„Wir unterstützen Unternehmer mit einer klaren Vision“

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Avedon ist ein langfristig orientierter Investor, der sich darauf konzentriert, Unternehmen so aufzustellen, dass sie ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen können. Zu diesem Zweck geht er sowohl Mehrheits- als auch Minderheitsbeteiligungen ein. Wir sprachen mit Ben von Schulz und Bernd Groß über

Unternehmeredition: Avedon hat sich an der Softwarefirma Cumulocity beteiligt. Inwieweit ist diese Transaktion typisch für Avedon?

Ben von Schulz: Wir wollen Unternehmer unterstützen, die eine klare Vision davon haben, wie sie zukünftig ihren Kunden noch größeren Mehrwert bieten können, und die das mit einer stringenten Strategie untermauern. Zugleich sollten sie die Ambition und die Energie haben, diese Strategie mit uns umzusetzen. Genau das haben wir bei Bernd Groß und seinem Team vorgefunden. Für uns ist Cumulocity eines der spannendsten Softwareunternehmen in Deutschland in dieser Größe. Typischerweise sind wir der erste Investor, dem sich Unternehmer im Zuge einer Nachfolge oder zur Wachstumsbeschleunigung anvertrauen. Bei Cumulocity war für uns entscheidend, dass wir diese Beteiligung gemeinsam mit dem Management gestalten konnten.

Herr Groß, warum haben Sie Ihren Management-Buy-out zusammen mit Avedon realisiert?

Bernd Groß: Wir sind davon überzeugt, dass der Internet-of-Things(IoT)-Markt in den kommenden Jahren mit zunehmendem Tempo wachsen wird. Maschinenbauer, beispielsweise, haben längst erkannt, dass sie sich zukünftig mehr über digitale Dienstleistungen, wie die Fernwartung, differenzieren können als über die Maschine selbst. Die Umsetzung ist für sie aber häufig eine große Herausforderung. Genau hier setzt Cumulocity an: Unsere Plattform ermöglicht es den Kunden, schnell und kosteneffizient IoT-basierte Dienstleistungen auf den Markt zu bringen. Wir als Gründerteam hatten Cumulocity 2017 als Start-up an die Software AG verkauft. Um die heutige große Marktchance nutzen zu können, haben wir uns letztes Jahr entschlossen, das Unternehmen zurückzukaufen – und zwar mithilfe von externen Investoren. Wir haben recht schnell festgestellt, dass Avedon und wir gut zueinander passen. Avedon hatte unser Geschäftsmodell und das Potenzial unserer Lösung, im Vergleich zu anderen Investoren, schnell durchdrungen. Sie überzeugten uns mit ihrer Professionalität und dem Vertrauen in unsere Strategie.

Wie sieht diese Zusammenarbeit konkret aus?

Groß: Der Rückkauf von Cumulocity erfolgte als Carve-out aus der Software AG. Unsere Technologie, Produktentwicklung und Support sind immer unabhängig geblieben. Funktionsbereiche wie Finance & Controlling sowie HR wurden allerdings zuvor vom Konzern erbracht, sodass wir diese jetzt unabhängig neu aufbauen. Hierbei hat Avedon uns sehr geholfen. Darüber hinaus unterstützt Avedon uns mit seinem Erfahrungsschatz und Netzwerk bei der Umsetzung unserer Strategie.

Welche Ziele haben Sie sich gesetzt?

Groß: In den ersten Monaten nach der Transaktion stand der Abschluss des Carve-outs bei unveränderter Betreuung unserer Kunden im Fokus. Mittelfristig haben wir vor, unsere Position in den für uns wichtigsten Regionen auszubauen, also in den USA, in Europa, Japan und dem Mittleren Osten. Langfristig wollen wir 100 Mio. EUR an jährlich wiederkehrenden Umsätzen erreichen. Mit diesem Ziel haben wir mit unseren Partnern, Avedon als Hauptgesellschafter sowie zwei weiteren Minderheitsinvestoren, eine langfristige strategische Zusammenarbeit vereinbart. Nur mit diesem Fundament können wir zu einem Global Player werden.

Welche Bedeutung haben Digitalisierungs- und Softwarethemen bei Avedon? Nimmt sie zu?

Von Schulz: Wir investieren bereits seit Anfang der 2000er-Jahre auch in Softwareunternehmen. Die Realität ist aber, dass die Digitalisierung für alle Unternehmen, die wir unterstützen, inzwischen ein Wachstumsfokus ist – um die Effizienz der eigenen Organisation zu unterstützen, aber noch mehr in der Dienstleistung oder dem Produkt selbst, um den Mehrwert für Kunden zu erhöhen. Wir sind zum Beispiel am bald 120 Jahre alten Maschinenbauer Altendorf beteiligt. Wir haben ihn dabei unterstützt, das erste KI-basierte Sicherheitssystem für Formatkreissägen zu entwickeln. Altendorf ist übrigens inzwischen auch ein Kunde von Cumulocity und nutzt die Plattform, um IoT-basierte Dienstleistungen anzubieten. Wir freuen uns, wenn sich die Unternehmen, an denen Avedon beteiligt ist, auf diese Weise gegenseitig stärken können.

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand”.


ZU DEN INTERVIEWPARTNERN

 

Avedon konzentriert sich als Investor darauf Unternehmen so aufzustellen, dass sie ihr Potenzial bestmöglich ausschöpfen können.
Foto: © Avedon

Ben von Schulz,

Investment Director,

Avedon GmbH

benjamin.vonschulz@avedoncapital.com

 

 

 

Foto: © Cumulocity

Bernd Groß,

Gründer und CEO,

Cumulocity GmbH,

info@cumulocity.com

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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