Wo Bedarf herrscht, steigt das Angebot

Von Ulrike Hinrichs, Geschäftsführerin, BVK

Der BVK zählt in Berlin-Brandenburg mehr als 20 Beteiligungsgesellschaften zu seinen Mitgliedern – die Mehrzahl sind Venture Capital-Gesellschaften. Auch internationale Investoren haben mittlerweile Büros in der Hauptstadt eröffnet. Der Umzug der Beteiligungsgesellschaft Earlybird von Hamburg in die Hauptstadt verdeutlicht den Bedarf für Venture Capital und die Attraktivität des Standorts Berlin-Brandenburg. Schon im April letzten Jahres hatte sich die Venture Capital-Gesellschaft neben Hamburg und München ein weiteres Standbein in Berlin aufgebaut, für dieses Jahr ist der Umzug des Hamburger Teams in die Hauptstadt geplant.

Investitionen steigen seit 2009

Die Investitionszahlen der letzten drei Jahre zeigen, dass Berlin und Brandenburg sich nach der Wirtschaftskrise gut erholt und als Investitionsstandorte etabliert haben. Berlin erreichte im Jahr 2009 im Vergleich zu den übrigen Bundesländern mit Investitionen in Höhe von 274 Mio. EUR Platz 4 direkt hinter Nordrhein-Westfalen (284 Mio. EUR), Hessen (290 Mio. EUR) und Bayern, das mit 944 Mio. EUR den ersten Platz einnahm. 2010 schaffte es die Hauptstadt mit 730 Mio. EUR sogar auf den dritten Platz. Nur Bayern mit 1.125 Mio. EUR und Baden-Württemberg mit 1.022 Mio. EUR verzeichneten noch mehr Investitionen. Für Aufsehen sorgte 2010 vor allem der Verkauf des Berliner Fach- und Wissenschaftsverlags Springer Science + Business Media von Cinven an die Beteiligungsgesellschaft EQT – die damals größte Transaktion des Jahres. Insgesamt wurde 2009 in 92 Unternehmen investiert, 2010 stieg die Zahl auf 101 Unternehmen an. In den ersten drei Quartalen des Jahres 2011 sanken in Berlin die Investitionen wieder auf 193 Mio. EUR, dennoch wurden immerhin 87 Unternehmen mit Beteiligungskapital finanziert.

Brandenburg setzt auf wissenschaftliche Entwicklungen

Das Bundesland Brandenburg profitiert von der Nähe zur deutschen Hauptstadt. 2009 wurden 26 Mio. EUR an Beteiligungskapital in 27 Unternehmen investiert, 2010 stiegen die Investitionen auf 95 Mio. EUR, die in 49 Unternehmen flossen. In den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres waren es noch 15 Mio. EUR, die in 43 Unternehmen investiert wurden. Die brandenburgische Wirtschaft setzt ihren Schwerpunkt vor allem im Bereich Life Science und Biotechnologie, aber auch bei mittelständischen Unternehmen in traditionellen Branchen, und stärkt damit den Wissenschaftsstandort der Hauptstadt.

Internetboom mit Venture Capital

Venture Capital ist das Schlüsselwort für Menschen mit Ideen, denn mithilfe von Wagniskapital unterstützen Beteiligungsgesellschaften junge und innovative Unternehmen in allen Phasen: vor, während und nach ihrer Gründung. Berlin hat sich zudem in den letzten Jahren zum „Place-to-be“ für Internet-Start-ups und ihre Investoren entwickelt.

Wagniskapital für den Gründungsstart

Ob eine digitale Musikplattform, mobile Fotos, Games oder der breitgefächerte Apps-Markt – Berlin erlebt eine neue Gründerzeit, denn Internetunternehmen schießen in der Hauptstadt wie Pilze aus dem Boden. Schätzungen des Nachrichtenportals Deutsche Start-ups zufolge wurden seit 2005 mehr als 400 Internet-Start-ups gegründet. Wenngleich nicht mehr alle davon heute noch existieren, ist der Ballungsraum Berlin-Brandenburg dennoch mit dieser Zahl führend im Bereich der Internet-Neugründungen.

Autorenprofil

Ulrike Hinrichs ist Geschäftsführerin des Bundesverbands Deutscher Kapitalbeteiligungsgesellschaften e.V. (BVK). Der BVK ist die Interessenvertretung der Private Equity-Branche in Deutschland. www.bvkap.de

Vorheriger ArtikelNeu und Sexy
Nächster ArtikelRegionale Marke im Familienbesitz