Fremdfinanzierter Unternehmenskauf
Hört man kritische Worte über Private Equity, sind meist solche Finanzinvestoren gemeint, die ihre Unternehmenskäufe überwiegend mit Fremdkapital finanzieren. Wird ein Deal zu einem großen Prozentsatz mit Krediten bezahlt, spricht man von einem “Leveraged Buy-out” (LBO). Je höher der Anteil von vergleichsweise preiswertem Fremdkapital, desto höher ist die Rendite auf das investierte Eigenkapital – das nennt man den Leverage-Effekt. Jedoch ist es manchmal Praxis der Investoren, die Fremdkapitalschulden auf das gekaufte Unternehmen zu übertragen, ungeachtet des Widerspruchs zur eigentlichen Aufgabe von PE, nämlich die Eigenkapitalquote zu stärken. Im Extremfall steigt dadurch die Fremdkapitalquote so sehr, dass das Unternehmen gar keine finanziellen Mittel mehr erhält und zum Sanierungsfall wird – siehe das prominente Beispiel Grohe, das durch angelsächsische Finanzinvestoren vor fünf Jahren beinahe in den Ruin getrieben wurde. Derzeit funktionieren LBOs aber eher selten: Seit Ausbruch der Finanz- und Wirtschaftskrise müssen viele Finanzinvestoren ihre Beteiligungen aus eigenen Mitteln stemmen, da die Banken auch an sie nur noch sehr eingeschränkt und restriktiv Kredite vergeben.
Laufzeit und Exit
Und es ist ja durchaus im Sinne der Investoren, wenn sich ein Portfoliounternehmen gut und nachhaltig entwickelt – denn umso höher können dann die Anteile später wieder verkauft werden. In der Regel sind Finanzinvestoren drei bis sieben Jahre bei einem Unternehmen engagiert, denn auch ihre Geldgeber möchten in absehbarer Zeit ihr eingesetztes Kapital zurückbezahlt bekommen und dabei einen Gewinn kassieren. Es gibt allerdings auch laufzeitungebundene Fonds, die lediglich regelmäßig die Gewinne ausschütten und ansonsten weitere oder längere Investments mit dem eingesetzten Kapital tätigen. Diese nennt man Evergreen-Fonds, und gerade sie sind naturgemäß besonders an einer nachhaltigen Steigerung des Unternehmenswertes interessiert, da sie in ihren Portfoliofirmen sehr lange engagiert sind. Wenn sich nun eine Beteiligungsgesellschaft aus einem Unternehmen zurückzieht, spricht man von einem Exit. Der Investor hat dabei verschiedene Möglichkeiten, seine Anteile wieder zu Geld zu machen. So kann er einen Börsengang anstreben und seine Beteiligung quasi auf dem Kapitalmarkt anbieten. Auch ein Trade Sale ist ein beliebter Exit, bei dem das Unternehmen an einen strategischen Investor, i.d.R. einen Wettbewerber, verkauft wird. Bietet der Investor seine Beteiligung einem anderen Finanzinvestor zum Kauf an, nennt man das wiederum einen Secondary Sale. Natürlich ist es auch möglich, dass, gerade bei Minderheitsbeteiligungen, der Unternehmer die Anteile wieder zurückkauft (Buy-back) oder das im Zuge eines MBOs/MBIs beteiligte Management (nach und nach) die Mehrheit übernimmt.
Fazit:
Private Equity hat mittlerweile einen festen Platz im Finanzierungsmix des deutschen Mittelstandes. Hinter diesem Begriff steht eine zeitlich befristete Minder- oder Mehrheitsbeteiligung eines Finanzinvestors an einem nicht börsennotierten Unternehmen. Je nachdem sind auch die Mitbestimmungsrechte des Investors beim operativen Geschäft ausgestaltet. Der Investor ist aber nicht nur Kapitalgeber, sondern stellt seinen Portfoliounternehmen meist auch seine Management-Expertise zur Verfügung. Ziel der Investoren dabei ist, den Firmenwert zu steigern und somit eine bestmögliche Rendite zu erzielen, wenn er nach einigen Jahren wieder aussteigt. Das Unternehmen wiederum profitiert nicht nur von dem frischen Eigenkapital, sondern auch von der damit verbundenen Steigerung seiner Eigenkapitalquote durch PE. Denn das wiederum erleichtert den Zugang zu Fremdkapital. Kritisch zu sehen ist hingegen, wenn ein Finanzinvestor eine Beteiligung selbst vorwiegend mit Fremdkapital finanziert, da er diese Schulden oft dem gekauften Unternehmen aufbürdet.
Esther Mischkowski
redaktion@unternehmeredition.de
Wichtige Fachtermini:
Private Equity: Beteiligung eines Finanzinvestors an einem nicht börsennotierten Unternehmen
Buy-out: Mehrheitlicher oder kompletter Verkauf eines Unternehmens an einen Finanzinvestor
Management Buy-out (MBO) / Management Buy-in (MBI): Beteiligung eines internen (MBO) bzw. externen (MBI) Managements am Unternehmen, i.d.R. zusammen mit einem Finanzinvestor, der dabei meist die Mehrheit übernimmt
Leveraged Buy-out (LBO): Überwiegend fremdfinanzierter Unternehmenskauf durch einen Finanzinvestor
Exit: Ausstieg eines Investors durch Verkauf seiner Beteiligung
Trade Sale: Verkauf einer Unternehmensbeteiligung an einen Wettbewerber dieses Unternehmens
Secondary Sale: Verkauf einer Unternehmensbeteiligung an einen anderen Finanzinvestor
Buy-back: Rückkauf der Anteile eines Finanzinvestors durch den Unternehmer