„Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen“

Als die Deko-Handelskette Butlers im Januar 2017 einen Insolvenzantrag stellte, reagierte die Branche überrascht. Im Interview erklären Firmengründer Wilhelm Josten und sein Co-Geschäftsführer Jörg Funke, weshalb Butlers wider Erwarten in die Krise stürzte und was sie daraus gelernt haben.

Auch während der Insolvenz blieben Sie als bisherige Geschäftsführung bei Butlers an Bord. Wie war das möglich?

Josten: Wie das bei einer Insolvenz gang und gäbe ist, war der Insolvenzverwalter hauptverantwortlich und hatte die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis inne. Doch wir blieben als Geschäftsführer im Amt und haben ihn dabei unterstützt, die Geschäfte operativ voranzubringen. Denn es ging von Anfang an nicht darum, das Unternehmen zu zerschlagen, sondern es als Ganzes zu erhalten. Deswegen haben wir uns für die Konstellation einer Regelinsolvenz im Planverfahren entschieden. Wir konnten klar aufzeigen, dass viele Fehler schon im Vorfeld abgestellt waren und dass wir in der Lage sein würden, den Insolvenzverwalter bei der Sanierung des Unternehmens stark zu unterstützen.

Sie mussten insgesamt 27 Filialen schließen und mehr als 200 Mitarbeiter entlassen. Wie geht es diesen Menschen heute?

Funke: Wir wissen, dass unsere ehemaligen Mitarbeiter in der überwiegenden Mehrzahl wieder gut untergekommen sind. Dass im Einzelhandel immer wieder Filialen schließen und andere neu eröffnen, ist an sich nichts Ungewöhnliches. Eine Insolvenz natürlich schon. Daher war es uns wichtig, intern gut zu kommunizieren und Besonderheiten wie das Insolvenzgeld zu erklären. Die Insolvenzverwaltung hat uns zusätzlich dabei geholfen, Sorgen bei den Mitarbeitern zu nehmen.

 Was hat die Insolvenzverwaltung konkret gemacht?

Funke: Wir hatten den Fall, dass bei einem Mitarbeiter der Baukredit nicht genehmigt wurde. Also hat der Insolvenzverwalter bestätigt, dass der Mitarbeiter auch über den Eröffnungszeitraum hinaus seinen Job behalten wird und das Einkommen zumindest für diesen Zeitraum gesichert ist. In Fällen wie diesen hat der Insolvenzverwalter auch mal persönlich bei den Betroffenen angerufen, wenn es Probleme gab. Das hat Vertrauen geschaffen.

Zu Ihren Gläubigern gehörten auch Privatanleger, an die Sie vor fünf Jahren Genussrechte ausgegeben hatten. Diese haben ihr eingesetztes Geld im Zuge des Insolvenzverfahrens komplett verloren. Wie wollen Sie bei diesen Menschen wieder Vertrauen gewinnen?

Josten: Das liegt uns schwer im Magen, da gibt es nichts zu beschönigen. Neben der Tatsache, dass wir Mitarbeiter entlassen mussten, ist es das schwierigste Kapitel. Wir hatten am Ende leider keine andere Wahl, weil wir den Insolvenzplan sonst wahrscheinlich nicht hätten umsetzen können. Wir hoffen, bei diesen Menschen irgendwann wieder Vertrauen aufbauen zu können. Noch mal Genussrechte auszugeben, darüber denken wir überhaupt nicht nach.

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