„Wir wollen in diesem Jahr Unternehmen kaufen“

Die Beteiligungsgesellschaft GESCO will den Unternehmen im deutschen Mittelstand helfen, nachhaltig erfolgreich zu wachsen.
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Die Beteiligungsgesellschaft GESCO vereinigt mittelständische Unternehmen der Investitionsgüterindustrie unter dem Dach einer Holding und unterstützt sie dabei, sich international zu entwickeln. Wir sprachen mit Jean Christ über die langfristige Investmentstrategie von GESCO, den gezielten Ausbau des Portfolios, neue Segmentstrukturen und die Bedeutung von Internationalisierung und Lean Management für die Wettbewerbsfähigkeit mittelständischer Unternehmen.

Unternehmeredition: Was macht GESCO als Investor aus?

Jean Christ: Wir wollen den Unternehmen im Mittelstand helfen, nachhaltig erfolgreich zu wachsen. Viele Unternehmen sind schon hervorragend aufgestellt, sie sind technologisch weit vorne. Was ihnen noch fehlt, ist der Sprung auf die internationale Bühne. Da kommen wir ins Spiel. Wir helfen den Unternehmen dabei, auf allen Märkten der Welt präsent zu sein. Anders als klassische Private-Equity-Häuser verfolgen wir keine Exitstrategie, sondern wollen unsere Unternehmen langfristig im Verbund halten. Dabei lassen wir den Beteiligungen einen Großteil ihrer Eigenständigkeit, bieten ihnen zugleich aber aus der Holding heraus umfangreiche professionelle Expertise an. Im Zentrum geht es um Lean Management, also das Trimmen der betrieblichen Abläufe auf Effizienz. Wir unterstützen aber auch im Finanzmanagement. Unsere Business Directors ermitteln vor Ort gemeinsam mit dem Management der Beteiligungen die Potenziale. Außerdem findet in der Gruppe ein regelmäßiger Austausch zwischen allen Unternehmen und der Holding statt.

Wollen Sie auch akquirieren?

Wir haben Ende 2024 zwei Portfoliobereinigungen vollzogen. Damit haben wir eine gesunde Basis geschaffen. Wir haben uns für dieses Jahr zum Ziel gesetzt, eine Basisbeteiligung zuzukaufen, aber auch Add-on-Akquisitionen zu tätigen, mit denen wir bestehende Beteiligungen stärken. Unsere sehr starke Bilanz eröffnet uns alle finanziellen Spielräume, die wir brauchen. Wir sichten derzeit viele Angebote und sind guter Dinge, dass wir mit dem einen oder anderen attraktiven Target zusammenkommen werden.

Welche Unternehmen sind für GESCO interessant?

Wir haben seit Jahresbeginn eine neue Segmentstruktur: Materials Refinement and Distribution, Life Science and Healthcare und Industrial Assets and Infrastructure. Unsere Unternehmen darin sind entweder prozessorientiert, produktorientiert oder auf Projektierung spezialisiert. Grundsätzlich sind wir an Unternehmen interessiert, denen wir mit unserem Know-how zu einer Wertsteigerung verhelfen können. Das kann in den bestehenden Segmenten geschehen oder auch in einem neuen Bereich.

In welcher Größenordnung könnten Sie investieren?

Unser Sweet Spot für künftige Basisbeteiligungen liegt bei 20 Mio. bis 40 Mio. EUR Umsatz. Jedoch schauen wir uns gerne auch Unternehmen mit mehr oder weniger Umsatz an. Ausschlaggebend ist, dass wir langfristiges Potenzial sehen. Innovationsfähigkeit, differenzprägende Wertschöpfung und eine hohe Kundenrelevanz sind für uns entscheidende Faktoren. Add-ons haben idealerweise eine Umsatzgröße von 5 Mio. bis 10 Mio. EUR. Aber auch hier ist der strategische Fit wichtiger als der Umsatz. Add-on-Zukäufe bieten darüber hinaus den Vorteil, dass die Risiken überschaubarer sind. In der Regel kennen wir diese Unternehmen als Marktbegleiter schon und können ihre weitere Entwicklung relativ gut einschätzen. Die Integration fällt entsprechend leicht.

Wie schätzen Sie die wirtschaftliche Lage für die Unternehmen von GESCO ein?

Bei GESCO gehen wir konsequent den Weg in Richtung Globalisierung. Angesichts des aktuellen wirtschaftlichen Umfelds ist das nicht nur ein „Kann“, sondern ein „Muss“. Heute muss ein Unternehmen international aufgestellt sein, wenn es auch in Zukunft bestehen will. Unsere Beteiligung Kesel, zum Beispiel, hat als Spezialist für Werkzeugmaschinen bereits eine Vertretung in China und eine Dependance in den USA. Ohne diese Globalisierungsstrategie, die wir schon vor Jahren begonnen haben, hätten wir die letzten beiden schwierigen Jahre nicht so gut abgeschlossen – denn der Maschinen- und Anlagenbau schwächelt in Europa. In Asien sieht es trotz aller Unsicherheit über Handelsbeschränkungen besser aus. Wir halten durch die Internationalisierung eine wichtige Balance. Wir bedienen die Bedarfe, wo sie sind.

Was bedeutet das für den Standort Deutschland?

Mindestens ebenso wichtig wie die Globalisierung unserer Geschäfte ist es uns, die Unternehmen am Standort Deutschland möglichst effizient aufzustellen. Wir haben in Deutschland hohe Löhne und Gehälter, weiterhin hohe Energiepreise, aber auch sehr gut ausgebildetes Fachpersonal. Deshalb ist die Fokussierung auf schlanke Strukturen und optimierte Prozesse alternativlos, um im Wettbewerb zu bestehen.

Lieber Herr Christ, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” 2025.


ZUM INTERVIEWPARTNER

GESCO die Beteiligungsgesellschaft will wollen den Unternehmen im Mittelstand helfen, nachhaltig erfolgreich zu wachsen.
Foto: © GESCO

 

Jean Christ,

Business Director,

GESCO SE

M&A@GESCO.de

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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