Zahlungsziele in Deutschland nehmen weiter zu

Adobe Stock; © Egor
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Die anhaltende Wirtschaftskrise wirkt sich spürbar auf die Zahlungsziele im deutschen B2B-Geschäft aus. Nach Angaben der Creditreform Wirtschaftsforschung verlängerten sich die Fristen im ersten Halbjahr 2025 erneut. Lieferanten und Kreditgeber sehen sich zunehmend gezwungen, ihren Kunden mehr Zeit für die Begleichung von Rechnungen einzuräumen. Im Durchschnitt lag das gewährte Zahlungsziel bei 31,46 Tagen. Vor zwei Jahren waren es noch 29,93 Tage.

Lieferanten unter Druck

„Viele Lieferanten und Dienstleister sehen sich nach mehr als zwei Jahren Krise gezwungen, ihren Kunden entgegenzukommen und längere Zahlungsfristen zu gewähren. Insbesondere große und marktmächtige Abnehmer dürften derzeit Druck auf ihre Lieferanten ausüben“, erklärte Patrik-Ludwig Hantzsch, Leiter der Creditreform Wirtschaftsforschung. Er betonte, dass verstärkte Bonitätsprüfungen und ein intensiveres Risikomanagement helfen, Zahlungsausfälle zu vermeiden. Laut Auswertung des Creditreform Debitorenregisters sank das Volumen offener Forderungen zuletzt deutlich. Die durchschnittliche Verzugsdauer überfälliger Rechnungen lag bei 7,89 Tagen und damit auf dem niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Auch die Zahl überfälliger Rechnungen ging zurück. Das durchschnittliche ausstehende Forderungsvolumen pro Schuldner verringerte sich von 23.618 EUR im Vorjahreszeitraum auf aktuell 19.848 EUR.

Zahlungen werden schneller geleistet

Im B2B-Bereich wurden Forderungen im ersten Halbjahr 2025 im Schnitt nach 39,35 Tagen beglichen. Damit verkürzte sich die Dauer im Vergleich zu den Jahren 2016 bis 2021, in denen sie meist über 42 Tagen lag. In einzelnen Branchen wie der Chemieindustrie und dem Einzelhandel zeigte sich jedoch eine gegenläufige Entwicklung mit wieder längeren Laufzeiten. „Die Forderungslaufzeit ist für Lieferanten und Dienstleister eine entscheidende Kennzahl – sie gibt an, wie lange es dauert, bis eine Rechnung bezahlt wird. Aktuell profitieren Unternehmen davon, dass Zahlungen schneller eingehen“, so Hantzsch. Je kürzer eine Forderung offen sei, desto geringer sei das Ausfallrisiko. Der durchschnittliche Rechnungswert im B2B-Geschäft sank auf 1.960 EUR, nach 2.072 EUR im Vorjahr. Bereits 2023 hatte er bei 2.234 EUR gelegen. Laut Jörg Urbscheit, Business Analyst des Creditreform Debitorenregisters, ist dies ein Spiegelbild der angespannten Konjunkturlage. Er führte den Rückgang vor allem auf eine geringere Zahl sowie ein kleineres Volumen an Geschäftstransaktionen zurück. Gleichzeitig sei die Aufmerksamkeit der Gläubiger derzeit besonders hoch.

Großunternehmen erhalten längere Fristen

Bei den Zahlungszielen zeigen sich deutliche Unterschiede nach Unternehmensgröße. Während kleine Unternehmen im ersten Halbjahr 2025 durchschnittlich nur 26,19 Tage Frist erhielten, lag dieser Wert bei großen Unternehmen mit mehr als 250 Beschäftigten bei 33,97 Tagen. Das waren 0,75 Tage mehr als im Vorjahr. Für kleinere Firmen verkürzten sich die Fristen im Vergleich zum Vorjahr. Urbscheit erklärte: „Großkunden profitieren traditionell von großzügigeren Zahlungszielen. Dieser Trend hat sich im Zuge der aktuellen Wirtschaftskrise weiter verstärkt – ein Muster, das bereits während der Corona-Pandemie zu beobachten war.“ Für den Zahlungsindikator hat die Creditreform Wirtschaftsforschung rund 3,55 Mio. Rechnungsbelege aus dem Debitorenregister Deutschland analysiert. Die Daten umfassen Informationen zu rund 1,07 Mio. Unternehmen aus 1.160 Branchen und einem Belegvolumen von rund 85 Mrd. EUR. Monatlich werden derzeit etwa 11,1 Mio. Zahlungsbelege ausgewertet:

Autorenprofil

Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.

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