Unternehmensschulden steigen weiter

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Noch bevor die Corona-Pandemie die Unternehmensbilanzen verhagelte, schnellte die Unternehmensverschuldung auf neue Höchststände. Die weltweite Nettoverschuldung stieg 2019 um 8,1% gegenüber dem Vorjahr auf die Rekordsumme von 8,3 Bio. USD. Das ist eines der Ergebnisse des Janus Henderson Corporate Debt Index, der am Montag veröffentlicht wurde. Kreditfinanzierte Übernahmen, umfangreiche Aktienrückkäufe, Rekorddividenden und die negativen Auswirkungen von Handelskonflikten sowie der globalen Konjunkturabschwächung, leerten die Kassen der Unternehmen. In den letzten Jahren begünstigten allerdings auch niedrige Zinsen eine zunehmende Fremdkapitalaufnahme.

VW ist weltweiter Spitzenreiter

Den weltweiten Spitzenplatz in puncto Schulden belegt Volkswagen mit der Summe von 192 Mrd. EUR. Der Konzern rangiert zusammen mit vier weiteren Autobauern bei der Schuldenhöhe unter den globalen „Top 10“. Mit der Daimler AG, der BMW AG und der Deutschen Telekom AG sind drei deutsche Aktiengesellschaften unter den elf am meisten verschuldeten Unternehmen vertreten. Die Unternehmensschulden sind in den vergangenen fünf Jahren deutlich schneller gestiegen als die Gewinne. Die 900 größten Unternehmen außerhalb des Finanzsektors, die Janus Henderson in der Studie berücksichtigt hat, haben seit dem Jahr 2014 den Betriebsgewinn um 11% auf 2,7 Bio. USD verbessert, aber die Nettoverschuldung ist im gleichen Zeitraum um 37% gestiegen. Der Verschuldungsgrad – das Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital – ist 2019 auf den Rekordwert von 59% geklettert.

Nettoverschuldung der Unternehmen (Stand Juni 2020) – © Quelle: Janus Henderson

Verschuldung steigt 2020 weiter an

Der Bedarf an Fremdmitteln wird nach Aussage der Studie 2020 extrem groß sein. Dies sei zu erwarten, auch wenn die Unternehmen ihre Dividenden im laufenden Jahr um 140 Mrd. USD kürzen wollen, geplante Aktienrückkäufe reduziert haben, Übernahmen verschieben und die Investitionen zurückfahren. Von großer Bedeutung werde sein, inwieweit neu aufgenommene Mittel verbraucht oder als Liquiditätsreserve zur Seite gelegt werden. Wichtig sei zudem, in welchem Ausmaß die Unternehmen neue Aktien zur Stärkung ihres Eigenkapitals ausgeben. Fest stehe allerdings, dass die Nettoverschuldung im Jahr 2020 einen neuen Höchststand erreichen wird – die Summe könnte nach Schätzung von Janus Henderson bis zu 1 Bio. USD über dem Wert des Vorjahres liegen.

 

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Als Redakteur der Unternehmeredition berichtet Alexander Görbing regelmäßig über Unternehmen und das Wirtschaftsgeschehen. Zu seinen Schwerpunkten gehören dabei Restrukturierungen, M&A-Prozesse, Finanzierungen sowie Tech-Startups.

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