Chance USA

Die am 14. Juni 2013 aufgenommenen Verhandlungen der Europäischen Union mit den USA gingen Anfang Februar 2015 in Brüssel in die mittlerweile achte Verhandlungsrunde. Im Fokus standen diesmal insbesondere die Themen Regulierung und Standards.

Thema Investitionsschutz: Moderne Versionen von Investitionsschutzabkommen beinhalten in der Regel gewisse Restriktionen zum Schutz der einzelstaatlichen Souveränität. Die EU-Kommission versichert zudem, dass sie die hohen europäischen Standards auf keinen Fall absenken wird. Bei den vielfach zitierten „Chlorhähnchen“ zeichnet sich ebenfalls ein Kompromissvorschlag ab: nämlich die Behandlung mit Milchsäure anstelle von Chlor.

Mittelständler sehen großes Potential

Ein Großteil der mittelständischen Betriebe in Deutschland sieht – im Gegensatz zu der von den Kritikern verbreiteten Meinung – deutlich mehr Chancen als Risiken durch TTIP. Besonders positiv wird die Angleichung bestimmter Standards gesehen. Hieraus werden sich wohl große Vorteile ergeben. Durch ein sinnvolles Angleichen der Standards könnten Zulassungs- und Zertifizierungsverfahren vereinfacht und Hemmnisse im Bereich der regulatorischen und administrativen Anforderungen insgesamt abgebaut werden. Viele mittelständische Betriebe erkennen für ihr Unternehmen einen vereinfachten Marktzugang sowie Bürokratieabbau und, in Verbindung mit den geplanten Vereinfachungen bei der Zollabwicklung (Absenken der Zollbarrieren), deutliche Kosteneinsparungen in Höhe von rund fünf bis 15 Prozent. Verbesserungen im Bereich der Einfuhrkontrollen und der Zölle könnten zudem deutsche Mittelständler in eine relativ günstigere Wettbewerbssituation speziell gegenüber asiatischen Anbietern bringen.

Zu den Hauptprofiteuren zählen zahlreichen Untersuchungen zufolge, wie beispielsweise eine vom ifo Institut für die Bertelsmann Stiftung herausgegebene Studie, besonders die Branchen industrieller Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilindustrie, die chemische und pharmazeutische Industrie sowie die Elektronikindustrie. Vor allem den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und NRW wird ein bedeutendes Wirtschaftswachstum als Folge von TTIP vorausgesagt. Eine Studie des Deutschen Konsumentenbundes geht außerdem davon aus, dass die Konsumenten wegen erhöhtem Wettbewerbsdruck und somit sinkender Preise sowie einem gesteigerten Anreiz, qualitativ hochwertigere Produkte anzubieten, am stärksten von TTIP profitieren würden.

Fazit

In Europa gibt es eine lautstarke Minderheit von TTIP-Gegnern, die ihre Hauptkritikpunkte zum Teil deutlich schlimmer darstellen, als es der Realität entspricht. Es zeigt sich vielmehr, dass in Deutschland zahlreiche mittelständische Unternehmen angesichts der enormen Bedeutung der Handelsbeziehungen mit den USA dem geplanten Freihandelsabkommen positiv gegenüberstehen. Dabei erwarten vor allem Firmen des industriellen Maschinen- und Anlagenbaus deutliche Umsatzsteigerungen und Kostensenkungspotentiale. Insgesamt kann man davon ausgehen, dass TTIP, sofern es zustande kommt, die angestrebten Ziele zumindest teilweise erreichen wird.


Zu den Personen

Hans Georg Weber/Matthias Neukäufer (© WTS Group AG)
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Hans-Georg Weber ist Partner, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei der WTS im Geschäftsbereich Financial Advisory mit Sitz in München. Er berät vorwiegend mittelständische Unternehmen in allen Facetten des Finanzbereichs. Die WTS ist eine international tätige Beratungsgruppe mit einem umfassenden Dienstleistungsportfolio in den Geschäftsbereichen Tax, Legal und Consulting. Matthias Neukäufer ist Professional bei der WTS im Geschäftsbereich Financial Advisory, München. www.wts.de

Autorenprofil

Hans-Georg Weber ist Partner, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bei der WTS im Geschäftsbereich Financial Advisory mit Sitz in München. Er berät vorwiegend mittelständische Unternehmen in allen Facetten des Finanzbereichs. Die WTS ist eine international tätige Beratungsgruppe mit einem umfassenden Dienstleistungsportfolio in den Geschäftsbereichen Tax, Legal und Consulting. Matthias Neukäufer ist Professional bei der WTS im Geschäftsbereich Financial Advisory, München.

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