„Unternehmen haben sich wetterfest gemacht“

Wann planen Sie, eine Anleihe zu begeben?

Wir haben dafür keinen Zeitpunkt festgelegt. Noch ist es nicht nötig.

Warum hat der Mittelstand Angst vor einem Börsengang?

Wir haben deswegen so viele langlebige Familienunternehmen, weil sie niemals an der Börse waren. Ist man einmal am Kapitalmarkt, ist man immer am Kapitalmarkt. Es gibt Ausnahmen, aber der Weg zurück ist sehr schwierig. Das Nachfolgethema spielt eine große Rolle. Habe ich jemanden in der Familie, an den ich das Unternehmen weitergeben kann, gebe ich das Unternehmen im Ganzen weiter. Ein Börsengang wäre dann kontraproduktiv. Vielleicht ändert sich das ja künftig mal.

Wie hoch ist Ihre Eigenkapitalquote?

Sie liegt bei mehr als 50%. Zu 100% sind wir ein Familienunternehmen.

Könnte sich das irgendwann ändern?

Nein. Zu den Leitsätzen unseres Unternehmens gehört, dass wir ein Familienunternehmen bleiben wollen. Lieber bremsen wir unsere Expansion etwas, als dass wir Schnellschüsse wagen. Zudem ist es nicht eine Frage des Geldes, wie schnell wir wachsen wollen, sondern eine des Personals. Bekommen wir nicht die richtigen Fachkräfte, können wir das Leistungsversprechen gegenüber dem Kunden nicht halten.

Sie habe die vier Segmente Automotive, Werkzeuge, Entsorgungsfahrzeuge und Fahrzeugumbauten. Was ist denn die stärkste und zukunftsträchtigste Sparte?

Nach wie vor der Automobilzulieferbereich. Der macht rund 75% des Umsatzes, also 1,2 Mrd. EUR aus. Das Segment wächst rasant. Klettert, wie prognostiziert, die Zahl der verkauften Autos in diesem Jahrzehnt noch auf 100 Mio., werden wir kontinuierlich wachsen. Das ist in anderen Segmenten kaum aufzuholen.

Ist der Druck auf die Zulieferer in den vergangenen Jahren gestiegen?

Er bleibt konstant hoch. Zwar liegt die Wertschöpfung eines Autos zu rund 75% bei den Zulieferern. Doch sind unsere Kunden diejenigen, die uns führen. Der Wettbewerb unter den Automobilproduzenten ist riesig. Deswegen werden wir ständig ins Fitnessstudio gejagt. Ausruhen ist nicht erlaubt. Aber das ist auch in Ordnung so. Wir haben Spaß dabei, uns messen zu lassen.


Zur Person

Arndt KirchhoffArndt Kirchhoff ist Vorsitzender der Geschäftsführung der Kirchhoff Holding und Geschäftsführender Gesellschafter der Gruppe. Seine Karriere begann er 1983 als Leiter der Auftragsabwicklung der Deutschen Babcock Werke. Kirchhoff engagiert sich in zahlreichen Verbänden und Ausschüssen. Die Gruppe erwirtschaftet einen Umsatz von rund 1,6 Mrd. EUR und beschäftigt rund 11.000 Mitarbeiter.
www.kirchhoff-gruppe.de

 

Autorenprofil

Tobias Schorr war von März 2013 bis Januar 2018 Chefredakteur der "Unternehmeredition". Davor war er für die Gruner + Jahr Wirtschaftsmedien im Ressort Geld als Redakteur tätig. Von 2003 bis 2007 arbeitete er zunächst als Redakteur, dann als Ressortleiter beim Mittelstandsmagazin "Markt und Mittelstand". Sein Handwerk lernte er an der Axel Springer Journalistenschule.

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