Übernahmekarussell dreht sich schneller

Bewegung bei Autozulieferern

Auch in der Branche der Autozulieferer tut sich einiges. Das chinesische Staatsunternehmen Avicem übernimmt den sächsischen Automobilzulieferer Koki Technik Transmission Systems. Das Unternehmen bekomme dadurch einen strategischen Investor, der die Möglichkeit der Weiterentwicklung biete, erklärte Koki im Juli. Darauf habe man intensiv hingearbeitet. In den vergangenen Jahren hatten chinesische Unternehmen bereits vermehrt Mittelständler gekauft, so das schwäbische Unternehmen Putzmeister, den Spezialisten für Pkw-Schließsysteme Kiekert und den Gabelstapler-Hersteller Kion. Für ausländische Strategen ist der deutsche Mittelstand ein attraktives Ziel, erwerben sie doch auf diese Weise gutes Know-how und ein starkes Bein im europäischen Markt.

Deutsche kaufen international

Es geht aber auch andersherum. So berichtete der Maschinenbauer Trumpf von guten Geschäften in Asien nach der Übernahme des chinesischen Werkzeugmaschinen-Herstellers JFY. Und ZF Friedrichshafen, hinter Bosch und Conti die deutsche Nummer drei unter den Autozulieferern, ist am börsennotierten US-Konkurrenten TRW Automotive (17 Mrd. US-Dollar Umsatz 2013) dran. Etwa 12 Mrd. US-Dollar oder mehr könnten auf den Tisch gelegt werden, war zu hören. ZF würde mit dem Zukauf seine Präsenz in Nordamerika schlagartig ausbauen und auch im Zukunftsgeschäft „selbstfahrendes Auto“ entscheidend vorankommen. Dass deutschen Unternehmen auch vor großen Deals im Ausland nicht bange ist, zeigten im Frühjahr bereits u.a. der Reifenkonzern Continental mit dem Kauf des US-Kunststoffherstellers Veyance und der Aromenhersteller Symrise mit seiner milliardenschweren Übernahme von Diana, einem französischen Anbieter von Inhaltsstoffen in Nahrungsmitteln.

Gutes Finanzierungsumfeld – weniger Stau

„Die Belebung des Marktes hat sich praktisch über alle Branchen und Transaktionsgrößen hinweg eingestellt“, sagt Leif Zierz, Bereichsvorstand
Leif Zierz/KPMGTransactions & Restructuring bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG. In den letzten Jahren war der M&A-Markt noch von Distressed-Transaktionen und insbesondere regulatorischen Veränderungen in einzelnen Branchen – Beispiel Energie – geprägt. Trotz sehr guter Finanzierungsmöglichkeiten herrschte bei strategischen Investoren wegen makroökonomischer Risiken meist noch Vorsicht. „Diese Bremsfaktoren sind in diesem Frühjahr auf breiter Front verschwunden“, so Zierz. In den letzten Jahren habe sich ein Transaktionsstau gebildet – aus ungelösten Nachfolgefragen im Mittelstand, aus dem Streben von Konzernen nach Fokussierung und zu diesem Zweck Abgabe von Randbereichen, aus der Notwendigkeit von Exits seitens der Private-Equity-Branche. Unterstützt durch das sehr günstige Finanzierungsumfeld habe sich dieser Stau nun begonnen aufzulösen.

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