Anstehende Generationenwechsel in vielen Familienunternehmen und Veränderungen im wirtschaftlichen Umfeld führen immer mehr Unternehmen und Unternehmer zu der Frage: Was ist mein Unternehmen wert?
Aus ganz unterschiedlichen Gründen ist es für Unternehmer wichtig, sich Gedanken über die Bewertung des Unternehmens zu machen. Dies kann steuerlich motiviert sein, rechnungslegungsbezogen veranlasst oder transaktionsbezogen begründet sein.
Kapitalwertverfahren
In Wissenschaft und Praxis haben sich als Bewertungsverfahren insbesondere Ertragswert- und Discounted-Cashflow-Verfahren etabliert. Beide Verfahren beruhen auf dem Kapitalwertkalkül und führen bei identischen Annahmen zu gleichen Ergebnissen. Der Unternehmenswert wird dabei durch Diskontierung der künftigen finanziellen Überschüsse ermittelt. Diese Verfahren erfordern daher umfassende Prognosen der künftigen Überschüsse und sind für bestimmte Bewertungsanlässe (zum Beispiel Squeeze-out-Verfahren oder Verschmelzungen) zwingend vorgegeben.
Multiplikator-Verfahren
Aufgrund des im Rahmen von Kapitalwertverfahren erforderlichen hohen Analyseaufwands sind im Rahmen einer Transaktion
Hierbei setzen sowohl Trading- als auch Transaction-Multiples regelmäßig auf zu plausibilisierenden Informationen professioneller Datenbankanbieter auf. Eine schematische Vorgehensweise zur fundierten Ermittlung von Unternehmenswerten bzw. Bandbreiten mithilfe des Multiplikator-Verfahrens zeigt das oben stehendes Ablaufdiagramm.In der Praxis kommt es darüber hinaus häufiger vor, dass nicht 100 Prozent der Unternehmensanteile veräußert bzw. erworben werden sollen. Wird lediglich ein Teil der Anteile eines Unternehmens zum Verkauf angeboten, werden je nach Position der Vertragspartei in der Transaktion Zu- bzw. Abschläge in die Verhandlungen eingebracht. An Zuschlägen werden regelmäßig von Verkäuferseite sog. „Kontrollprämien“ für die Stimmrechtsmehrheit bei Unternehmen für Pakete größer als 50 Prozent genannt. Auf Käuferseite werden vice versa bei angestrebten Anteilen von weniger als 50 Prozent sog. „Minority Discounts“ in die Argumentation eingebracht. Ferner sind oftmals Abschläge für die Größe des Unternehmens bzw. mangelnde Liquidität der Anteile infolge eines fehlenden öffentlichen Marktes, insbesondere bei nicht börsennotierten Gesellschaften, Gegenstand der Diskussion.
Sowohl Trading- als auch Transaction-Multiples haben mittlerweile in der Unternehmensbewertung ihren festen Platz eingenommen. Allerdings wird der erforderliche Aufwand für eine fundierte Ableitung oftmals unterschätzt: Denn bei regelgerechter Anwendung sind diese Verfahren mitnichten Schätzverfahren, welche „schnell“ Unternehmenswerte liefern, da sie zu komplexen, eigenständigen Bewertungsverfahren mutieren, wenn ihnen gebührende Aufmerksamkeit gewidmet wird.
Fazit
Multiplikatoren können daher in der Praxis zwar einer ersten Orientierung dienen, sie sollten aber vor dem Hintergrund der vielfältigen Einflüsse auf Bewertungsfragen nicht die alleinige Basis einer Kaufpreisfindung bilden. Sie ersetzen insbesondere keine Beratung und finden in der Praxis insbesondere zur Plausibilisierung von zuvor fundamental abgeleiteten Unternehmenswerten Anwendung.
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