Für die insolvente Defacto GmbH aus Erlangen ist eine Teillösung gefunden worden. Wie Insolvenzverwalter Volker Böhm von der Kanzlei Schultze & Braun mitteilt, übernimmt die Vertical Ads Group aus Nürnberg zum 3. November 2025 wesentliche Teile des Technologiegeschäfts. Die Einheit „Service Now“ ist von der Übernahme ausgenommen. Mit dem Asset Deal bleiben laut Insolvenzverwalter rund 35 Arbeitsplätze am Standort Erlangen erhalten. Angaben zum Kaufpreis oder zu weiteren finanziellen Details wurden nicht gemacht. Die Übernahme erfolgt im Rahmen einer sogenannten übertragenden Sanierung, bei der Vermögenswerte und Beschäftigte auf den Käufer übergehen.
Zukunft für technologische Kompetenzen
Die übernommene Sparte umfasst laut Insolvenzverwaltung Technologien wie Oracle, Microsoft sowie eine firmeneigene SaaS-Lösung. Diese sollen künftig weiterhin unter dem Dach der Vertical Ads Group betrieben und angeboten werden. Der Nürnberger Performance-Marketing-Anbieter wurde 2006 von Ralf Fischer gegründet und ist nach eigenen Angaben in zehn Ländern in Europa und Südamerika vertreten. Im Geschäftsjahr 2024 erzielte das Unternehmen einen Umsatz von 156 Mio. EUR und beschäftigte mehr als 200 Mitarbeitende. Durch die Integration der übernommenen Bereiche wächst die Belegschaft auf rund 250 Personen an. Insolvenzverwalter Böhm betont: „Es freut mich sehr, dass sich unser Einsatz in den vergangenen Monaten gelohnt hat, und mit der Vertical Ads Group für die Technologie-Bereiche eine positive Lösung gefunden werden konnte. Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten wie derzeit ist das definitiv ein Erfolg.“
Keine Lösung für Gesamtbetrieb
Für die übrigen Geschäftsbereiche der Defacto GmbH konnte hingegen kein Investor gefunden werden. Nach Angaben der Kanzlei Schultze & Braun scheiterten trotz zahlreicher Gespräche die Bemühungen um eine Gesamtlösung. Besonders betroffen sind die Bereiche „Customer Services“ und „Business Consulting“. Dort waren zuletzt rund 30 bzw. 20 Mitarbeitende beschäftigt. Auch die Verwaltung wird nicht weitergeführt.
Von ursprünglich 150 Beschäftigten haben sich laut Insolvenzverwalter rund 50 beruflich neu orientiert. Etwa 15 Mitarbeitende folgten dem bisherigen Leiter des Bereichs „Service Now“ in eine andere Unternehmensstruktur. Die Vertical Ads Group übernimmt damit nur etwa ein Viertel der Belegschaft. Nach Angaben von Böhm haben das unsichere wirtschaftliche Umfeld und die damit verbundenen Marktrisiken entscheidend dazu beigetragen, dass kein umfassendes Angebot für den gesamten Betrieb abgegeben wurde. Die Anfang August 2025 noch vorhandene Hoffnung auf mehrere Investorenangebote habe sich nicht erfüllt. Die Tochtergesellschaften Defacto Be/One und Cintellic Consulting Group sind von der Insolvenz der Muttergesellschaft nicht betroffen.
Ursachen der Insolvenz
Die Defacto GmbH wurde 1989 von Erich Schuster gegründet und spezialisierte sich auf CRM-Lösungen für Unternehmen. Die Insolvenz wurde im Sommer 2025 beim Amtsgericht Fürth beantragt. Als Gründe nennt die Insolvenzverwaltung unerwartete Umsatzrückgänge infolge verschobener oder abgesagter Kundenaufträge. Dadurch sei eine Liquiditätslücke entstanden, die aus eigener Kraft nicht geschlossen werden konnte. Laut dem bei North Data veröffentlichten Jahresabschluss erwirtschaftete das Unternehmen im Jahr 2023 bei einem Honorarumsatz von 14,4 Mio. EUR einen Verlust von mehr als 2,5 Mio. EUR. Gründe für das negative Ergebnis waren unter anderem Kundenverluste, Budgetkürzungen, Forderungsausfälle und hohe Abfindungszahlungen.
Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen und Tech-Start-ups.





