Vertrauen in das Gute und Echte

Kampf gegen Grüne Gentechnik

Sie leitet das Unternehmen seit 2013 als Mehrheitsgesellschafterin und in alleiniger Verantwortung. Ihre Eltern Siegfried und Margaretha Stocker nehmen noch regelmäßig an der wöchentlichen strategischen Geschäftsführungsrunde teil und werden im kommenden Jahr in den Aufsichtsrat wechseln. Dessen Vorsitz bekleidet derzeit mit Dr. Franz Ehrnsperger, dem Chef der Neumarkter Lammsbräu, ein langjähriger Weggefährte. Ein wichtiges Ziel von Nicole Stocker ist es, dass die bayerische Landwirtschaft gentechnikfrei bleibt. „Wir haben unseren Kunden versprochen, naturbelassen zu backen, und dieses Versprechen wollen wir auch in Zukunft halten“, sagt die Unternehmerin. Sie hat deshalb erst kürzlich einen offenen Brief an den bayerischen Ministerpräsidenten geschrieben. Grund dazu gibt es allemal, nachdem sich die Bundesregierung bei der EU-Abstimmung um die Gen-Maissorte 1507 der Stimme enthalten hat – obwohl mit einem Nein die Zulassung zu verhindern gewesen wäre. „Die deutsche Politik weiß, dass 80 Prozent der Menschen in Bayern keine Agro-Gentechnik wollen, sie ist auch zum Teil selbst dagegen, und dennoch enthält sie sich in Europa der Stimme“, wundert sich Nicole Stocker.

Ökologische Landwirtschaft in Gefahr

Nicole Stocker (hinten) mit ihren Eltern: Sie führt das Unternehmen seit 2010.
Nicole Stocker (hinten) mit ihren Eltern: Sie führt das Unternehmen seit 2010.

Sie fürchtet schwerwiegende Folgen. Denn wenn manipulierte Getreidesorten oder Genmais auf den Feldern zum Einsatz kommen, können sie sich durch den Pollenflug auch auf benachbarte Nutzflächen ausbreiten. Damit droht die ökologische Landwirtschaft unmöglich zu werden. Ein großes Einfallstor für Agro-Gentechnik zeichne sich mit dem Transatlantischen Freihandelsabkommen (TTIP) ab. „Zum einen könnten Gentechnik-Konzerne vom deutschen Staat Schadensersatz dafür fordern, dass sie gentechnisch verändertes Saatgut hier nicht anbauen dürfen“, fürchtet sie. Oder aber es werde angesichts dieses Drucks angebaut und sei dann nicht mehr rückgängig zu machen. Zum anderen drohe Ungemach aus der beidseitigen Anerkennung der jeweiligen Standards. Konsequenz: Gentechnisch veränderte Lebensmittel aus den USA dürften in Deutschland ohne Gen-Kennzeichnung verkauft werden. „Damit aber kann sich der Kunde nicht mehr für ein gentechnikfreies Lebensmittel entscheiden“, warnt Stocker.

Klare Zukunftsstrategie                       

In dem von einem harten Verdrängungswettbewerb geprägten deutschen Brotmarkt steht auch die Hofpfisterei vor Herausforderungen. Da ist zum einen der anhaltende Vormarsch der Fertiggerichte, während der Brotverzehr pro Kopf Jahr für Jahr zurückgeht. Längst ist zudem die klassische Brotzeit am Abend nicht mehr selbstverständlich, sondern sie muss mit Sushi, Pizza & Co. konkurrieren. Andererseits ist da aber eben auch der Trend zur gesunden, bewussten Ernährung, von dem die Hofpfisterei profitiert. Sie hat durch die klare Positionierung auf die Kernkompetenz Bauernbrot eine Alleinstellung im Markt erreicht. „Markenführung bedeutet bewusster Verzicht, wir müssen deshalb unser unverwechselbares Konzept und die klare Ausrichtung auf unsere Zielgruppe beibehalten“, sagt Stocker. Sie ist überzeugt, dass Familienunternehmen mit ihren schnellen Entscheidungen und dem Willen zur Nachhaltigkeit besondere Erfolgschancen haben. Kein Fremdmanager etwa wäre das Risiko der viele Jahre währenden Umstellung auf das ökologische Konzept, für das es zudem keine Erfahrungswerte gab, eingegangen. „Ökopioniere sind immer Familienunternehmen“, sagt Stocker. Neue Wege zu gehen und an ihnen nicht nur in wirtschaftlich guten Zeiten festzuhalten: Dazu bedarf es viel Durchsetzungskraft und Stärke nicht zuletzt gegenüber den Banken, die dem Unternehmen mit Investitionsfinanzierungen zur Seite stehen. „Auch da ist es ein Vorteil, wenn die Verantwortung bei der Familie liegt“, sagt die Frau, die jetzt in der dritten Generation die Geschäfte führt.

 

Zur Person

Nicole StockerNicole Stocker hat alle Abteilungen der damals noch von den Eltern geführten Hofpfisterei schon während ihrer Schulzeit quasi im Nebenjob durchlaufen. Während ihres Jurastudiums zeichnete sie bereits für eigene Projekte im Unternehmen verantwortlich. Nach der juristischen Referendarzeit ist sie 2007 zunächst als Geschäftsführerin mit dem Aufgabenbereich Verkauf und Marketing in das Unternehmen eingetreten, ehe ihr der Vater drei Jahre später mit der Übertragung der Mehrheitsanteile auch die Leitung der gesamten operativen Geschäftsführung übergab. www.hofpfisterei.de

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