Transformation finanzieren

Digitalisierung ebnet den Weg in die Zukunft

Transformation beschleunigt sich durch künstliche Intelligenz und Quantencomputing und bietet enorme Chancen.
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Die digitale Transformation beschleunigt sich durch künstliche Intelligenz und Quantencomputing. Sie bietet enorme Chancen, doch gleichzeitig stellt sie Unternehmen vor enorme Herausforderungen – finanziell, personell und mit Blick auf das Geschäftsmodell.

Der richtige Zeitpunkt, um in Zukunft zu investieren, ist jetzt. Das gilt in besonderem Maße für die Digitalisierung deutscher Unternehmen: Denn die Technologien sind erprobt und die Unternehmen, die frühzeitig in die eigene Digitalisierung investiert haben, spielen inzwischen ihre Kostenvorteile aus. Jetzt, da einige Wirtschaftsindikatoren einen vorsichtig positiven Trend zeigen – zum Beispiel ist das BIP im ersten Quartal 2025 leicht gewachsen –, ist auch für die bisher zögerlichen Unternehmen der ideale Zeitpunkt, ihren Weg der digitalen Transformation zu beschreiten.

Wie dieser konkret aussieht, ist für jedes Unternehmen anders. Zugleich ist kein Bereich ausgenommen: Produzierende Unternehmen setzen beispielsweise auf Industrie 4.0 und digitale Vernetzung, der Handel auf E-Commerce. Chatbots unterstützen im Kundenservice, künstliche Intelligenz ermöglicht schnellere und treffsichere Entscheidungen in Vertrieb und Marketing. In produzierenden Betrieben verbessert Machine Learning die Qualitätskontrolle und verhindert Reklamationen, und in der Baubranche übernehmen digitale Systeme die Dokumentation. Angesichts des Fachkräftemangels geht es bei der Digitalisierung inzwischen darum, die Mitarbeiter zu entlasten und deren Produktivität zu erhöhen. Zudem punkten digitalisierte Unternehmen mit attraktiven und zukunftssicheren Arbeitsplätzen, was beim Recruiting hilft. Und auch wenn Quantencomputing noch in den Kinderschuhen steckt: Die digitale Transformation wird dadurch nicht nur voranschreiten, sondern gar ein bislang unbekanntes Tempo gewinnen.

Eine Studie der Rheinischen Fachhochschule Köln belegt einen messbaren Zusammenhang zwischen Digitalisierungsgrad und Geschäftsergebnis. Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad vermelden demnach einen durchschnittlichen Gewinnzuwachs von knapp 20%, während Unternehmen ohne klare digitale Strategie im Schnitt nur mit 3% im Umsatz und sogar nur 1,7% im Gewinn wachsen. Inzwischen zweifelt deshalb niemand mehr an der Notwendigkeit der digitalen Transformation. Digitalisierung und Innovation sind aber nicht nur Wettbewerbstreiber, sie tragen damit auch dazu bei, Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten.

Günstige Zinsen und lange Laufzeiten

Doch ein Selbstläufer ist die digitale Transformation nicht. Sie erfordert Investitionen, die jedes Mal eine neue Herausforderung darstellen. Hier sind vorrangig die Hausbanken gefragt. Diese können bei Finanzierungsanfragen auf die Programme staatlicher Förderbanken wie der NRW.Bank zurückgreifen. Solche Förderprogramme bieten Kredite zu besonders günstigen Zinssätzen mit langen Laufzeiten und Zinsbindungen. Diese sollen Investitionen attraktiver machen, die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen steigern und für mehr Tempo in der Transformation sorgen. Mitte Mai ging in NRW zum Beispiel das neue Programm NRW.Bank.Invest Zukunft an den Start, das genau auf diese Ziele einzahlt.

Immer wichtiger wird auch die individuelle und anbieterunabhängige Beratung in Finanzierungsfragen. Auch hier bieten die Förderbanken Expertise. Die NRW.Bank etwa berät nicht nur wettbewerbsneutral zu eigenen Förderprogrammen, sondern auch zu denen des Bundes und der EU.

Mittelstand investiert mehr in Digitalisierung

Eine gute Nachricht ist, dass die Digitalisierungsaktivitäten im Mittelstand der verhaltenen wirtschaftlichen Entwicklung trotzen. Der KfW-Digitalisierungsbericht Mittelstand 2024 konstatiert einen Schub bei der Digitalisierung, der trotz schwacher Konjunktur anhält. Mehr als ein Drittel (35%) der Unternehmen hat zuletzt Digitalisierungs­projekte durchgeführt. Auch die Ausgaben für die Digitalisierung stiegen 2023 preisbereinigt gegenüber dem Vorjahr um rund eine Mrd. EUR auf 31,9 Mrd. EUR. Allerdings stellt der Bericht ebenfalls fest, dass die digitale Kluft zwischen großen und kleinen Mittelständlern wächst. Förderung kann auch hier helfen, Anschluss zu bekommen, zumal sie dazu beiträgt, dass sich Investitionen schneller rechnen.

Automatisierung und Prozessoptimierung

Ein Unternehmen, das seine digitale Transformation vorantreibt, ist die Stiftsquelle in Dorsten. Der Familienbetrieb investierte in eine Glasmehrweganlage zum automatischen Abfüllen von Mineralwasser, die 30% weniger Energie als ihre Vorgängerin verbraucht. Nachhaltigkeit und Digitalisierung gehen hier Hand in Hand. Die NRW.Bank unterstützte die Stiftsquelle dabei mit einer passgenau strukturierten Förderung.

Auch mittelständische Handwerksbetriebe setzen auf Digitalisierung, beispielsweise die Westfalenbäckerei Niehaves aus Wickede (Ruhr). Im Jahr 2019 startete das Unternehmen ein vielschichtiges Großprojekt und verbindet seither neue Fertigungsanlagen mit digitalen Prozessen. Bis 2022 investierte das Familienunternehmen mit Unterstützung durch Förderdarlehen der NRW.Bank in die Automatisierung einer Reinigungsanlage, was die Mitarbeiter entlastet sowie Strom- und Wasserverbrauch reduziert. Das senkt die Kosten und schützt darüber hinaus die Umwelt. Durch eine neue Software zur Steuerung der Teigmaschinen werden nun weniger Vorprodukte für dieselbe Produktionsmenge benötigt, was ebenfalls für mehr Wirtschaftlichkeit bei zugleich weniger Ausschuss und Abfall sorgt. Die Transformation setzt sich in neuen digitalen verwaltungstechnischen Abläufen fort – vom cloudbasierten Kassensystem über eine datenbankgestützte Arbeitszeiterfassung bis zu digital organisierten Bestellungen, die die einstige Zettelwirtschaft ablöste. Die digitale Personalverwaltung schafft einen besseren Überblick über die Einsatzpläne. Das ermöglicht es, den Wünschen der rund 600 Mitarbeiter nach bestimmten Arbeitszeiten schneller entsprechen zu können – das macht Digitalisierung auch zu einem Plus im Wettbewerb um Fachkräfte.

Digitalisierung sichert Wohlstand

Die Beispiele zeigen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit sind wichtige Wachstumstreiber. Jede Investition in die digitale Transformation zahlt auf die Wettbewerbs- und Zukunftsfähigkeit des Unternehmens ein und sorgt für attraktive Arbeitsplätze. Deshalb stehen Förderbanken wie die NRW.Bank den Unternehmen im Land als starke Partner zur Seite. Sie fördern aktiv Wandel und Fortschritt. Schließlich gilt nach wie vor: Ein starker Mittelstand sichert unseren Wohlstand – und Digitalisierung ist aktive Zukunftssicherung.

👉 Dieser Beitrag ist auch in der Unternehmeredition-Magazinausgabe 2/2025 erschienen.

Autorenprofil
Johanna Antonie Tjaden-Schulte

Johanna Antonie Tjaden-Schulte ist Vorständin der NRW.Bank mit der Zuständigkeit für Vertrieb und Strategie sowie Fokus auf die Themen Innovation und Transformation. Neben der transformatorischen Förderung von mittelständischen Unternehmen treibt sie das Ziel an, jungen Unternehmen nachhaltiges Wachstum zu ermöglichen, um sich stark in NRW zu positionieren. Zuvor war sie bei der Commerzbank als Managing Director im Corporate Banking tätig.

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