„Unsere Beteiligungen werden ihre internationale Präsenz ausweiten“

Interview mit Dr. Johannes Schmidt, Indus Holding AG

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Die Indus Holding ist eine Beteiligungsgesellschaft, die darauf setzt, die einzelnen Töchter im Verbund zu halten und weiterzuentwickeln. Nach einer Phase der Neuaufstellung begibt sich das Unternehmen nun auf eine weltweite Einkaufstour. Wir sprachen mit dem CEO Dr. Johannes Schmidt.

Unternehmeredition: Indus hat sich ehrgeizige Wachstumsziele gesetzt. Wie wollen Sie diese erreichen?
Dr. Johannes Schmidt: Wir haben in unserer neuen Strategie „Empowering Mittelstand“ drei zentrale Wachstumstreiber definiert – Akquisitionen, Technologiefokus und Internationalisierung. Bisher haben wir auf der Indus-Ebene nur auf Akquisitionen im deutschsprachigen Raum gesetzt. Jetzt verbreitern wir unser Suchfeld auf Europa. Bei Add-ons für unsere Tochtergesellschaften suchen wir nun sogar weltweit. Im Fokus sind dabei neben Europa vor allem Nordamerika, aber zum Beispiel auch Indien. Zu dieser Strategie der Internationalisierung gehört, dass unsere Beteiligungen ihre weltweite Präsenz auch organisch erweitern. Derzeit geschieht das zum Beispiel durch den Aufbau von Produktionsstandorten in den USA. Dort haben wir inzwischen 13 Standorte, und in diesem Jahr werden zwei weitere hinzukommen.

Wie viel Geld wollen Sie für Akquisitionen ausgeben?
Wir haben uns vorgenommen, bis zum Jahr 2030 rund 500 Mio. EUR für Akquisitionen auszugeben. Das wird progressiv geschehen. Wir beginnen in diesem Jahr mit rund 50 Mio. EUR für Akquisitionen und steigern uns schrittweise auf über 100 Mio. EUR im Jahr 2030. Wir werden diese Akquisitionen nach wie vor mit sehr stabilen Bilanzrelationen erreichen. Die Eigenkapitalquote soll über 40% liegen, die Entschuldungsdauer bei maximal 2,5 Jahren. Auch unsere Dividendenpolitik, die Ausschüttungen an die Aktionäre von bis zu 50% der Gewinne vorsieht, bleibt unverändert.

Welche Zukäufe sind für Indus interessant? Wo wollen Sie weiterwachsen?
Mit unserer Technologiekompetenz wollen wir in genau die Technologie investieren, die heute und in der Zukunft gebraucht wird. Es geht dabei um innovative Produkte, innovative Geschäftsprozesse, innovative Geschäftsmodelle. Das gilt für Zukäufe wie für die Weiterentwicklung unseres Portfolios. Wir wollen zum Beispiel den Einsatz künstlicher Intelligenz deutlich vorantreiben. Wir interessieren uns dabei nicht nur für Effizienzsteigerung, sondern besonders für das Innovationspotenzial von KI. Da geht es um die Optimierung technischer Prozesse, bis hin zur Entwicklung neuer Werkstoffe. Wir haben bereits zahlreiche Ansätze in unserer Gruppe, die werden wir verstärken.

Hat sich die neue Struktur bei Indus bewährt? Wie stellt sich Ihre Organisation auf die Internationalisierung ein?
Das Segmentmanagement, das wir vor zwei Jahren eingeführt haben, hat sich bewährt. Wir haben dadurch einen guten strategischen Gesamtblick auf unsere Segmente Engineering, Infrastructure und Material Solutions. Angesichts unserer großen Akquisitionspläne haben wir gerade den M&A-Bereich personell verstärkt. Da wir internationaler einkaufen wollen, werden wir auch ein Netzwerk von Partnern aufbauen, mit denen wir uns die neuen Märkte erschließen.

Ist das Beteiligungsmodell von Indus in einer von Schnelligkeit und Disruption geprägten Wirtschaft noch zeitgemäß?
Ja, unser Buy-and-Grow-Modell ist gerade bei dem aktuell hohen Veränderungstempo zeitgemäß. Wir spüren im Gespräch mit vielen Unternehmensverkäufern − wir adressieren Familienunternehmen, die Nachfolgelösungen suchen −, dass sie genau diesen Veränderungsdruck erkennen. Sie fragen uns, was wir als neuer Eigentümer dazu beitragen können, dass ihr Unternehmen in dieser Situation gut fährt. Durch internationales Wachstum, Akquisitionen und unsere Technologiekompetenz können wir unsere Unternehmen optimal unterstützen und zukunftsfähig aufstellen. Deshalb heißt unsere Strategie „Empowering Mittelstand“. Das Bewusstsein der Unternehmer hat sich verändert: Früher war es ihnen wichtig, dass nach der Übernahme möglichst alles so blieb, wie es war; heute wollen sie Antworten auf und Lösungen für den schnellen Wandel haben.

Lieber Herr Schmidt, wir danken Ihnen für das Gespräch!

Das Interview führte Bärbel Brockmann.

👉 Dieses Interview erscheint auch in unserem Spezial “Investoren im Mittelstand” (Erscheinungstermin: 16. Mai 2025)


ZUM INTERVIEWPARTNER

Foto: © Indus Holding

Dr. Johannes Schmidt,

CEO,

Indus Holding AG

indus@indus.de

 

Autorenprofil
Bärbel Brockmann

Bärbel Brockmann ist eine freie Wirtschaftsjournalistin, die schwerpunktmäßig über Finanz-, Energie- und Immobilienthemen schreibt. Die frühere Leiterin des Düsseldorfer Korrenspondentenbüros der Nachrichtenagentur Reuters begann ihre berufliche Karriere bei einer großen Regionalzeitung.

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