„Wir sind inzwischen etwas kopflastig“, scherzt Rainer Höpfl, seit Jahresanfang geschäftsführender Gesellschafter der Akrus GmbH & Co. KG aus Elmshorn. Er meint damit, dass sich der Bereich für Augen- und Kopfoperationen sehr erfreulich entwickelt. „Der Markt für Augenheilkunde wächst aktuell um 6,5% jährlich – und wir spielen hier ganz vorne mit. Die Ursache liegt auch in der starken Zunahme der Fehlsichtigkeit, die aus der Handynutzung und der Bildschirmarbeit resultiert“, erläutert der Manager. Inzwischen konzentriert sich das Unternehmen auf mobile Operationsliegen, Instrumententrägertische, Untersuchungsstühle und Patientenliegen für Laser-OPs. Im Segment für Augenlaseroperationen werden aktuell gute Zuwachsraten erreicht.
Stattlicher Exportanteil
Grundsätzlich profitiert die Firma allerdings von einem starken Trend zu ambulanten Operationen. Möglich wurde diese Entwicklung durch den medizinischen Fortschritt – aber auch durch den Kostendruck im Gesundheitswesen, der teure Krankenhausaufenthalte vermeiden möchte. Die ambulanten OP-Tische von Akrus können problemlos zwischen verschiedenen Räumen hin- und hergefahren werden. „Im Ausland sind viele Arztpraxen und ambulante OP-Zentren anders aufgebaut und strukturiert als in Deutschland“, erläutert Höpfl. Der Exportanteil seiner Firma liegt bei über 50% − vermutlich höher, weil einige seiner deutschen Kunden die Produkte von Akrus in kompletten Operationseinheiten mit weiteren integrierten Komponenten dann ins Ausland weiterverkaufen. Beim Vertrieb im Ausland setzt Akrus auf ein weltweites Händlernetz. „Das macht uns relativ unabhängig von regionalen Schwankungen – irgendwo werden wir immer gebraucht“, sagt Höpfl.
Die Firma erwirtschaftet mit 40 Mitarbeitern inzwischen einen Umsatz von rund 11 Mio. EUR – und liegt dabei aktuell über dem Plan, trotz Lieferkettenproblematik, Coronakrise und der Auswirkungen des Ukrainekriegs. Begonnen hat die Unternehmensgeschichte mit dem Bau von Friseurstühlen. Es bestand lange Jahre eine intensive Zusammenarbeit mit den Firmen Wella und Schwarzkopf. Als dies nicht mehr gut funktionierte, überlegte man sich neue Anwendungen für das eigene technologische Know-how.
Die verlässlichen Kundenbeziehungen und gegenseitiges Vertrauen sind für Höpfl wichtige Grundpfeiler im Geschäft. So war es für ihn wichtig, „dass wir immer lieferfähig sind“. Er will stets ausschließen, dass ein OP-Zentrum nicht beliefert werden kann, weil man auf eine Komponente aus seiner Firma warten muss. Das hat bisher hervorragend geklappt, auch dank einer sehr vorausschauenden Einkaufspolitik: „Wir haben uns mit strategischen Komponenten frühzeitig gut eingedeckt – auch noch vor der großen Welle mit Preissteigerungen“, erläutert Höpfl. Für die Zukunft setzt er weiter auf ein organisches Wachstum. Die Ziele sind dabei aber durchaus ambitioniert, denn in den nächsten beiden Jahren hält er trotz der globalen Rahmenbedingungen eine weitere starke Umsatzsteigerung für möglich. „Wir bieten aus meiner Sicht ein sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis. Und unsere Kunden merken sehr schnell, dass sie sich auf uns verlassen können. Das sorgt für langfristige Zusammenarbeit“, sagt Höpfl.
Noch einmal etwas Neues beginnen
Er war zuletzt Inhaber und Geschäftsführer eines Unternehmens für Logistik im Automobilbereich. Zu Beginn des Jahres 2021 setzte er sich in den Kopf, dass er noch einmal etwas Neues anfangen möchte, und machte sich auf die Suche nach möglichen Investitionsmöglichkeiten. Über einen Bekannten wurde er dann auf Akrus aufmerksam und sein Interesse war geweckt. Der bisherige Inhaber, der selbst vor 20 Jahren das Unternehmen gekauft hatte, wollte sich nun in den Ruhestand zurückziehen. Es folgten erste Gespräche und schließlich stieg an der Seite von Höpfl der erfahrene und auf Unternehmensnachfolgen spezialisierte M&A-Berater Dirk Sachse von der CFN Corporate Finance Nord GmbH in den Prozess mit ein. Er war es auch, der dann für die Strukturierung der Finanzierung die Mittelständische Beteiligungsgesellschaft (MBG) Schleswig-Holstein ansprach. „Aus meiner Sicht ist es immer wichtig, bei solchen Finanzierungsanlässen zuerst mit einer MBG zu reden. Die Zusage für eine Beteiligung im Gepäck ist ein wesentlicher Baustein, um die notwendigen Gespräche mit Banken erfolgreich führen zu können“, erläutert Sachse.
Persönlichkeit des Gründers wichtig
Höpfl und Sachse hatten gemeinsam einen Businessplan erarbeitet, der die weitere Entwicklung der Firma nach vorne bringen sollte. Ziel war dabei ein starkes Wachstum – vor allem durch eine verstärkte Akquise und die Erschließung neuer Märkte. „Wir haben uns den Businessplan intensiv angeschaut. Die Entscheidung für eine Beteiligung konnte dann sehr schnell fallen, denn die Planungen waren zwar ambitioniert – aber schlüssig und sehr strategisch durchdacht. Wir mochten den Unternehmer – wir mochten die Story –, also haben wir investiert“, erklärt Andreas Röpken, Prokurist bei der MBG Schleswig-Holstein, der die Transaktion maßgeblich betreut hat. Ein wesentlicher Faktor – wie bei vielerlei anderen Beteiligungen auch – sei vor allem die überzeugende Persönlichkeit des Unternehmers gewesen. Diese positive Einschätzung hat sich seit der Übernahme zu Beginn des Jahres auch bereits bewahrheitet, denn die Einschätzungen für Umsatz und Auftragseingang wurden bisher deutlich übertroffen. Die Aussichten für Akrus sind damit weiter positiv.
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„Steigende Zinsen sind sicherlich nicht hilfreich“
Interview mit Holger Zervas, Geschäftsführer, MBG Schleswig-Holstein
Unternehmeredition: Wie sehen Sie die aktuelle Entwicklung beim weltweiten Zinsniveau in Bezug auf Eigenkapitalfinanzierungen im deutschen Mittelstand?
Holger Zervas: Die steigenden Zinsen sind sicherlich nicht hilfreich bei der Strukturierung von Finanzierungen – aber sie sind aus meiner Sicht auch kein Showstopper. Wenn ein Businessplan so auf Kante genäht ist, dass eine Bewegung bei den Zinsen für das Unternehmen oder die Finanzierung gefährlich werden, dann ist schon am Anfang ein Webfehler drin. Hier würden wir uns auch nicht beteiligen, denn wir achten durchaus auf entsprechende Strukturen und den Einbau von Puffern.
Bringt die Zinsentwicklung nicht auch positive Effekte?
Irgendwie schon, denn wir sehen nun auch eine Anpassung bei den Bewertungen und bei den Bewertungsmultiplikatoren. Hier hat es in den vergangenen Jahren teilweise eine ungesunde Entwicklung gegeben. Der Markt zeigt nun eine neue Adjustierung und die Transaktionen werden teilweise mit weniger Fremdkapital geplant – und das ist im Kern sicher besser, als wenn von vornherein hohe Risiken eingegangen werden.
Wie haben sich bei der MBG Schleswig-Holstein die Anfragen entwickelt?
Wir haben weiter eine hohe Nachfrage. Aktuell beteiligen wir uns bei rund 100 Unternehmen im Jahr. Die Tickets liegen im Durchschnitt bei 250.000 EUR – aber wir steigen schon ab 50.000 EUR ein. Bei einer Mezzaninefinanzierung gewähren wir Eigenkapital bis zu einer Höhe von 2 Mio. bis 3 Mio. EUR.
KURZPROFIL
AKRUS GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1947
Branche: Medizinische Geräte
Unternehmenssitz: Elmshorn, Schleswig-Holstein
Umsatz: 11 Mio. EUR
Mitarbeiterzahl: circa 40
www.akrus.de
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.