Auf der einen Seite liegt der einst boomende Markt für Standard-Mezzanine nach wie vor auf Eis. Auf der anderen Seite steht mittelständischen Unternehmern weiterhin individuelles Mezzanine zur Verfügung.
Experten sehen für die nächsten Jahre keine Wiederbelebung der Standard-Programme. Aus Unternehmersicht hatten sie durchaus Charme, denn so günstig kamen sie selten ohne großen Prüfungsaufwand an Kapital. Doch für die am Kapitalmarkt verbrieften Programme finden sich kaum noch Investoren. Zu groß ist die Enttäuschung über die bisherigen Ausfälle durch Insolvenzen mit teils kriminellem Hintergrund. Ein Comeback von Standard-Mezzanine käme, wenn überhaupt, nur zustande bei stark verschärften Prüfungs- und Kontrollmechanismen. Doch diese würden die Programme verteuern und weitgehend unattraktiv machen.
Das große Problem von Standard-Mezzanine ist nicht nur, dass es nicht mehr als Kapitalquelle zur Verfügung steht. Bei den dieses Instrument nutzenden Firmen wirkt es wie eine tickende Zeitbombe. 2011 werden die ersten Programme fällig und müssen zurückgezahlt werden. Aufgrund des Konjunktureinbruchs, der Umsätze und Gewinne auf breiter Front sinken lässt, werden zahlreiche Unternehmen nicht in der Lage sein, die Rückzahlung aus eigener Kraft zu leisten. Sie stehen vor der Herausforderung, eine Anschlussfinanzierung zu finden. Optionen wären Konsortialkredite, Private Equity, Minderheitsbeteiligungen, stille Beteiligungen oder staatliche Fördermittel – angesichts der Finanzkrise allerdings kein leichtes Unterfangen. Außerdem stehen diese Kapitalquellen besonders im Kern gesunden, aber durch die Rezession leicht angeschlagenen Mittelständlern zur Verfügung. Der große Rest dürfte leer ausgehen.
Für Hoffnung sorgt dagegen Individual-Mezzanine. Zwar konnte sich auch diese Finanzierungsquelle nicht gänzlich der Wirtschaftskrise entziehen. Im Vergleich zu Standard-Mezzanine ist sie jedoch nicht völlig ausgetrocknet, sondern fließt nur etwas spärlicher. Der Vorteil ist, dass sie individuell auf die Bedürfnisse der einzelnen Unternehmen zugeschnitten wird, was sich allerdings in einem höheren Preis niederschlägt. Der Reiz für Unternehmer liegt besonders darin, dass es bilanziell wie Eigenkapital wirken kann und damit das Rating verbessert, ohne dem Geldgeber wie bei Private Equity größere Mitspracherechte einräumen zu müssen.
Die vorliegende Ausgabe analysiert aktuelle Markttrends und zeigt die vielfältigen Erscheinungsformen dieses Finanzierungsinstruments auf – von Nachrangdarlehen und Genussscheinen über Hybridanleihen und Gesellschafterdarlehen bis hin zu stillen Beteiligungen. Praxisorientiert beleuchtet werden auch die Finanzierungsanlässe, wie Wachstum, Innovation, Übernahmen, Nachfolge oder Restrukturierung. Zu den Highlights zählt wie in den Vorjahren das aktuelle “Mezzanine-Panel”, eine jährlich von FHP Private Equity Consultants in Kooperation mit der GoingPublic Media AG erstellte Studie, die die Aktivitäten von 30 Mezzanine-Anbietern detailliert unter die Lupe nimmt. Im Mittelpunkt steht dabei der Unternehmer, der in Form von Interviews, Fallstudien oder kritischen Gastkommentaren selbst zu Wort kommt.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen eine inspirierende und gewinnbringende Lektüre!
Markus Hofelich
Markus Hofelich ist Gastautor.