Was tun in der Krise?

In einer akuten Krise des eigenen Unternehmens riskiert der Unternehmer Kopf und Kragen. Entweder kommt er aus dem Dilemma wieder heil heraus oder aber er versinkt im Chaos und der Insolvenz. Wer einen kühlen Kopf bewahrt und grobe Fehler vermeidet, kann das Blatt meist wenden. 7 Ratschläge aus der Sanierungspraxis für Unternehmer in stürmischen Zeiten.

Lektion 1: Stellen Sie sich der Realität
Blicken Sie in den Spiegel und fragen Sie sich, inwieweit Sie zu den Problemen beigetragen haben, bevor Sie zu Ihrem Team gehen und sich über den weiteren Weg verständigen. Eine im Unternehmen breit angelegte Anerkennung der Realität ist eine Grundvoraussetzung dafür, die Probleme effektiv zu lösen. Das Herumdoktern an Krisensymptomen ist nicht hilfreich, weil es zu einer Vergeudung von Zeit und knappen Ressourcen führt. Wenn man die wirklichen Gründe für die Krise verstehen will, dann muss jeder im Team bereit sein, die Wahrheit zu sagen. Sie werden mit Ihrem Team nur dann Probleme lösen können, wenn deren Existenz rückhaltlos anerkannt wird.

Lektion 2: Egal wie schlecht die aktuelle Situation ist, meist kommt es noch schlimmer
Konfrontiert mit schlechten Nachrichten, sollten Sie nicht die Bedeutung der Probleme herunterspielen. Wer dies tut, hofft darauf, dass die Probleme sich durch einige rasche Maßnahmen verflüchtigen, und riskiert, dass sich die Abwärtsspirale fortsetzt. Weitaus besser ist es, vom Schlimmsten auszugehen und dieses Szenario direkt anzugehen. Verlieren Sie also keine Zeit, leiten Sie nach sorgfältiger Analyse harte Maßnahmen ein und haben Sie keine Angst davor, auch heilige Kühe zu schlachten.

Lektion 3: Bauen Sie möglichst hohe Cash-Reserven auf
Cash ist King in der Krise. Mobilisieren Sie Reserven, damit Ihr Unternehmen auch im schlechtesten Szenario überleben kann. Nutzen Sie das ganze Spektrum an Möglichkeiten, und das so früh wie möglich. Banken geben ungern Sanierungskredite und Co-Investoren sind später zu annehmbaren Bedingungen kaum zu finden.

Lektion 4: Nicht alles alleine machen und externe Spezialisten hinzuziehen
In der Krise neigen Unternehmer dazu, alle Lasten selbst tragen zu wollen. Sie sollten sich nicht abkapseln im Glauben daran, die Probleme am besten alleine lösen zu können. Sie werden den vollen Support des Teams benötigen. Schalten Sie aber frühzeitig einen externen Sanierer Ihres Vertrauens ein, der Sie und das Team mit Know-how, Erfahrung und Objektivität unterstützt.

Lektion 5: Schlüssiges Konzept entwickeln und konsequent umsetzen
Wenn das Unternehmen bereits Cash verbrennt, ist der Faktor Zeit kriegsentscheidend. Legen Sie gemeinsam mit Ihrem Sanierer fest, wo die Prioritäten liegen und was bis wann mit welchen Resultaten umgesetzt werden soll. Die fachliche Grundlage ist ein Quick Check. Darauf baut das Sofortmaßnahmenprogramm auf mit Fokus auf Kosten, Vertrieb und Liquidität. Verzichten Sie aber keinesfalls auf das mittelfristig angelegte Restrukturierungsprogramm, mit dem Sie das Unternehmen mittelfristig konsolidieren. Für beide Programme sollte Ihr Sanierungsexperte die Mitverantwortung für die Implementierung übernehmen und auch kontrollieren.

Lektion 6: Professionelle Kommunikation nach innen und außen
Kommunizieren Sie klar, ehrlich und fundiert; nicht nur im eigenen Hause, sondern auch gegenüber Ihren Banken. Nehmen Sie deren Mitarbeiter aus der Restrukturierungsabteilung ernst, selbst wenn diese Ihre Führungskompetenz anzweifeln. Legen Sie mit Ihrem Experten ein Sanierungskonzept auf den Tisch, bevor die Banken Ihnen ein IDW-Gutachten aufzwingen, das oft mit Auflagen verbunden ist, die Ihren Spielraum einschränken und für Sie ggf. nicht tragbar sind. Wer gut vorbereitet ist und überzeugend kommuniziert, der beweist Leadership als Unternehmer mit der Aussicht, die Banken für sich zu gewinnen.

Lektion 7: Rechtzeitig Alternativen für den Worst Case entwickeln
Man sollte immer einen Plan B in der Tasche haben. Zeichnet sich ab, dass sich die Krise mit den vorhandenen Ressourcen nicht meistern lässt und mittelfristig Zahlungsunfähigkeit droht, dann stellen Sie sich dieser Realität. Die Insolvenzordnung bietet Ihnen mit dem Instrument der Eigenverwaltung und des Insolvenzplans eine gute Möglichkeit, das Unternehmen im Zusammenwirken mit den Gläubigern zu reorganisieren und fortzuführen. Voraussetzung ist eine gute Vorbereitung und die enge Zusammenarbeit mit einem planerfahrenen Sanierungsexperten.

Fazit:
Wer Chef seines Unternehmens bleiben will, muss auch danach handeln, andernfalls geht er als Verlierer vom Feld. Wer Leadership beweist, nimmt die Herausforderung an, holt sich Spezialisten seines Vertrauens ins Haus und zieht Programm und Prozess konsequent durch. Mit dem ESUG hat er eine Fall-back-Option, wenn es ohne Gericht nicht geht.

Autorenprofil

Peter Reinhardt (reinhardt@mpi-gmbh.com) ist Managing Partner und Dr. Jan Lessing (lessing@mpi-gmbh.com) Principal der MPI Management Partner & Investor GmbH. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Restrukturierung und Sanierung sowie Insolvenzplanverfahren und Distressed-M&A-Transaktionen. www.mpi-gmbh.de

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