„Wir haben die nötigen Freiheiten bei der Umsetzung unserer Strategie“

 

Deutschlands größte Handwerksbäckerei hat eine bewegte Geschichte. 1982 von Heiner Kamps gegründet, wurde die Kamps AG 2002 an die italienische Barilla-Gruppe verkauft. 2010 hat der Finanzinvestor Equity Capital Management (ECM) den Handwerksbereich Kamps GmbH im Rahmen eines Management Buyouts aus dem Konzern heraus übernommen. Im Interview spricht Jaap Schalken, Vorsitzender der Geschäftsführung und Mitinhaber (25%) der Kamps GmbH, über seine Positionierung im hart umkämpften deutschen Markt für Backwaren und seine Erfahrungen mit Private Equity.

Unternehmeredition: Herr Schalken, Kamps ist nach eigenen Angaben Deutschlands größte handwerkliche Bäckereikette. Wie sehen Sie sich im hart umkämpften deutschen Markt für Backwaren positioniert? Was ist Ihr USP?

Schalken: Als wir die Firma übernommen haben, hatte sie ca. 900 Standorte und fünf Handwerksbäckereien. Um das Konzept um die Kamps Backstube auf „ultimative Frische“ und Qualität zu setzen, haben wir in den letzten 12 Monaten gemeinsam mit ECM diese Neuausrichtung beschleunigt. Wir sind an hochfrequentierten Plätzen positioniert, Standorte, die dazu nicht passen, wurden eingestellt. So haben wir uns heute auf knapp 600 Standorte und zwei Handwerksbäckereien reduziert. Mit diesen Läden stellen wir uns in der Branche ganz klar durch unseren USP vor die Konkurrenz: Wir sind Innovationsführer und in vielen Bereichen weiter als der Wettbewerb. Neue Produkte wie „Wuppi“, „Fanblock Craynies“ und Johannisbeerstreusel ziehen Kunden an, dazu kommen innovative Technologien und ein komplett neues Vertriebssystem, die höhere Qualität für die Kamps-Backstuben ermöglichen. Strukturiertes Arbeiten wie große amerikanische Fastfood-Unternehmen hilft uns bei Innovationen im Systemdenken. Außerdem haben wir definitiv das beste Qualitätsmanagement in unserer Branche. Ein kleiner Teil davon, der für die Kunden sichtbar ist, ist der, dass die Verkäuferinnen und Verkäufer im Laden die Produkte nie mit den Händen anfassen. All diese Punkte führen dazu, dass unser Franchisekonzept führend in der Branche ist und damit den Erwartungen von internationalen Unternehmen entspricht. Wir arbeiten zum Beispiel genauso wie SSP, ein führender Betreiber von Catering- und Einzelhandelskonzessionen, die auch Lizenzen von Burger King oder Starbucks haben.

Unternehmeredition: Ihr Unternehmen hat eine bewegte Geschichte. 1982 von Heiner Kamps gegründet, wurde es 2002 an die italienische Barilla-Gruppe verkauft. Was hat Sie dazu bewogen, die Kamps GmbH in Form eines Management Buyouts zusammen mit dem Finanzinvestor Equity Capital Management (ECM) zu übernehmen? Was wollen Sie besser machen?

Schalken: Man muss beachten, dass Barilla ja nicht die Bäckereikette Kamps gekauft hat, sondern vielmehr die Unternehmensgruppe Kamps. Die Bäckereien machen nur etwa 15 bis 20% des gesamten Umsatzes aus. Barillas Idee war, Kamps wegen des Industriegeschäfts wie Golden Toast zu kaufen. Dies lief komplett unabhängig von den Kamps Bäckereien. Das Retailgeschäft in Kombination mit Handwerk war kein Kerngeschäft für Barilla und wurde deshalb verkauft. Wir haben unter Barilla unsere Strategie gestartet, die wir jetzt mit ECM beschleunigt umsetzen. Diese Strategie hat zwei Schwerpunkte: Im Westen Deutschlands sind wir mit dem traditionellen Kamps Konzept absoluter Marktführer im traditionellen Backwarengeschäft. Der zweite Teil unserer Strategie ist die Kamps Backstube. Mit diesem innovativen Vertriebskonzept können wir überall in Deutschland oder darüber hinaus qualitativ hochwertige „bakery cafés“ eröffnen. So verbinden wir Hightech in der Lieferkette mit Handwerk und „ultimativer“ Frische am POS.

Unternehmeredition: Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit ECM und welchen Mehrwert bietet die Zusammenarbeit?

Schalken: Wir haben mit vielen Private-Equity-Firmen gesprochen, da es reges Kaufinteresse an Kamps gab. Als Management haben wir uns dann für ECM entschieden. Die geführten Gespräche haben uns überzeugt, ECM hat Erfolge mit vergleichbaren Unternehmen und Reputation beim Management von Beteiligungsfirmen vorzuweisen. So sind auch unsere Erfahrungen mit ECM extrem positiv. Wir haben die nötigen Freiheiten bei der Umsetzung unserer Strategie und bekommen tatkräftige Unterstützung bei Themen wie Prozessmanagement und Finanzen.

Unternehmeredition: Welche wichtigen Ziele stehen dieses Jahr auf Ihrer Agenda?

Schalken: Wir haben mit dem Verkauf von 85 Standorten in Berlin unsere Ausgangsbasis erreicht. Jetzt müssen wir das strategische Geschäftsfeld Kamps Backstube noch weiter entwickeln. Unter anderem steht hier eine Verbesserung der Betreuung der Kamps Backstuben Standorte an, wodurch automatisch eine Verbesserung der Produktivität und Frische gewährleistet wird. Weiter werden wir in der Kamps Backstube neue Gastronomieprodukte einführen, wie Suppen, Omelett oder auch ein pizzaähnliches Produkt auf Basis von Brotteig. Im klassischen Geschäft überarbeiten wir alle Brotrezepturen und setzen uns und unsere Mitarbeiter in Kenntnis über alle aktuellen wissenschaftlichen Ergebnisse zu und über Sauerteig. So können wir Vorteile bei der Frische und dem Geschmack der Brote erreichen. Wichtiger letzter Punkt: Wir wollen die Firma auf den Exportmarkt vorbereiten.

Unternehmeredition: Was ist Ihr persönlich wichtigster Rat an Führungskräfte, die vorhaben, sich wie Sie an einem Unternehmen in Form eines MBO zu beteiligen?

Schalken: Man sollte einen Partner finden, bei dem die handelnden Personen sehr gut zu einem selbst passen. Sicherlich ist es auch sinnvoll, Manager oder Ex-Manager von Unternehmen aus dem Portfolio des Private-Equity-Investors anzusprechen. Klar macht es auch Sinn, alle vertraglichen und führenden Themen so detailliert wie möglich vor dem Abschluss festzulegen.

Unternehmeredition: Herr Schalken, vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Markus Hofelich.
markus.hofelich@unternehmeredition.de


Zur Person: Jaap Schalken
Jaap Schalken ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Kamps GmbH (www.kamps.de) und ist zu 25% am Unternehmen beteiligt. Er studierte in Rotterdam Business Administration mit Schwerpunkt Finanz- und Marketingmanagement. Seit 1999 arbeitet Schalken im Fast-Food-Geschäft (Aral, Burger King) und wurde 2004 Mitglied des Vorstandes bei der Kamps GmbH.

Autorenprofil
Vorheriger Artikel„KKR hat uns neue Wachstumsmöglichkeiten eröffnet“
Nächster Artikel„Es gilt, ein Gleichgewicht der Interessen zu erreichen“