Unternehmeredition: Herr Dreesen, die BayernLB konnte das Jahresergebnis 2010 auf knapp 900 Mio. EUR steigern, nach einem Minus in Höhe von 2,765 Mrd. EUR vor Steuern 2009. Was waren die Hauptgründe dafür?
Dreesen: Der Verlust im Jahr 2009 ging auf den Verkauf der HGAA zurück. Hätte es diesen Einschnitt nicht gegeben, wäre bereits der Abschluss für 2009 positiv gewesen. Unser Kerngeschäft war bereits damals profitabel, und dieser Trend hat sich auch 2010 fortgesetzt. Das hängt mit zwei Faktoren zusammen: Erstens greift unser Restrukturierungsprogramm und zweitens haben wir durch die Fokussierung auf Firmenkunden mehr Geschäft gemacht. Natürlich hat auch das gute ökonomische Umfeld maßgeblich dazu beigetragen. Wichtig ist, dass der Gewinn zum Großteil aus dem Kerngeschäft kommt.
Unternehmeredition: Wann werden Sie die Folgen aus dem Kauf der HGAA und weiterer Altlasten aus der Vergangenheit überwunden haben?
Dreesen: Das meiste haben wir bereits geschafft. In unserem vor zwei Jahren gestarteten Restrukturierungsprogramm liegen wir weit über Plan. Das gilt sowohl beim Kostenabbau als auch bei der Verkürzung der Bilanzsumme, die wir binnen zwei Jahren um rund 100 Mrd. EUR reduziert haben. Das letzte Drittel, bekanntermaßen das schwerste, wollen wir bis 2013 diszipliniert abarbeiten. Dazu zählt der weitere Abbau von Nicht-Kerngeschäften wie Flugzeug- und Schiffsfinanzierungen sowie unser ABS-Portfolio. Die Abgabe der HGAA haben wir wirtschaftlich gesehen bereits im Jahresabschluss 2009 verarbeitet. Die juristische Aufarbeitung des HGAA-Kaufs hingegen wird uns dieses Jahr weiterhin beschäftigen. Strafrechtlich unterstützen wir die Arbeit der Staatsanwaltschaft nachdrücklich. Zivilrechtlich geht es um eventuelle Schadenersatzansprüche der BayernLB gegen frühere Organmitglieder. Die personellen Konsequenzen aus dem Kauf der HGAA hat die BayernLB bereits gezogen: Seit 2008 wurde der Vorstand komplett ausgetauscht.
Unternehmeredition: Seit dem Wegfall der Gewährträgerhaftung kämpfen einige Landesbanken ums Überleben, Fragen nach der Daseinsberechtigung, der wirtschaftlichen Tragfähigkeit und Fusionen stehen im Raum. Wie sind Sie für die Zukunft gerüstet?
Dreesen: Am wichtigsten ist die Frage, wie man als Landesbank sein Kerngeschäft sieht. Wir als BayernLB haben uns vor allem als Unternehmensfinanzierer definiert. Der Landesbankensektor stellt heute mehr als ein Fünftel aller Kredite an Unternehmen im Inland bereit. Der Wegfall eines solch großen Kreditversorgers ist für die deutsche Wirtschaft gar nicht vorstellbar. Wir haben zwar heute nicht mehr das Rating, das wir wegen der Gewährträgerhaftung hatten. Dafür besitzt die BayernLB den strategischen Vorteil, dass sie sich nicht nur über den Kapitalmarkt und die Sparkassen refinanziert, sondern auch über die Deutsche Kredit Bank (DKB). Diese 100%ige Tochter der BayernLB verfügt auch über ein Privatkundengeschäft und damit über Primäreinlagen, die eine weitere Refinanzierungsmöglichkeit für unser Firmenkreditgeschäft darstellt. Ich denke, wir sind für die Zukunft gut gerüstet.
Unternehmeredition: Welche Rolle spielt das Mittelstandsgeschäft für die BayernLB und welche Ziele verfolgen Sie?
Dreesen: Das Mittelstandsgeschäft spielt für uns eine sehr wichtige Rolle. Wir fahren eine klare Wachstumsstrategie mit dem Ziel, bei unseren mittelständischen Kunden Kernbank zu sein. Das bedeutet, dass wir unser Kreditwachstum ambitioniert planen. Dementsprechend stellen wir dafür in unserer Bilanz Eigenkapital bereit. Das ist ein klarer Vorteil gegenüber breiter aufgestellten Häusern, die sich fragen müssen, wofür sie ihr Eigenkapital einsetzen. Wir sind eine integrierte Corporate-Finance-Bank für den Mittelstand.
