„Glück, Wille und Gene“

Der Bayerische Hof gilt als Inbegriff des deutschen Luxushotels und hat sich weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht: als Gastgeber hochkarätiger Events wie der Münchener Sicherheitstage, des Deutschen Filmballs oder als Edelherberge für Politiker, Wirtschaftsgrößen, Stars und Prominente. 2010 belegte der Bayerische Hof den Spitzenplatz im Ranking der umsatzstärksten Einzelhotels in Deutschland. 1841 gegründet, befindet sich das Haus seit 1897 im Besitz der Familie Volkhardt. Frisch von der Fachhochschule hat Innegrit Volkhardt im Alter von 27 Jahren die Geschäftsführung übernommen. Im Interview spricht die mit zahlreichen Preisen ausgezeichnete Hotelmanagerin über den Generationswechsel und die Erfolgsfaktoren des Bayerischen Hofs.

Unternehmeredition: Frau Volkhardt, was bedeutet es für Sie, Familienunternehmerin in vierter Generation zu sein? Welche Geschäftsbereiche umfasst die Gebrüder Volkhardt KG?

Volkhardt
: Es ist für mich eine Verpflichtung und Freude, das in der Vergangenheit Geschaffene nach bester Kraft in die Zukunft zu führen. Beim Umsatz der Gebrüder Volkhardt KG stellt der Bayerische Hof den Hauptteil mit ca. 54 Mio. EUR, auf das Hotel Zur Tenne in Kitzbühel entfallen knapp 10 Mio. EUR und auf die Weinkellerei etwa 2 Mio. EUR. Wir beschäftigen am Bayerischen Hof 670 Mitarbeiter, in Kitzbühel je nach Saison zwischen 55 und 75 und in der Weinkellerei knapp 15 Personen. Die durchschnittliche Auslastung lag in den letzten Jahren bei 72%, der Durchschnittspreis pro Gast bei 303 EUR. Aus heutiger Sicht dürfte sich das Jahr 2012 noch besser entwickeln als das bereits sehr gut verlaufene Vorjahr.

Unternehmeredition: Sie werden regelmäßig mit Preisen wie „Managerin des Jahres“ oder „Hotelier des Jahres“ ausgezeichnet. Was macht Ihren Erfolg aus? Worin liegt die Essenz der Marke Bayerischer Hof?

Volkhardt
: Das Besondere am Bayerischen Hof ist, dass der Gast unter einem Dach alles vorfindet, was er braucht, kombiniert mit einer ansprechenden Architektur und stilvollem Ambiente. Wir besitzen ein breites Dienstleistungsangebot, vier Restaurants, sieben Bars, unser Blue Spa, das über die Grenzen hinaus bekannt ist, ein eigenes Theater mit 550 Sitzplätzen und sogar ein kleines Kino. Außerdem verfügen wir als Hotel über die größte Veranstaltungskapazität in München – ca. ein Viertel unseres Umsatzes entfällt auf diesen Bereich. Das größte Event ist die Sicherheitstagung. Dabei ist es uns wichtig, auch für die Stadt München ein guter Gastgeber zu sein.

Unternehmeredition: Promintente Gäste aus aller Welt gehen bei Ihnen ein und aus, von Angela Merkel über Claudia Schiffer, Tom Cruise und Bruce Springsteen bis hin zum Prinz von Brunei. Was ist Ihr Geheimnis, diese zufriedenzustellen?

Volkhardt
: Inzwischen gibt es keine großen Herausforderungen mehr, noch vor 20 Jahren, als es das Internet noch nicht gab, war es sicher schwieriger. Sonderwünsche zu erfüllen, ist für uns eine Selbstverständlichkeit. Es gibt Gäste, die nur eine spezielle exotische Mineralwasser- oder Whiskey-Sorte trinken, Vorlieben für Orchideen haben oder nicht vor Mittag frühstücken. Wir haben eine große Auswahl an 60 individuell gestalteten Suiten, sei es mit Terrasse, mit offenem Kamin oder mit zwei Etagen, sodass bei der Einrichtung für jeden etwas dabei ist. Schwierig wird es nur, wenn Stammgäste „ihr“ Zimmer nicht bekommen, da es bereits vergeben ist.

Unternehmeredition: Nach Ihrer Ausbildung zur Hotelfachfrau, zum Hotelbetriebswirt und dem Abschluss Ihres BWL-Studiums haben Sie 1992 mit 27 Jahren die Unternehmensleitung übernommen. War die Nachfolge also von langer Hand geplant?

Volkhardt
: Mein Lebenslauf sieht zwar heute sehr zielgerichtet aus, aber als junger Mensch hatte ich noch keine klare Vorstellung über meine Zukunft. Und so habe ich bei uns im Hotel eine Lehre angefangen. Ein Schlüsselerlebnis war meine Zeit bei Feinkost Käfer. Von Gerd Käfer habe ich die Einstellung gelernt, die Herausforderung zu lieben, das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Schließlich habe ich meinen Spaß am Lernen entdeckt und an der Fachhochschule München BWL studiert. Ich hatte mit meinem Vater vereinbart, dass ich mir das Unternehmen zwar anschaue und mitarbeite, aber parallel auch studieren möchte. Als mein Vater nach Ende meines Studiums schwer erkrankte, ging alles sehr schnell und die Nachfolge konnte dann nicht mehr gut vorbereitet werden. Es war letztendlich eine glückliche Fügung für den Fortbestand des Unternehmens, dass sich alles so entwickelt hat.

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