„Wir wollen der Lotse sein, der beim Steuern tatkräftig unterstützt“

Unternehmeredition: Was nicht immer einfach …

Pesch: … aber wichtig ist. Es ist das Kernthema. Als Bank oder Investor fürchtet man um sein Geld. Anders als verabredet besteht die Möglichkeit, dass es die Parteien nicht mehr zurückbekommen. Dieses Vertrauen gilt es durch verschiedene Maßnahmen wieder zu gewinnen.

Unternehmeredition: Welche sind das?

Pesch: Zunächst müssen Ziele für den Restrukturierungserfolg definiert werden. Diese müssen glaubwürdig und dennoch anspruchsvoll und umsetzbar sein. Häufig geht die operative und die finanzielle Restrukturierung Hand in Hand. Ziele müssen zudem strikt eingehalten werden. Dazu gehören primär Gewinn- und Liquiditätsziele.

Unternehmeredition: Gibt es noch weitere Knackpunkte, um aus der Krise zu kommen?Auch wenn es nicht immer leicht fällt: Bei einer drohenden Unternehmenskrise sollten alle Stakeholder frühzeitig informiert werden. Bild: Panthermedia/Diego Cervo

Pesch: Man sollte wissen, welches Risiko die einzelnen Stakeholder eingehen. Wie wichtig ist es ihnen etwa, dass das Unternehmen weitergeführt wird? Das Unternehmen muss seine Verhandlungsposition ausloten.

Unternehmeredition: Die unterschiedlichen Kapitalgeber an einen Tisch zu bringen und bei Laune zu halten, ist sicherlich nicht ganz trivial.

Pesch: In der Tat. Bevor ein Stakeholder weiteres Geld gibt, muss das Unternehmen ihm beweisen, dass es aus eigener Kraft alle Anstrengungen unternimmt, die Finanzierungslücke zu verringern. Das heißt: Kosteneffizienzreserven heben, nicht betriebsnotwendige Anlageteile zur Disposition stellen, am Working Capital arbeiten. Darüber hinaus ist das Geschäftsmodell auf den Prüfstand zu stellen. Nur wenn überzeugend dargelegt werden kann, dass das Unternehmen die notwendige Stärke besitzt, die Krisenursachen zu überwinden, kann eine nachhaltige Finanzierung unter Einbeziehung aller Beteiligten gelingen.

Unternehmeredition: Welche weiteren Erfolgsfaktoren gibt es, damit eine Sanierung gelingt?

Pesch: Konsequenz ist ganz wichtig. Es gibt am Anfang eines Restrukturierungsprozesses umfassende Optimierungsoffensiven, in die viele Mitarbeiter eingebunden sind. Interessieren die Themen die Führungsriege nicht mehr, stehen diese folgerichtig auch bei den Mitarbeitern nicht mehr ganz oben auf der Agenda. Verliert man die Basis, wird es extrem schwierig. Zudem ist Transparenz entscheidend. Die wichtigen Spieler müssen Einblick in das haben, was sich in der Gesellschaft abspielt. Häufig ist dies nicht hinreichend gegeben. Vorhaben sollten in klare Zahlen gefasst werden. Nur so kann verlorengegangenes Vertrauen wiedergewonnen werden.

Unternehmeredition: Berater wie Sie kosten ein angeschlagenes Unternehmen viel Geld. Warum lohnt es sich, dieses auszugeben?

Pesch: Wir haben uns auf die Fahnen geschrieben, mindestens das Dreifache unseres Honorars an Liquiditäts- oder Ergebnisverbesserung herauszuholen. Wir wollen der Lotse sein, der auf das Schiff kommt und beim Steuern tatkräftig unterstützt.


Zur Person:
Dr. Michael Pesch ist Senior Director bei Alvarez & Marsal. Die 1983 gegründete Unternehmensberatung gehört zu den führenden Anbietern in der Sanierungsberatung, des Interims-Managements, der Transaktionsberatung sowie von Programmen zur Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität. www.alvarezandmarsal.de

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