„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“

Als die Deko-Handelskette Butlers im Januar 2017 einen Insolvenzantrag stellte, reagierte die Branche überrascht. Im Interview erklären Firmengründer Wilhelm Josten und sein Co-Geschäftsführer Jörg Funke, weshalb Butlers wider Erwarten in die Krise stürzte und was sie daraus gelernt haben.

Was bedeutet das für Ihre Filialen?

Josten: Unsere Filialen und das eigene Online-Geschäft bleiben unser Fundament. Davon ausgehend möchten wir zusätzliches Wachstum über Dritte generieren. Unser Ziel ist es, dass der Anteil der eigenen Filialen am Umsatz prozentual sinkt, aber absolut trotzdem steigt.

Aber es kaufen immer weniger Menschen in den Innenstädten ein.

Josten: Wir sehen in der Krise, die der stationäre Einzelhandel erlebt, durchaus auch eine Chance: Auf diese Weise können wir antizyklisch den ein oder anderen guten neuen Standort gewinnen. Wir gehen dabei aber sehr vorsichtig vor und setzen zum Beispiel auf zeitlich befristete Mietverhältnisse. Da wir noch das Mobiliar der geschlossenen Filialen haben, können wir mit relativ geringem Aufwand Pop-up-Stores eröffnen, wenn uns die Eigentümer beim Mietzins entgegenkommen. Allein in den vergangenen drei Monaten haben wir in drei guten Lagen – in Berlin, in Erlangen und in Oldenburg – Filialen für ein, zwei Jahre eröffnet. Die Geschäfte dort laufen gut.

Auf welche Märkte im Ausland schielen Sie?

Josten: Das sind einerseits die Nachbarländer, beispielsweise Polen, Belgien oder die Niederlande. Ich glaube aber auch, dass unsere Marke in China sehr großen Erfolg hätte. Dort könnten wir uns vorstellen, zunächst nur online vertreten zu sein.

Sie hatten vor der Insolvenz bereits Filialen in England und Spanien, die schließen mussten oder die inzwischen von Franchisenehmern betrieben werden. Wie wollen Sie diesmal ins Ausland expandieren?

Josten: Über Franchisenehmer. Denn in dem Moment, in dem Sie alles selbst machen, steigt die Komplexität so sehr, dass die Fokussierung wieder in Gefahr ist. Man denke nur an Mietverträge in einer fremden Sprache oder daran, vor Ort jeweils eine eigene Buchhaltung aufbauen zu müssen. Wir kümmern uns selbst um die DACH-Region, alles andere machen wir mit Partnern.


Zu den Personen

Wilhelm Josten und Jörg Funke sind die Geschäftsführer von Butlers. Im Jahr 1999 gründete Josten aus einem traditionsreichen Familienunternehmen heraus Butlers als Handelskette mit Produkten vor allem für die Küche und das Esszimmer.

Zum Unternehmen

Im Januar vergangenen Jahres musste Butlers einen Insolvenzantrag stellen. Zum Abschluss der Insolvenz haben sich der NRW Bank Spezialfonds und die STS Ventures GmbH mit Eigenkapital in Höhe von 10 Mio. Euro an Butlers beteiligt. Seitdem vertritt Wilhelm Josten als größter Einzelgesellschafter sämtliche Altgesellschafter. Im Jahr 2017 setzte Butlers mit 120 Filialen im In- und Ausland rund 75 Mio. Euro um. Derzeit beschäftigt das Unternehmen 800 Mitarbeiter.

www.butlers.com

Autorenprofil

Felicitas Wilke ist Absolventin der Deutschen Journalistenschule und schreibt als Autorin für die Unternehmeredition.

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