Zukunftserwartungen der Wirtschaft gedämpft

Wirtschaftsweise heben Konjunkturprognose für 2020 an
© CHATREE BAMRUNG

Nachdem viele Zukunftsprognosen der verschiedenen Wirtschaftsforschungsinstitute gerade im Sommer und im Herbst eher positiv ausfielen, so mehren sich inzwischen die „Moll-Töne“.

Das Münchener ifo-Institut meldet stark gedämpfte Produktionserwartungen in der deutschen Industrie. Der Wert fiel im November auf 5,5 Punkte, nach 16,3 im Oktober. „Insbesondere die konsumorientierte Industrie legt eine Verschnaufpause ein. Die Pharmabranche hingegen sieht sich im Aufwind“, erklärt dazu ifo-Experte Klaus Wohlrabe. Gute Aussichten für den Pharma-Bereich sind im Zuge der Pandemie nicht weiter verwunderlich – das Rennen um einen Corona-Impfstoff trägt dazu bei. Die Hersteller pharmazeutischer Erzeugnisse gehen nach ifo-Angaben davon aus, dass ihre Produktion kräftig zulegt. Der Indikator stieg auf plus 35 Punkte, nach -2 im Oktober. Auch die Produktionserwartungen der Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten bleiben nach der aktuellen Befragung weiterhin auf Expansionskurs. Auf eine schwierige Zukunft stellen sich hingegen Hersteller von Lederwaren (-36 Punkte) und Papierproduzenten (-28 Punkte) ein. Auch die Bekleidungs- und Nahrungsmittelindustrie wollen ihre Produktion im Vergleich zum Oktober deutlich einschränken.

Skepsis in der Autobranche steigt

Die Erwartungen der deutschen Autohersteller und ihrer Zulieferer für die kommenden Monate haben sich eingetrübt. Im Moment läuft es noch, aber der Blick in die Zukunft macht die Firmen gegenwärtig nicht glücklich“, sagt der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. Die Erwartungen der deutschen Autobauer sanken nach der Befragung im November bereits den vierten Monat in Folge auf -4 Punkte (16,3 Punkte im Oktober). Die Unternehmen gaben an, ihre Produktion deutlich drosseln zu wollen. Auch kündigt immer noch die Mehrheit der Firmen an, die Zahl ihrer Mitarbeiter verringern zu wollen.

Lockdown trifft den Mittelstand

Nach einer neuen Befragung der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) hinterlassen die zweite Infektionswelle und der partielle Lockdown insbesondere Spuren bei den kleinen und mittleren Unternehmen. Geschäftsklima und Geschäftserwartungen sinken nach den Befragungen der KfW bei mittelständischen Unternehmen. Allerdings ist der Rückgang vergleichsweise moderat gegenüber dem Absturz der Zahlen im Frühjahr. rwartungsgemäß schlecht ist die Stimmung in den Bereichen Gastgewerbe, Kultur, Unterhaltung und inzwischen auch Einzelhandel. Recht stabil hingegen ist die Stimmung in der Industrie und bei Großunternehmen. Das KfW-Gutachten schließt mit einer positiven Prognose: „Mittelfristig gibt es angesichts der Erfolge bei der Impfstoffentwicklung jedoch viel Licht am Ende des Tunnels.“

ifo sieht 15 Prozent der Firmen bedroht

Die Coronakrise ist nach einer Befragung des ifo-Instituts für 15% der deutschen Unternehmen im November existenzbedrohend. Besonders schlecht ist die Lage bei Reisebüros und Veranstaltern, die sich zu fast 90% bedroht sehen. 76% der Hotelbetreiber haben trübe Aussichten und mit einer Quote von 62% sieht es auch in der Gastronomie nicht gut aus. Eher geringe Werte bei der Erwartung der eigenen Pleite gibt es in der Industrie (11%), bei Speditionen (14%) und beim Bau (4%).  Wenig betroffen fühlen sich die Chemie mit 1% und die Pharmabranche mit 0%.

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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