Übergabe im Dialog

Der Fall der Stickel GmbH aus dem schwäbischen Löchgau ist ein Musterbeispiel für eine langfristig geplante Nachfolge. Er zeigt, wie wichtig dabei vor allem Vertrauen und Respekt sind. 

Wilhelm Stickel ist zum Jahresende 2013 endgültig aus der Geschäftsführung ausgeschieden. Angst, nun auf sich allein gestellt zu sein, hat sein Sohn nicht. Einerseits hat er mittlerweile eigene Feuerproben bestanden und ein hochqualifiziertes Führungsteam um sich. Andererseits steht ihm sein Vater weiterhin beratend zur Seite. Bei einem Familienbetrieb wie Stickel wäre alles andere auch schwer vorstellbar. „Es wäre sehr unwahrscheinlich, dass er aus dem Betrieb ausscheidet und von heute auf morgen nicht mehr an ihn denkt“, so der Junior. Es tue gut zu wissen, dass man jemanden hat, mit dem man sich weiterhin auf Augenhöhe unterhalten kann.

Einfach mal machen lassen

Know-how und Qualität: Über Referenzen sicherte sich Stickel die gesamte deutsche Automobilbranche.
Know-how und Qualität: Über Referenzen sicherte sich Stickel die gesamte deutsche Automobilbranche.

Wenn man Matthias Stickel fragt, warum die Nachfolge bei Ihm so harmonisch abgelaufen ist, meint er, dass es vor allem am gegenseitigen Respekt zwischen ihm und seinem Vater gelegen habe. „Wichtig ist, dass die jüngere Generation die Erfahrung der Älteren schätzt und beherzigt.“ Doch auch die, die das Unternehmen übergeben wollen, müssen irgendwann los- und die Jungen einfach mal machen lassen. „Dann funktioniert eine Nachfolge am besten“, ist er überzeugt. Hilfreich in seinem Fall war auch, dass die Eigentumsverhältnisse stets geklärt waren. „Als das Unternehmen noch vollständig meinem Vater gehörte, hatte er das letzte Wort. Nun habe ich es.“

Zeit, sich auf dem Lebenswerk des Vaters auszuruhen, hat Matthias Stickel nicht. „Wenn man etwas Funktionierendes einfach weiterlaufen lässt, besteht die Gefahr, dass man eingeholt wird“, so der Geschäftsführer. Stillstand sei Rückschritt, das gelte für ein von Innovationen geprägtes Geschäftsfeld wie die Automobilindustrie erst recht. Deshalb müssen Technologien und Anlagen immer auf dem neuesten Stand sein. Man darf nie den Draht zum Markt verlieren und muss immer fühlen, was er braucht. Das ist die Herausforderung, vor der auch schon sein Vater stand und die er nun übernimmt. So gesehen ändert sich nicht viel.

 

Kurzprofil Stickel GmbH
Gründungsjahr: 1987
Branche: Automobilindustrie
Unternehmenssitz: Löchgau (Baden-Württemberg)
Umsatz 2013: ca. 10 Mio. EUR

www.stickel.de

Autorenprofil

Verena Wenzelis war bis Juli 2016 Redakteurin bei der Unternehmeredition.

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