Der Heilbronner Reiseveranstalter We-Flytour GmbH hat Insolvenz angemeldet. Das Amtsgericht Heilbronn bestellte die Sanierungsexpertin Heike Metzger von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH zur vorläufigen Insolvenzverwalterin. Die Situation betrifft sowohl 1.500 Reisende, die sich aktuell im Ausland befinden, als auch zahlreiche Kunden mit stornierten Reisen. Laut dem Deutschen Reisesicherungsfonds (DRSF) hat We-Flytour alle Reisen mit Abreisedatum bis zum 10. Dezember 2024 storniert. Kunden, die ihre Reise noch nicht angetreten haben, wurden gebeten, nicht eigenständig zu stornieren, da sonst zusätzliche Kosten anfallen könnten. Reisen ab dem 11. Dezember seien von der Insolvenz noch nicht betroffen, und die Durchführung wird aktuell geprüft. „Wir arbeiten daran, eine Lösung für die Reisen ab Mitte Dezember zu finden“, erklärte Heike Metzger. Der Reiseveranstalter will betroffene Kunden zeitnah über die weitere Vorgehensweise informieren. Die Buchung neuer Reisen ist derzeit nicht möglich.
1.500 Reisende gestrandet
Rund 1.500 Kunden befinden sich derzeit in beliebten Urlaubszielen wie der Türkei und Ägypten. Der DRSF, der staatlich abgesicherte Fonds für Pauschalreisen, hat Maßnahmen ergriffen, um die sichere Heimkehr oder die Fortsetzung der Urlaube zu gewährleisten. In Zusammenarbeit mit We-Flytour und weiteren Partnern koordiniert der Fonds Notfallmaßnahmen. Betroffene können sich bei Problemen an spezielle Notrufnummern wenden:
- Türkei: +90 (0)533 653 35 38 oder +90 (0)533 613 91 53
- Andere Zielgebiete: +49 (0)69 9588 4076
- Allgemeine Anfragen an den DRSF: +49 (0)30 25 89 87 253
Diese Maßnahmen sollen sicherstellen, dass alle betroffenen Reisenden zeitnah Unterstützung erhalten.
Mitarbeiter und Gehälter gesichert
Das Unternehmen We-Flytour, das 18 Mitarbeiter beschäftigt, kann die Gehälter über Insolvenzgeld für drei Monate sichern. Darüber hinaus plant Metzger, eine Insolvenzgeldvorfinanzierung zu beantragen. Ziel ist es, den Betrieb vorübergehend stabil zu halten und mögliche Lösungen für die Zukunft des Unternehmens zu finden. Laut Informationen von We-Flytour führte der plötzliche Rückzug des Kreditkarten-Dienstleisters GetNet (Santander Bank) sowie eine Verzögerung beim Wechsel des Zahlungsanbieters zur finanziellen Krise. Diese Entwicklungen beeinträchtigten die Liquidität des Reiseveranstalters erheblich.
Die Insolvenz reiht sich in eine Serie von Insolvenzen im Touristiksektor ein, darunter die Pleite von FTI im Sommer 2024 und andere prominente Fälle wie JT Touristik und H&H-Touristik. Der DRSF, der nach der Thomas-Cook-Insolvenz ins Leben gerufen wurde, übernimmt in solchen Fällen die Abwicklung der Kundengelder und die Organisation der Rückreisen. Experten sehen in den wiederkehrenden Insolvenzen ein deutliches Zeichen für die instabile finanzielle Lage vieler Reiseanbieter.