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„Wir werden sicherlich wachsen“

Seitdem Michael Pluta als CRO im Vorstand bei Strenesse ist, wird der Euro zweimal umgedreht. Schon für das laufende Geschäftsjahr will die Modefirma schwarze Zahlen schreiben. Was sich sonst noch bei den Schwaben verändert, erklärt der Sanierer im Interview.

Unternehmeredition: Herr Pluta, wie weit ist denn der Restrukturierungsprozess bei Strenesse vorangeschritten?
Pluta:
Eine Restrukturierung endet eigentlich nie, weil man sich ständig dem Markt anpassen muss. Wir haben zunächst die Kosten gestrafft. Hier gab es einen enormen Nachholbedarf. Die nächste Anpassung liegt darin, das Produkt wieder begehrlich zu machen. Über eine Änderung im Marketing und in der Frequenz unserer Besucher.

Wie haben Sie denn die Kosten gedrückt?
Kostenbewusstsein herzustellen heißt, bis in den letzten kleinen Bereich ein Bewusstsein zu schaffen, dass man den Cent zweimal umdrehen muss. Schafft man

Mode von Strenesse: Michael Pluta möchte sie wieder attraktiver machen.

das, hat man mindestens zehn Prozent der Kosten eingespart, ohne irgendetwas organisatorisch verändert zu haben. Wir verhandelten zudem viele Verträge nach. Mindestens ein Drittel, häufig noch deutlich mehr, haben wir so eingespart. Wichtig war auch, die Prozesse zu straffen. Durch eine genaue Planung sorgen wir dafür, dass die Kollektion rechtzeitig beim Kunden ist und der Händler diese nicht mehr stornieren kann.

Und wie wollen Sie das Produkt begehrlicher machen?
Zum einen werden wir demnächst einen neuen Internetauftritt haben. Dann kann man die Kleidung attraktiver online bestellen. Im Juni soll der Launch erfolgen. Zum anderen wollen wir weitere Shops eröffnen.

Zuletzt haben Sie doch eher welche geschlossen.
Wir haben die geschlossen, die Verluste machen. Es macht keinen Sinn, wenn ein Laden gerade mal die Miete abwirft. Das Geschäft in der Theatinerstraße in München etwa war sehr groß. Wir können uns schon vorstellen, wieder in die Innenstadt zu gehen. Allerdings nicht auf so einer großen Fläche.

Wie veränderten Sie die strategische Ausrichtung?
Wir strafften das Sortiment, wollen den Bereich Business stärken und die Kundenanzahl im Einzelhandel erhöhen.

Seitdem Michael Pluta als CRO im Vorstand bei Strenesse ist, wird der Euro zweimal umgedreht. Schon für das laufende Geschäftsjahr will die Modefirma schwarze Zahlen schreiben. Was sich sonst noch bei den Schwaben verändert, erklärt der Sanierer im Interview.

Früher trug die Fußballnationalmannschaft Strenesse. Auch im Unternehmen gab es Stars. Die Zeiten sind vorbei, oder?
Wir vermeiden es, einen Personenkult zu betreiben. Denn Personen sind vergänglich. Die Marke nicht. Unsere Kundinnen und Kunden akzeptieren als Vorbilder Menschen, die mitten im Leben stehen. Wie etwa die Bühnenbildnerin und Fotografin Aino Laberenz, mit der wir momentan eine Kampagne fahren.

Im Vorstand sitzen zwei Zahlenmenschen. Kann das bei einem designorientierten Unternehmen wie Strenesse gut gehen?
Der Annahme muss ich widersprechen. Die Kreativität sitzt schon immer im Design-Team. Und aus diesem saß auch bislang niemand im Vorstand. Es schadet nicht, wenn jetzt auch noch Leute da sind, die rechnen können. Wobei man den Vorstand, also Gerhard Geuder und mich, nicht als reine Zahlenmenschen abstempeln kann. Beide haben wir Erfahrung im Marketing.

Neues Gesicht: Die Künstlerin Aino Laberenz wirbt jetzt für Strenesse. (© Strenesse AG)

Ist es denn schwieriger, bei einem Familienunternehmen diese Einschnitte zu treffen?
Eigentlich macht es keinen Unterschied. Man muss nur klar kommunizieren, unter welchen Voraussetzungen saniert werden soll. Meistens muss man dann Hemmnisse beseitigen, um Voraussetzungen zu schaffen, damit der Betrieb saniert werden kann. Auch wenn damit Personen verbunden sind, die der Familie nahestehen.

Der Umsatz von Strenesse lag mal bei mehr als 100 Mio. Euro pro Jahr. Wie läuft es denn in diesem Jahr?
Wir gehen davon aus, dass wir im Geschäftsjahr 2014/15 rund 36 Mio. Euro erwirtschaften. Zum Vorjahr ist das zwar ein Rückgang von über 9 Mio. Euro Umsatz. Allerdings mit 15 Mio. Euro weniger Kosten. Das ist für mich ganz entscheidend.

Was soll dann unterm Strich stehen?
Wir sind hoffnungsfroh, dass wir schwarze Zahlen schreiben.

Wie wird sich das Geschäft weiterentwickeln?
Wir werden sicherlich wachsen. Das Potenzial ist riesig. Wir haben 300 weitere Einzelhandelsunternehmen ausgemacht, denen es guttäte, auch Strenesse im Angebot zu haben. Das wären doppelt so viele wie bisher. Wir haben Potenzial im Ausland aber auch im Männersegment. Es wimmelt nur so von Möglichkeiten.

Mit welchem Wachstum rechnen Sie künftig?
Für das neue Geschäftsjahr 2015/2016 rechnen wir mit einem stabilen Umsatz. Wir gehen aber davon aus, dass Strenesse im darauffolgenden Jahr den Umsatz um über 10 Prozent steigern kann.

Wie soll sich das auf das Ergebnis auswirken?
Alles was an Umsatz dazukommt, schlägt sich voll im Ergebnis vor Zinsen und Steuern nieder.Seitdem Michael Pluta als CRO im Vorstand bei Strenesse ist, wird der Euro zweimal umgedreht. Schon für das laufende Geschäftsjahr will die Modefirma schwarze Zahlen schreiben. Was sich sonst noch bei den Schwaben verändert, erklärt der Sanierer im Interview.

Zuletzt war das Verhältnis zwischen Ihnen und den Anleihegläubigern nicht das beste. Wie sieht es momentan aus?
Es ist ja normal, dass man nicht immer einer Meinung ist. Doch haben wir uns zusammengesetzt und eine Linie gefunden, wie es weitergeht, sodass wir jetzt auch die Rückendeckung haben.

Strenesse als eigenständiges Unternehmen weiterzuführen wird schwierig. Wie weit sind Sie mit der Suche nach Investoren?
Wir sind mitten im Suchprozess und verhandeln mit verschiedenen Investoren. Es ist völlig klar, dass Strenesse sich nicht selbst mit dem Schopf aus dem Sumpf ziehen kann. Wobei es durchaus die Variante gibt, dass wir noch einige Zeit im jetzigen Zustand die Restrukturierung vorantreiben. Das ist auch mit den Anleihegläubigern so abgesprochen. Wir müssen uns nicht dem erstbesten Interessenten an den Hals werfen. Wir schreiben schwarze Zahlen und stehen relativ selbstbewusst im Markt.

An welche Art Investor denken Sie?
Für einen strategischen Investor wäre das Unternehmen sicherlich interessanter als für einen Finanzinvestor.

Warum?
Weil das Potenzial, das man bei Strenesse heben kann, im Verkauf der Ware liegt. Jeder Euro Umsatz der dazukommt, wirkt sich auch auf das Ergebnis aus. Ein Finanzinvestor hebt die Potenziale erst mal im Cash-Bereich. Und hier haben wir schon rationalisiert.

Wann soll der Verkaufsprozess abgeschlossen sein?
Da möchte ich mich nicht festlegen.

Wird die Rolle des CRO grundsätzlich immer wichtiger?
Ich denke ja, weil er als Sanierer in der Eigenverwaltung es gewohnt ist, an der Front zu stehen. Das heißt, dass er häufig auch schon vor dem Insolvenzantrag beratend tätig ist. Die Aufträge kommen nicht mehr über das Gericht, sondern durch die Unternehmen selbst. Deswegen sind wir auch mit unserer Gesellschaft in die Vorberatung gegangen. Wir sind dann in der Funktion des Eigenverwalters und nicht in der des Insolvenzverwalters tätig. Die Aufgabe ist aber haargenau dieselbe.

Vor zwei Jahren sahen Sie das noch viel kritischer.
Richtig, weil ich damals davon ausging, dass derjenige, der den Karren an die Wand fährt, also der Manager, meist am Ruder bleibt. Eventuell mit der Unterstützung eines Beraters. Das kann nicht funktionieren. Jetzt ist es allerdings so, dass meist das Management ausgetauscht wird.


Zur Person

Michael Pluta ist Geschäftsführer der PLUTA Rechtsanwalts GmbH, die mit mehr als 330 Mitarbeitern zur Spitzengruppe der Sanierungs- und Restrukturierungsgesellschaften zählt. Pluta sanierte unter anderem den traditionsreichen Modelleisenbahnhersteller Märklin. Seit 2014 ist er als Chief Restructuring Officer (CRO) im Vorstand von Strenesse. www.pluta.net

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