieges einen reduzierten Energieimport aus Russland. Wie sich ein Energieembargo auswirken werde, sei schwer vorherzusagen, so Fuest. Experten rechneten mit einem Rückgang der Wirtschaftsleistung um 5%.

Am Rande der Konferenz, auf dem sogenannten „Marktplatz für Beteiligungskapital“, präsentierten darüber hinaus junge und innovative Unternehmen ihre Geschäftsvorhaben.

Kooperationspartner der Veranstaltung waren der Bundesverband Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften (BVK) e. V. und das Private Equity-Forum NRW e. V.

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