Zusammenschluss für Nachfolgesuchende im Tiefbau

sonntag corporate finance und Nachfolgekontor beraten die Unternehmen WWB und BBU

Foto: © TERRAS Tiefbau Gruppe

Mit Mitte 50 war für Dr. Claus Schubert klar, dass er sich um eine Nachfolgelösung für sein Unternehmen kümmern musste, denn seine zwei Töchter standen für die Nachfolge nicht bereit. Sein 1994 gegründetes, auf Baugrundbewertung spezialisiertes Beratungsbüro für Boden und Umwelt (BBU) lief zu diesem Zeitpunkt sehr gut und hatte gerade einige Wachstumssprünge hinter sich. Nachfolgekontor gestaltete die strukturierte Übernahme und Nachfolgeregelung durch die im Wachstum befindliche Tiefbaugruppe TERRAS, eine Win-win-Situation für beide Seiten.  

Während des Signings beim Notar: v.li.n.re.: Dr. Claus Schubert, Dr. Dirk Sojka, Dr. Malte Schindler (neuer Geschäftsführer BBU), Ralf Sojka, Benedikt Pohlner, Jan Mertens (emnay Rechtsanwaltskanzlei, Legal Advisor Terras), Dr. Alexander Kredig, Sozietät Kredig, Legal Advisor BBU); Foto: © TERRAS Tiefbau Gruppe

„In den letzten knapp 30 Jahren habe ich BBU zu einem international agierenden Unternehmen aufgebaut. Nun war es an der Zeit, das Wachstum meines Lebenswerkes in neue, vertrauensvolle Hände zu geben“, kommentiert der Unternehmer den Schritt. Das Herangehen an das für ihn „nicht ganz alltägliche“ Thema Nachfolge sei ihm zunächst nicht leicht gefallen. Zufällig flatterte ein Werbeschreiben der Nachfolgekontor GmbH in sein Haus. Dr. Schubert ließ sich darauf ein, sich von einem professionellen Team beraten zu lassen. Über eine dezidierte Marktrecherche wurde die Suche auf einen engeren Bieterkreis eingeschränkt, der Name der Tiefbaugruppe TERRAS tauchte auf. Im Winter 2021 sei es zu einem von Nachfolgekontor unter Leitung von Benedikt Pohlner moderierten Treffen gekommen. Bei TERRAS bot sich für Dr. Schubert eine Entwicklungsperspektive: er konnte über eine Minderheitsbeteiligung mit an Bord bleiben und die Unternehmensentwicklung fortan als Berater mitbegleiten. „Ich war zunächst vorsichtig und skeptisch“, so Dr. Schubert. Aber die Geschäftsführer Dr. Dirk und Ralf Sojka hätten ihn mit ihrer Menschlichkeit überzeugt, Sympathie habe sich von Anfang an durch den Prozess gezogen und so schlug das Pendel pro TERRAS aus. „Es gab Bieter, die einen höheren Kaufpreis versprachen, aber das ausschlaggebende Kriterium war für mich die menschliche Komponente“ sagt Dr. Schubert.

Netzwerk für nachfolgewillige Tiefbauunternehmer

Dr. Dirk Sojka; Foto: © TERRAS Tiefbau Gruppe

Nachfolgekontor (NFK) im Verbund mit sonntag corporate finance (SCF) hatten bereits beim Entstehen der TERRAS Tiefbau Gruppe mitgewirkt. Die beiden Brüder Dr. Dirk und Ralf Sojka hatten 2014 das Tiefbauunternehmen WWB in Krunkel erworben, weil Ihnen die Lage des 40.000 Quadratmeter fassenden Grundstücks direkt an der A3 zwischen Köln und Frankfurt zusagte, und suchten ein paar Jahre später einen finanzstarken Partner, um das Wachstum zu skalieren. „Es war schon immer der Traum meines Bruders, Unternehmer im Tiefbau zu werden“, erzählt der Kaufmann Dirk Sojka über seinen Bruder Ralf, einen studierten Ingenieur. Jetzt sollte der Traum wahrwerden, doch hatten sich die beiden bei der Unternehmensübergabe über den Tisch ziehen lassen, denn wie sich herausstellte, war das Unternehmen ein Sanierungsfall. Mit viel Blut, Schweiß und Tränen meisterten sie innerhalb der nächsten Jahre die Restrukturierung und standen im Jahre 2018 vor der Entscheidung, so weiterzumachen wie bisher oder nochmal richtig am Markt anzugreifen. „Wir haben immer an den konjunkturellen Aufschwung im Tiefbau geglaubt. Für uns war klar, dass hier ein Riesenbedarf herrscht und wir wollten auf dieser Welle reiten“, so Sojka. So entwickelten sie das Konzept „Hub and Satellite“, bei dem die WWB den Ankerpunkt bildet und systematisch andere Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette hinzukauft, um die Bildung eines immer größeren Netzwerks aus mittelständischen Tiefbauunternehmen zu ermöglichen. „Das Durchschnittsalter eines Gesellschafters im deutschen Tiefbau ist etwa fünf Jahre älter als in anderen Branchen. Deshalb sind wir uns sicher, dass sich innerhalb der nächsten Dekade in diesem Markt unheimlich viel bewegen wird“, erläutert der Kaufmann.

Sieben Zukäufe in zwei Jahren

Ralf Sojka; Foto: © TERRAS Tiefbau Gruppe

Den Brüdern war jedoch auch klar, dass sie größere Geldsummen benötigen würden, um ihre Strategie zu verwirklichen. „Wir hatten in einem Zeitungsartikel gelesen, dass sonntag corporate finance Kapital suchende Unternehmer mit Wachstumsinvestoren zusammenbringt, und haben dort angefragt“, erzählt Dr. Dirk Sojka. Im Frühjahr 2020, kurz vor Beginn der Coronapandemie, traf man sich unter Begleitung durch sonntag corporate finance erstmals mit der Beteiligungsgesellschaft Auctus und wurde im November 2020 vertragseinig. Ab da ging die Reise der TERRAS Tiefbaugruppe los. Gemeinsam mit Auctus wurde die TERRAS als Dachmarke gegründet und mit der Umsetzung einer Buy-and-Build-Strategie begonnen. „Ohne die Unterstützung und Begleitung von sonntag corporate finance hätten wir das nicht geschafft“, betont der Unternehmer. Bis heute wurden sieben Zukäufe getätigt, darunter Ingenieurbüros wie zuletzt die BBU, aber auch andere Tiefbauunternehmen und Unternehmen aus dem Spezialtiefbau. Das Ziel: sich immer weiter zu vergrößern und selbst die gesamte Wertschöpfungskette abdecken zu können, um einmal neben großen Spielern wie einer Strabag wahrgenommen zu werden. „Unser Ziel ist es, den Status eines Einhorns im Tiefbau zu erlangen“, sagt Dr. Dirk Sojka.

Dr. Claus Schubert; Foto: © BBU

Für 2023/2024 sind nun weitere Zukäufe insbesondere im Gleisbau und im Bereich Ressourcen geplant, um unter anderem auch in der Ver- und Entsorgung autark zu sein. „Dann haben wir jede Säule der TERRAS-Strategie zumindest einmal initial befüllt und müssen dann natürlich noch die weißen Flecken auf der Deutschlandkarte füllen“, sagt Dr. Dirk Sojka. Dabei sei die Expertise von Beratern wie Dr. Schubert gefragt, der dabei helfe, die Servicesparte von TERRAS weiter auszubauen und sein Fachwissen unter anderem für den geplanten Erwerb von Kiesgruben, Steinbrüchen und Deponien einzubringen. Die Nachfolgeregelung mit der BBU hat damit offensichtlich zu einer Win-win-Situation für beide Seiten geführt: „Ich kann mich endlich auf das konzentrieren, was mir Spaß macht!“, freut sich Dr. Schubert.


„Die menschliche Komponente ist entscheidend“

Interview mit Benedikt Pohlner, Partner bei Sonntag Corporate Finance GmbH und Nachfolgekontor GmbH

Unternehmeredition: Warum hat sich SCF 2020 entschieden, für WWB beratend tätig zu werden?

Benedikt Pohlner

Benedikt Pohlner: Für uns war das kein ganz klassischer Fall, weil SCF in der Regel Nachfolgeregelungen und weniger die Suche nach Investoren für Buy-and-Build-Strategien betreut. Wir sind eher diejenigen, die den Nukleus an die Private-Equity-Gesellschaften verkaufen. Oder wir verkaufen Unternehmen, die sich als Add-on für bestehende Investitionen bei den Beteiligungsgesellschaften eignen. Hier ging es um einen anderen Fall: Gesellschafter, die ein konkretes Konzept erarbeitet hatten, mit dem sie selbst weitermachen wollten, und genau wussten, wo die Reise hingehen soll, die nur nicht den richtigen Partner dafür hatten. Das fanden wir extrem spannend und uns war klar, dass wir hier sehr gut unterstützen können, insbesondere, da wir durch unser Kerngeschäft über Kontakte zu passenden Investoren verfügten. Was für uns auch entscheidend war, ist die menschliche Komponente. Wir haben sofort gemerkt, dass wir auf einer Wellenlänge sind und es hat deshalb nicht lange gedauert, bis wir den Startschuss für das Projekt geben konnten.

Wie finden Sie den passenden Investor? Was gab in diesem Fall den Ausschlag für Auctus?

Zunächst diskutieren wir intern und mit dem Mandanten, wer dafür in Frage kommt. Normalerweise sprechen wir auch strategische Käufer an, das wurde aber von unseren Mandanten ausgeschlossen, weil dies oft mit der Aufgabe von Eigenständigkeit verbunden ist. Demgegenüber bauen Finanzinvestoren Unternehmen zusammen mit dem Unternehmer auf, wobei für den bisherigen Gesellschafter sogar die Möglichkeit besteht, auch wieder zu reinvestieren und weiter an Bord zu bleiben. Wir führen dann einen Filterprozess durch. Dabei war die thematische Nähe zum Baubereich und die Größenordnung entscheidend. Nach einigen Gesprächen und der Vorlage eines Angebotes kristallisierte sich Auctus als präferierter Partner heraus.

Wie beurteilen Sie die Ziele des Vorhabens und wie fanden BBU und TERRAS zusammen?

Tiefbau ist ein noch sehr fragmentierter Markt, der neben den Großkonzernen durch kleinere und mittlere inhabergeführte Betriebe geprägt ist. Deshalb ist es ein sehr vielversprechendes Konzept eine Gruppe aufzubauen, die genau solche Betriebe anspricht, die wie die BBU in den nächsten fünf bis zehn Jahren vor einer Nachfolgeregelung stehen, und diesen anbietet, mit ihrem fachlichen Know-how Teil der Gruppe zu werden. Auch wenn uns eine Vorgeschichte mit TERRAS verbindet, sind wir komplett neutral in den Verkaufsprozess der BBU gestartet und haben unser anonymes Bieterverfahren so strukturiert, wie wir es bei unseren Projekten immer tun. Den Vorzug vor zahlreichen anderen Bietern hat TERRAS schlussendlich erhalten, weil sich mit der Übernahme eine perfekte Perspektive für Dr. Schubert bot. Er konnte Teil einer größeren Gruppe werden, ohne seine Identität aufgeben zu müssen, genießt dort den Komfort eines sicheren Hafens und kann trotzdem weiter selbst als Berater mitwirken.


Kurzprofile:

WWB Tiefbaugesellschaft mbH

Gründungsjahr: 1987
Unternehmenssitz: Krunkel
Branche: Tiefbau
Umsatz: 20 Mio. EUR
Mitarbeiter: 100

https://www.wwb-tiefbau.de/

BBU Dr. Schubert GmbH & Co. KG

Gründungsjahr: 1994
Unternehmenssitz: Trendelburg
Branche: Ingenieurbüro (Tiefbau)
Umsatz: 3,8 Mio. EUR
Mitarbeiter: 25

https://bbu-schubert.de

TERRAS Tiefbau Gruppe

Gründungsjahr: 2020
Unternehmenssitz: Oberraden
Branche: Tiefbau
Umsatz: 100 Mio. EUR
Mitarbeiter: 400

https://www.terras-tiefbau.group/

Autorenprofil

Als Chefredakteurin der Unternehmeredition berichtet Eva Rathgeber regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Sie verfügt über langjährige Erfahrung im Wirtschaftsjournalismus und in der PR.

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